Die Badbetreiber brauchen Informationen
RNZ hörte sich beim Miramar, bei der Stadt Weinheim und bei der TSG um - Wiedereröffnungstermin am 6. Juni scheint zu früh

Das städtische Strandbad am Waidsee in Weinheim. Archiv-Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Erst sah es nach einer langsamen Rückkehr zur Normalität aus, doch dann ging alles ganz schnell: Ende letzter Woche wurde bekannt, dass die ersten Schwimmbäder im Land schon von Samstag, 6. Juni, an wiedereröffnen können, darunter auch Heil- und Thermalbäder. Doch dabei gelten Auflagen. Es geht um Hygienevorgaben und um ein detailliertes Betriebskonzept. Wie gehen die Betreiber von Weinheims Bädern mit der Situation um? Die RNZ hat sich umgehört.
> Das Miramar hat eine ausführliche Stellungnahme verschickt. Das Konzept des Landes, von dem zuletzt die Rede war, sei dem Bäderbetrieb nicht bekannt, so Geschäftsführer Marcus Steinhart: "Wir haben ebenfalls ein sehr umfangreiches Konzept erarbeitet und der Landesregierung bereits Vorschläge gemacht, die aber vom Sozialminister Manne Lucha pauschal abgelehnt worden sind, ohne sich im Detail der Sache zu widmen."
Steinhart unterhält sieben Bäder in Deutschland und in Österreich: "Wir planen seit Wochen, aber vonseiten der politischen Entscheider hat sich nie jemand bei uns gemeldet und unsere Expertise angefragt." Er könne nicht erkennen, wie eine Öffnung möglich sein sollte, wenn es Konzepte gibt, die den Betroffenen aber unbekannt sind – und damit nicht vor Ort umgesetzt werden können: "Und selbst wenn sie bekannt wären, müssten sie mit den Betrieben abgestimmt werden, was nicht innerhalb von ein paar Tagen möglich ist, weil eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen sein wird, die man auch rechtlich einwandfrei vertreten kann."
Das Miramar unterbreite den Menschen gern ein Urlaubsangebot – "aber nicht ohne gut informiert zu sein und schon gar nicht von jetzt auf nachher", so Steinhart. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Politik lockert, aber die Bäder nicht zur Stelle sind: "Wir sorgen uns um das Wohl der Gäste und öffnen nur, wenn es klare Vereinbarungen gibt." Er wolle so schnell als möglich wiedereröffnen, realistisch erscheine aber eher Mitte Juni, so Steinhart.
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> Das städtische Strandbad am Waidsee liegt derzeit ebenfalls brach. Laut Verwaltungssprecher Roland Kern könnte es am Montag, 8. Juni, wiedereröffnen. Schließlich ist das Strandbad deutlich simpler strukturiert als das Miramar mit seiner Vielzahl an Angeboten, auch im Thermal- und Heilbadbereich. Die Öffnung des städtischen Strandbads zum kommenden Montag sei derzeit jedenfalls geplant, so Kern. Der 6. Juni – also schon der Samstag zuvor – komme aber auch für die Stadt Weinheim zu früh.
"So viel Vorlaufzeit brauchen wir sicherlich, weil ja bis heute zwar die Ankündigung der Landesregierung vorliegt, aber keine weiteren Angaben, wie der Badebetrieb coronagerecht gestaltet werden soll", verteidigt Kern die spätere Öffnung: "Wir erwarten am heutigen Dienstag nach Pfingsten dazu eine Corona-Verordnung. Wir brauchen dringend mehr Informationen", sieht auch er das Land in der Pflicht. Die Fachleute der Stadt hätten sich bereits Gedanken über Hygiene und Einlass-Modalitäten gemacht, erklärt der Chef der städtischen Pressestelle. Aber auch die Experten könnten erst sagen, was anwendbar und zulässig ist, wenn eine konkrete Verordnung vorliegt.
> Das Waldschwimmbad, das Einheimische auch "Turnerbad" nennen, kann seine Technik rasch wieder hochfahren, erklärt Alexander Erg. "Rein technisch betrachtet, können wir am 8., aber auch schon am 6. Juni aufmachen", so der Geschäftsführer der TSG Weinheim, die das Bad betreibt. Da aber auch ihm konkrete Angaben fehlen, kann er nicht sagen, wie lange es noch dauert. "Wir wissen nicht, wie viele Leute ins Bad dürfen oder wie die diesbezüglichen Empfehlungen lauten. Und wir wissen auch nicht, ob und wie die Besucher dokumentiert werden müssen", sagt er. Von solchen rechtlichen Rahmenbedingungen hänge es aber ab, wie schnell das Bad wieder in Betrieb gehen kann.
Auch die TSG hat schon von sich aus vorgeplant. Im Umkleidebereich sollen nur die Einzelkabinen öffnen. Auch die Duschen bleiben zu, zumindest diejenigen mit Warmwasseranschluss im Sanitärbereich (die Duschen in den Durschreitebecken bleiben natürlich an). Spannend werde, wie viele Besucher die TSG einlassen darf, so Erg.
Wenn es weniger als 500 Menschen am Tag sind – was an heißen Wochenendtagen keineswegs viel wäre –, müsste der Verein wohl mit Zeitfenstern arbeiten. So wären dann zum Beispiel für jeden Besucher drei Stunden reserviert, ehe sie oder er für die Nächsten Platz machen muss, nennt TSG-Geschäftsführer Erg ein mögliches Szenario.