Das ist das neue GRN-Gesundheitszentrum
Bis Ende 2019 sollen neue Gebäude der Betreuungs- und Pflege-Einrichtungen bezogen sein. Ein Besuch auf der Baustelle.

Von Günther Grosch
Weinheim. Vier Gebäudekomplexe, unterteilt in vier unterschiedliche Nutzungsbereiche, welche die Gesundheitsangebote des GRN-Verbunds in Weinheim bündeln, räumlich miteinander vereinen und ergänzen: So stellt sich das in unmittelbarer Nachbarschaft zur GRN-Klinik entstehende neue "GRN-Betreuungszentrum und Altersmedizin Weinheim" dar. Ein Name, an den man sich gewöhnen muss. "Vieles ist schon erkennbar, manches braucht noch ein wenig Fantasie", verdeutlichten dieser Tage Klinikleiter Markus Kieser, die stellvertretende Leiterin des Betreuungszentrums, Ulrike Wüst, sowie GRN-Pressesprecherin Stefanie Müller beim Baustellenrundgang mit der RNZ.

Markus Kieser, Leiter der GRN-Klinik, und Ulrike Wüst, stellvertretende Leiterin des GRN-Betreuungszentrums. Foto: Dorn
Die Anfänge und der Zeit- und Kostenrahmen: Im Frühjahr 2017 war der Spatenstich für den am westlichen Stadteingang Weinheims entstehenden, 47 Millionen Euro teuren Bau erfolgt. Spätestens Ende dieses Jahres soll der komplette Umzug der an der Viernheimer Straße gelegenen ehemaligen "Kreispflege" auf das rund 18.400 Quadratmeter große Grundstück abgeschlossen sein. Ein ambitioniertes Vorhaben. Das weiß man auch aufseiten des Rhein-Neckar-Kreises, der 24,2 Millionen Euro der Gesamtkosten trägt. 5,8 Millionen Euro kommen aus Eigenmitteln der Gesundheitszentren Rhein-Neckar (GRN). 17 Millionen Euro stammen aus Krediten, die ebenfalls die GRN aufgenommen haben.
Hintergrund
GRN-Betreuungszentrum in Zahlen
Wie groß, wie teuer und für wie viele Menschen wird das GRN-Betreuungszentrum neu gebaut? Die RNZ stellt die Zahlen zum Zentrum vor.
Grundstücksgröße: 18.400 Quadratmeter.
Umbauter
GRN-Betreuungszentrum in Zahlen
Wie groß, wie teuer und für wie viele Menschen wird das GRN-Betreuungszentrum neu gebaut? Die RNZ stellt die Zahlen zum Zentrum vor.
Grundstücksgröße: 18.400 Quadratmeter.
Umbauter Raum: 69.000 Kubikmeter.
Netto-Geschossfläche: 16.000 Quadratmeter.
Kosten: 47 Millionen Euro.
Finanzierung: Zuweisung durch den Rhein-Neckar-Kreis: 24,2 Millionen Euro; Eigenmittel der GRN eGmbH: 5,8 Millionen Euro; Kreditaufnahme der GRN eGmbH: 17 Millionen Euro.
Anzahl der Betten (insgesamt): 250.
Vollstationäre Pflege: 90 Plätze.
Schwerst- und Kurzzeitpflege: 30 Plätze.
Eingliederungshilfe: 72 Plätze.
Akut-Geriatrie und Alterspsychiatrie: 29 Plätze.
Geriatrische Reha: 29 Plätze. (keke)
Mit der GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation und dem Betreuungszentrum erwächst in den neuen Gebäuden auch ein "Altersmedizinisches Zentrum". "Hier entsteht ein Vorzeigemodell in der Region und über die Region hinaus", hatte Landrat Stefan Dallinger in seiner Eigenschaft als GRN-Aufsichtsratsvorsitzender beim Spatenstich angekündigt.
Die Raumaufteilung und die Betreuung psychisch kranker Menschen: In dem neuen Pflegezentrum gibt es ein zentrales Eingangs- und Verwaltungsgebäude, das als "Haus 1" firmiert. Man könnte es auch als "Verteilerbahnhof" für die übrigen drei Häuser bezeichnen. Nach seiner Fertigstellung finden Besucher sowie Patienten und Hausbewohner von hier aus einen Veranstaltungsraum sowie eine kleine Cafeteria. Die unterschiedlich genutzten Pflegestationen weisen spezielle Bereiche auf. "Haus 2" dient der Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen. "Erwachse-ne Menschen, die chronisch krank und behindert sind und aufgrund dieser Einschränkung der umfangreichen Betreuungs- und Pflegestruktur einer stationären Einrichtung bedürfen, finden hier im Rahmen der Eingliederungshilfe ihren Platz", erklärt die stellvertretende Leiterin des Betreuungszentrums Wüst.
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Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um körperliche oder seelische Behinderungen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen handelt. Wie bereits in der Viernheimer Straße bewährt, wird auch am künftigen Standort ein multiprofessionelles Team von Mitarbeitern aus den Bereichen Pflege und Betreuung sowie der Sozial- und Arbeitstherapie den Bewohnern eine Lebensumgebung anbieten, die zum einen Sicherheit und Schutz bietet, zum anderen aber auch Entfaltungsmöglichkeiten zulässt, "also eine persönliche, individuelle Weiterentwicklung gewährleistet". Vorrangiges Ziel ist es, den Bewohnern durch eine längerfristige Begleitung, Förderung und psychosoziale Betreuung neue Perspektiven zu eröffnen, erklärt Wüst: "Die Einrichtung soll ihnen sozusagen als ,Sprungbrett’ in eine selbstständigere Lebensform dienen."

