Bevölkerungsschutz ist Stadt 420.000 Euro wert
Geistliche weihten das Löschgruppenfahrzeug und den Mannschaftswagen der Feuerwehr Sulzbach ein.

Von Günther Grosch
Weinheim-Sulzbach. Beide Fahrzeuge haben sich allein in diesem Jahr schon in mehr als 30 Einsätzen bewährt. Doch den endgültigen Segen erhielten sie am vergangenen Wochenende: das neue, rund 360.000 Euro teure Löschgruppenfahrzeug (LF 10), und der bereits im März 2021 in Dienst gestellte, 60.000 Euro teure Mannschaftstransportwagen (MTW) der Feuerwehrabteilung Sulzbach. Die evangelische Diakonin Christel Apel und der katholische Dekan Tomas Knapp gestalteten die ökumenische Feierstunde unter der Devise: "Alleine sind wir nichts. Gemeinsam sind wir die Rettung."
Der 19. März 2022 werde nicht nur als "bedeutender Tag", sondern auch als "Investition für die Stadt und ihre Bürger" in die Geschichte der Wehr eingehen, so Marco Gosdzik. Der Sulzbacher Abteilungskommandant versprach, weiter dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Er nannte zwei aktuelle Beispiele: Das nach 24 Jahren Feuerwehrdienst ausgemusterte Vorgängermodell des LF 10 ist – zusammen mit weiteren feuerwehrtechnischen Geräten – seit gut einer Woche in der Ukraine im Einsatz. Die Stadt Weinheim hatte Fahrzeug und Ausrüstung gespendet. Unmittelbar nach Ende der Feierstunde tauschten die aktiven Brandschützer sowie Angehörige der Jugendfeuerwehr die Festtagsuniform gegen die Arbeitskluft ein, um mit dem Technischen Hilfswerk und dem Deutschen Roten Kreuz den Bürgersaal und die Turnhalle der Carl-Orff-Grundschule für die in den nächsten Tagen erwarteten Waisenkinder aus der Ukraine herzurichten.
"Mehr als begeistert" von der "zwar kleinsten, aber einer der aktivsten Feuerwehrabteilungen der Stadt" zeigte sich Erster Bürgermeister Torsten Fetzner. Von der Kinder- und Jugendfeuerwehr über die aktiven Wehrangehörigen bis hin zu den Alterskameraden und dem Spielmannszug reiche das Spektrum, "das man so in der Region kaum noch vorfindet", sagte der Feuerwehrdezernent. Darüber hinaus zeigten die neuen Fahrzeuge, dass man in Weinheim sowohl auf den Zivil- und Brandschutz als auch auf den Katastrophenfall vorbereitet ist. "Das dafür ausgegebene Geld ist es uns wert", wies Fetzner darauf hin, dass die Fahrzeuge "für die Bevölkerung und nicht für die Feuerwehr angeschafft wurden".
Feuerwehrkommandant Bernd Meyer und der stellvertretende Kreisbrandmeister, Patrick Janowski, stießen ins selbe Horn. Die beiden hochmodern ausgestatteten Fahrzeuge stellten kein Eigentum der Feuerwehr dar, sondern stünden für Schutz und Sicherheit, welche die Feuerwehr mit ihrer hoch qualifizierten Ausbildung garantiere. Corona, die Katastrophe im Ahrtal und der Krieg gegen die Ukraine zeigten, wie wichtig ein funktionierendes Krisenmanagement in Verbindung mit der Schlagkraft der ehrenamtlich tätigen Hilfs- und Rettungskräfte ist, so Meyer: "Diesen Schatz gilt es stärker ins Bewusstsein zu rufen." Die Investitionen in einen nachhaltigen Zivil- und Bevölkerungsschutz zählten nicht ohne Grund zu den Pflichtaufgaben einer Kommune.
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Die wichtigsten technischen Details des neuen MAN-Löschfahrzeugs mit Gebra-Ziegler-Aufbau erläuterte Eric Stephan von der Lieferfirma bei der offiziellen Übergabe des Fahrzeugschlüssels an den Kommandanten. Neben dem 15 Tonnen schweren Fahrzeug mit Vollautomatikgetriebe und einem 290 PS starken Motor bildet der 2000 Liter fassende Wassertank, aus dem das Löschwasser mit einem Druck von acht Bar strömt das Herzstück des Fahrzeugs. Nicht zu vergessen: der pneumatisch ausfahrbare und mit LED-Lampen bestückten Lichtmast. Hinzu kommt eine Innenausstattung unter anderem mit vier Atemschutzgeräten. Freiwilligkeit und Ehrenamt seien Begriffe, die soziales Engagement an erster Stelle auszeichnet. Mut, Selbstlosigkeit und technisches Verständnis gehörten darüber hinaus ebenso zu einem Feuerwehrmann und einer Feuerwehrfrau wie Solidarität, so die beiden Geistlichen Apel und Knapp. Dank dieses Selbstverständnisses verfüge die Feuerwehr über eine hohe Integrationskraft.
Das Segnen von Fahrzeugen sei kein Hokuspokus, erläuterte Diakon Knapp. Es gehe um den Wunsch, dass alle Kameraden heil aus dem Einsatz nach Hause kommen. Wer Feuerwehrdienst leistet, setze sein Leben ein, um das eines anderen zu retten: "Feuerwehrdienst ist nicht nur mitmenschlicher und christlicher Dienst am Gemeinwohl, sondern auch Gottesdienst." Denn, so Diakonin Apel: "Helfen in der Not ist immer Gebot und Gottes Wille."