Weinheim

Bürger helfen bei dieser Dürre ihrer Feuerwehr

Weinheimer haben Gefahren erkannt und geben Wehrleuten Tipps für Wasserreserven - Bäume werden sich lange erholen müssen

03.08.2018 UPDATE: 04.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Feuerwehrkräfte rückten im Verlauf der Woche an den Rand des Exotenwalds aus, um diesen mithilfe einer sorgsam ausgetüftelten Schlauchleitung vor dem Vertrocknen zu bewahren. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Den einen beschert es Urlaubsgefühle, andere lässt es langsam verzweifeln: Das ungewöhnlich warme Wetter der letzten Tage. Was tun angesichts von Hitze und Trockenheit? Das fragen viele Bürger mittlerweile auch die Feuerwehr. Die Brandschützer hätten in den letzten Tagen vermehrt Anfragen erhalten, wie man sich verhalten soll. "Gerade Kleingärtner fragen an, ob es ratsam ist, Grünschnitt zu verbrennen", heißt es in einer Mitteilung der Feuerwehr: "Hier müssen wir ein klares Nein aussprechen." Die Flächen- und Waldbrandgefahr ist weiter auf der höchsten Stufe.

Eine Abkühlung von oben ist auch in den kommenden Tagen nicht zu erwarten. "Selbst wenn ein Gewitterguss kurzzeitig für Entspannung sorgen würde, wäre der Gefahrenindex ohne längeren Regen nach einem bis zwei Tagen wieder zurück auf der hohen Gefahrenstufe", informiert die Feuerwehr.

Störend fänden sie die Anfragen der Bürger keineswegs, beteuern die Brandschützer. Im Gegenteil: Jeder, der helfen will, Bränden vorzubeugen, ist willkommen. Dass die Hitze im wahrsten Wortsinne brandgefährlich ist, haben bereits mehrere Flächenbrände auf Weinheimer Gemarkung gezeigt. "Lieber einmal zu oft bei der Feuerwehr anrufen, als uns einmal zu wenig informieren", betonte Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach auch gestern im RNZ-Gespräch.

So rasten am Donnerstag Polizei und Feuerwehr zu einem vermeintlichen Brand in die Boschstraße. Vor Ort gab’s jedoch schnell Entwarnung: Ein Anwohner hatte ein Feuer in einer Eisentonne gemacht. Vom Qualm aufgeschreckt, riefen andere Anwohner die Einsatzkräfte. "Die Leute sind angesichts der enormen Trockenheit sensibilisiert - das ist verständlich", so Mittelbach.

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Für die Brandbekämpfung - gerade in Wäldern und auf Feldern - ist Löschwasser unverzichtbar. Das ist dort aber nicht so einfach zu bekommen, da es hier keine Hydranten gibt. Aber auch in dieser Sache hätten sich Bürger bei der Feuerwehr gemeldet und ihre Hilfe angeboten, was die Brandschützer sehr freut.

In Oberflockenbach und Lützelsachsen haben Anwohner die Feuerwehr über ihre jeweils eigenen Wasserreserven in Kenntnis gesetzt. "Solche Informationen können im Ernstfall sehr wichtig sein", betonen die Feuerwehrleute. Wie sensibel das Thema ist, zeigt auch das umsichtige Handeln von Feuerwerks-Spezialisten. In den vergangenen Wochen waren sie in die Kritik geraten, da sie trotz der Wald- und Flächenbrandgefahr weiterarbeiteten. Aber auch von dieser Seite wird der Feuerwehr mittlerweile Entgegenkommen signalisiert. Geplante Feuerwerke seien bereits abgesagt worden, teilt die Feuerwehr mit. Das mag für den einen oder anderen Festveranstalter sehr ärgerlich sein; aber angesichts der aktuellen Lage hat sich offenbar die Vernunft durchgesetzt.

Brandverhütung sei aktuell wichtiger denn je, um die Freiwillige Feuerwehr nicht noch mehr zu belasten, heißt es weiter. Die Ehrenamtlichen sind neben ihrem Einsatz und Übungsdienst ja bereits im Hitzeeinsatz und unterstützen die Maßnahmen der Stadt, um die Naturdenkmale Alte Zeder, Ginkgo-Baum und Alte Eiche im Schlosspark zu erhalten. "Wir arbeiten derzeit einen Einsatzplan ab, den alle Abteilungen unterstützen", erklärt Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach. So brächten die Wehrabteilungen abwechselnd Wasser in den Park, um die Bäume zu bewässern.

Auch der Forst hat bei der Feuerwehr angeklopft. Denn die Mammutbäume im Exotenwald zeigen erste Anzeichen, dass ihnen die Hitze zusetzt. Die Feuerwehrführung, das Forstamt, die Stadtwerke, der Bauhof und die Verwaltungsspitze haben sich längst zusammengesetzt. Inzwischen werden auch diese Bäume mithilfe der Feuerwehr bewässert (die RNZ berichtete). Anders als im Schlosspark kommt das Wasser für den Exotenwald jedoch aus einem nahe gelegenen Hochbehälter der Stadtwerke.

Das funktioniert, trotz einiger kleinerer Startschwierigkeiten. Abgesehen von einem Schlauch, der gestern Morgen ausgetauscht wurde, bekommen die Mammutbäume nun eine regelmäßige Bewässerung. In Anbetracht dieser Einsätze kann Feuerwehrsprecher Mittelbach einiges über die Biologie der Bäume erzählen: "Wichtig ist, dass man bei der Bewässerung von Bäumen nicht zu kurzfristig denkt", sagt er: "Die Folgen von langen Dürreperioden kommen oft erst deutlich später zum Tragen." Kurzfristig würden die Bäume bei mangelnder Wasserversorgung quasi in den Wintermodus umschalten und Laub abwerfen. Die Gewächse bräuchten nach derartigen Stressphasen sehr viel Zeit, um sich zu erholen.

Geraten die Erholungsphasen zu kurz, steigen die Risiken. "Oft zeigen sich die Folgen erst im nächsten Herbst oder Winter, wenn die Bäume Windböen oder Schneemassen nicht standhalten. Dann können die Äste oder der Stamm schnell brechen", sagt er.

Fazit: Wenn auch besonders bei denen, die jetzt schon Ferien haben, mediterrane Gefühle aufkommen mögen: Für derart lange Hitze- und Dürrephasen ist die Stadt- und Park- und Waldvegetation in Weinheim wohl eher nicht gemacht. Ein lang anhaltender Landregen dürfte da nicht schaden - sofern er nicht im Verlauf der Kerwetage kommt.

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