Neue Konzepte in Pflege und Behandlung: Demente und psychisch behinderte Frauen und Männer finden - teils vollstationär, teils in Kurzzeitpflege - ihre Heimat in "Haus 3". Das künftig von Dr. Florian von Pein geleitete altersmedizinische Zentrum mit Betten für die Geronto-Psychiatrie sowie die Akut-Geriatrie befindet sich in "Haus 4". Die GRN und das Psychiatrische Zentrum Nordbaden betreiben die Station gemeinsam.
Das Konzept der Akutgeriatrie widmet sich insbesondere den speziellen medizinischen Bedürfnissen älterer Patienten bereits während ihres stationären Krankenhausaufenthalts und damit schon vor einer eventuellen Rehabilitation. Oberstes Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten oder wieder herzustellen. Mit zunehmendem Alter geht es weniger ums Gesundwerden. Die Frage, die sich Ärzte, Therapeuten und Pfleger stellen, ist daher nicht nur: "Was hat der Patient?". Sondern vielmehr: "Was kann er und was nicht?". Und wie kann man ihn dabei unterstützen, damit er weitgehend eigenständig weiterlebt? Zu diesem Zweck wächst derzeit ein geriatrisches Team zusammen, das aus Geriatern, spezialisierten Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Sozialarbeitern besteht.
Das Team wird neben der Geriatrischen Rehabilitation auch in der Akut-Klinik vermehrt ältere Menschen behandeln. Dadurch ist es möglich, frühzeitig Patienten zu identifizieren, deren Selbstständigkeit gefährdet ist. Darauf aufbauend gilt es, Maßnahmen zu ergreifen: von der Frührehabilitation über die Beratung bezüglich der Medikation bis hin zum eventuellen stationären Aufenthalt in der geriatrischen Rehabilitationsklinik.
Die Bäder per Kran in den Rohbau gehoben
Bei der Planung der vier Häuser, aus denen das neue GRN-Pflegezentrum besteht, haben die Architekten Maximilian Otto, Ursula Hüfftlein-Otto und Sven Wilhelm von der Stuttgarter Firma "OHO-Architekten" auf eine einfache Strukturierung und Klarheit im Inneren wie im Äußeren Wert gelegt, so Markus Kieser, Leiter der GRN-Klinik.

Die Nasszellen in "Haus 4" des neuen Betreuungszentrums sind schon vorgefertigt angeliefert worden. Theoretisch könnte man hier schon duschen. Foto: Dorn
Obwohl sich die Anordnung und Struktur auf jedem Stockwerk wiederholt und identisch zeigt, ermöglicht sie dennoch flexibles Arbeiten und erleichtert Bewohnern wie Patienten und Besuchern später die Orientierung. Das Architekturbüro aus Stuttgart Untertürkheim hat bereits das der GRN-Klinik vorgelagerte Behördenzentrum des Rhein-Neckar-Kreises und die beiden Ärztehäuser erstellt. Schließlich soll das "Kreis-Viertel" eine harmonische Gesamtwirkung erzielen.
Die drei Gebäudekomplexe der neuen GRN-Pflege sind in den Obergeschossen direkt miteinander verbunden. "Diese Verbindung soll vor allem auch alternativen Rettungswegen zugutekommen", geht Kieser ins Detail und erläutert anhand der Baupläne die Dimension des Ensembles.
Der Baustellenrundgang der RNZ führt derweil über Baumaterialien, Paletten, Kabelstränge und Farbeimer in "Haus 4", das in seiner Fertigstellung schon am weitesten fortgeschritten ist. Vorbei am "Schwesternstützpunkt", dem künftigen Essensbereich und der "Therapieküche" zu den jeweils vier Quadratmeter großen, barrierefrei angelegten Nasszellen der künftigen Bewohner.

