Weinheim

Prozess gegen Psychiater startet am 5. Februar

Er muss sich unter anderem wegen Drogenhandels mit Patienten vor dem Landgericht verantworten.

13.01.2024 UPDATE: 14.01.2024 06:00 Uhr 1 Minute, 21 Sekunden

Weinheim. (web) Einem zuletzt in Weinheim praktizierenden Psychiater wird ab dem 5. Februar vor dem Landgericht Mannheim der Prozess gemacht. Das bestätigte Landgerichtssprecher Jürgen Bock auf Anfrage dieser Zeitung. Der Prozess falle in die Zuständigkeit einer Großen Strafkammer. Verhandelt werde dort voraussichtlich bis in den April hinein.

Die Ermittlungsbehörden werfen dem Arzt vor, wieder und wieder Drogen verschrieben zu haben, ohne eine medizinische Indikation geltend machen zu können. Dabei soll zum Teil auch Geld geflossen sein. Rechtlich gesehen handle es sich um ein erstinstanzliches Verfahren und damit nicht um einen Berufungsprozess, so Gerichtssprecher Bock. Dieses Vorgehen sei laut höchstrichterlicher Rechtsprechung zulässig.

Dieses Detail ist durchaus interessant. Unter anderem aufgrund seiner bereits anno 2020 praktizierten Rezeptvergabe war der Psychiater bereits im Sommer 2022 vom Amtsgericht Weinheim zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Außerdem hatte das Weinheimer Gericht ein auf drei Jahre befristetes Berufsverbot ausgesprochen. Der Psychiater legte gegen das Urteil Berufung ein. Er blieb zunächst ein freier Mann.

Doch schon im Juni 2023 kam er in Untersuchungshaft. Ermittler hatten erneut seine Praxis durchsucht. Und erneut warfen sie ihm eine Vielzahl an Regelüberschreitungen vor. So soll er von Anfang 2022 bis Mai 2023 Patienten auf deren Wunsch hin und ohne vorliegende medizinische Begründung Rezepte ausgestellt haben, die zum Bezug von Drogen berechtigten. Die Berufungssache und die neu hinzugekommenen Vorwürfe sollen vor der Großen Strafkammer nun "im Verbund" behandelt werden.

Der Fall mag kurios erscheinen. Doch das Scheitern des Psychiaters weist tragische Dimensionen aus. Sollte er erneut verurteilt werden, steht der Familienvater wohl vor den Trümmern seiner Existenz. Außerdem genoss der Arzt unter seinen Patientinnen und Patienten hohes Ansehen – auch unter denjenigen, die nichts mit Drogen am Hut hatten. Eingesessene Akademiker wie Zuwanderer mit Integrationsproblemen berichteten vor Gericht und gegenüber dieser Zeitung engagiert und glaubhaft von einem sehr zugewandten Psychiater, der ihre Leiden linderte.

In Weinheim war zuletzt nur noch ein Psychiater übrig. Nach Angaben des regionalen Ärztenetzwerks Regiomed unternimmt dieser Arzt das Menschenmögliche, um zumindest dringende Fälle zu versorgen. Da sein inhaftierter Kollege aber eine vierstellige Zahl von Patienten betreute, komme er kaum nach. Viele müssen nun offenbar eine regelrechte Odyssee hinlegen, um einen geeigneten Facharzt zu finden.