Der alte Standort in Bahnhofsnähe ist bald Geschichte. Foto: Dorn
Hier zeigt sich der Baufortschritt nicht nur angesichts der fertig verlegten Wand- und Bodenfliesen am augenfälligsten. "Sie könnten hier sogar schon duschen", scherzt Kieser angesichts der fertigen Anschlüsse von Waschbecken, Toiletten und Brausen. Dass man hier schon so weit ist, hat seinen Grund darin, dass hier aus Kosten- und Zeitgründen Fertigbauweise angewandt wurde. Die insgesamt rund 200 Nasszellen in den drei Behandlungshäusern des Pflegezentrums wurden einschließlich der Aussparungen für die Wasser-, Strom- und Abwasserleitungen in einer Fabrik vorgefertigt, erklärt Klinikleiter Kieser das Prozedere: "Sobald die Rohbauarbeiten innerhalb eines Stockwerks beendet waren, wurden die Nasszellen mithilfe von Kränen an ihre jeweiligen Plätze gehievt. Anschließend wurde die Decke eingezogen und das nächste Stockwerk in Angriff genommen."
Hintergrund
GRN gibt alten Pflegestandort auf
Die Gesundheitszentren Rhein-Neckar (GRN) bündeln ihre Aktivitäten am westlichen Weinheimer Ortseingang - das alte GRN-Areal steht dagegen vor der Umnutzung. Denn das aktuell noch genutzte Betreuungszentrum mit
GRN gibt alten Pflegestandort auf
Die Gesundheitszentren Rhein-Neckar (GRN) bündeln ihre Aktivitäten am westlichen Weinheimer Ortseingang - das alte GRN-Areal steht dagegen vor der Umnutzung. Denn das aktuell noch genutzte Betreuungszentrum mit angeschlossener Reha-Klinik in der Viernheimer Straße genügt schon lange nicht mehr den Anforderungen moderner Pflege und Therapie - nicht nur wegen zweier von Patienten verursachter Brandunglücke in den Jahren 2012/13.
"Aus Sicherheitsgründen", so Ulrike Wüst, stellvertretende Einrichtungsleiterin, hätte die 1885 errichtete, ursprünglich als Altenheim konzipierte Einrichtung auf jeden Fall umgebaut werden müssen. Darüber hinaus dürfen Bewohner von Pflegeheimen von diesem Jahr an nur noch in Einzelzimmern untergebracht werden. In den bestehenden Gebäuden gibt es 93 Doppelzimmer. Allerdings sind nicht mehr alle belegt. Das ursprüngliche Haus, das 1984 durch ein separates Alterskrankenhaus auf dem gleichen Gelände ergänzt wurde, kompensierte bisher jeweils durch Nachrüstungen die steigenden pflegerischen Aufgaben. Doch ein nach den Brandunglücken erstelltes Gutachten hatte einen Sanierungsaufwand von circa drei Millionen Euro ergeben. Mit Forderungen nach einer neuen Küche, einer Erneuerung der Heizungsanlagen sowie der Fenster summierte sich der Gesamtbedarf schließlich auf über zehn Millionen Euro. (keke)
Die (Einzel-)Zimmer der Bewohner sind gleichfalls genormt und jeweils 18 Quadratmeter groß. "Es gibt aber auch die Möglichkeit, sie zu Zwei-Zimmer-Apartments für Ehepaare zu verbinden", so die stellvertretende Chefin der GRN-Pflege, Ulrike Wüst.
Überall wird eifrig gepinselt, gebohrt, gesägt und gehämmert. Was im Augenblick - leider - noch den Blick nach draußen verwehrt. Zum Schutz vor Beschädigungen und Verschmutzungen sind die meisten Fenster mit Folie verklebt. Außen bestehen die Fensterrahmen aus Aluminium, innen sind sie aus ökologischen Gründen aus Holz.
Und dann gelingt den Baustellengängern doch noch der Panoramablick, der die Landschaft ins Haus holt. Der Blick schweift hinaus auf die Äcker und Wiesen des "Hammelsbrunnens". Jedes Gebäude verfügt außerdem über einen eigenen Innenhof. Fehlt noch die Frage nach dem vom Altstandort in der Viernheimer Straße her gewohnten Park mit seinen Spazierwegen, seinem Weiher und dem Streichelzoo. Auch den Park wird es wieder geben. "Mit Verdunstungsmulden und unterschiedlich gestalteten Erholungsbereichen", versichern Kieser und Wüst. Wenn auch nicht mehr in der gewohnten Größe, sondern um rund ein Drittel kleiner. Auch Ponys wird es keine mehr geben, sondern nur noch kleinere "Streicheltiere".
Auf dem Rückweg offenbart der "Blick in die Tiefe" die logistische Vernetzung des Ensembles. Im Untergeschoss laufen nicht nur die Kabelstränge und Leitungen der Energieversorgung zusammen; der Gang dient auch als direkte Verbindung zur Klinik und zur Essensanlieferung aus der Klinikküche: "Und er kommt bei Bedarf der schnellen medizinischen Versorgung der Patienten zugute."
Wie sagte doch Ex-OB Heiner Bernhard im Rahmen des Spatenstichs? Das neue GRN-Betreuungszentrum werde architektonisch und bautechnisch, aber auch in der Aussagekraft seiner Nutzung zur Visitenkarte Weinheims: "Es steht an markanter Stelle dafür, dass alte, kranke und pflegebedürftige Menschen ihren festen Platz in unserer Stadt haben." (keke)