Auf dem Marktplatz ist wieder viel los
Die Gastronomen strahlen mit der Sonne um die Wette. Pro Tag lassen sich 300 bis 400 Menschen im Zelt testen. Zum Teil gibt es neues Service-Personal.

Weinheim. (keke) Mittwoch, später Nachmittag. Das Thermometer zeigt immer noch über 25 Grad. Strahlender Sonnenschein liegt über der Marktplatz-"Piazza", wo es vor der Geschäftigkeit der Gastronomiebedienungen und der guten Laune der Gäste nur so summt und brummt. Gleich oben bei der "Eiszeit" sind fast alle Stühle und Tische belegt. Angelika Ferrarese hat alle Hände voll zu tun, um den kleinen und großen Schleckermäulern mit einer "Copa per Bambini" oder "Gelato a Tavola" ein frostiges Vergnügen zu bereiten.
Unter mehr als zwei Dutzend Sorten, die "Ice-Man" Alberto Ferrarese selbst kreiert hat, wird jeder fündig. "Grünes Pistazieneis" mit Original-Pistazien aus Sizilien ist im "Tempo di Gelati" der derzeitige Renner. Die Menschen seien das Vorlegen eines Corona-Negativ-Tests inzwischen gewöhnt, erzählt Angelika Ferrarese. Noch vor 14 Tagen hätten viele deswegen "rumgezickt", sich dann aber doch vor dem Schnelltest-Zelt am unteren Ende des Marktplatzes angestellt und einen Negativbescheid geholt. "Zwischen 300 bis 400 Personen", so Nele Heckmann, würden sie und ihre Kolleginnen Raphaela Sedlmeier und Anita Gjyliqi werktags und auch an Sonn- und Feiertagen auf Corona überprüfen.
Sonnenbrillen und Sonnenhüte haben die Mund-Nasen-Masken auch bei den vor dem "Diebsloch" vor einem Bier, einer Weinschorle oder einem Salat Sitzenden abgelöst. "Wir kommen regelmäßig, weil es auf Deutschlands schönster Terrasse zu jeder Jahreszeit herrlich ist", bekennt ein Ehepaar aus Bensheim. Im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, Schlosshof und Exotenwald haben sie bereits seit dem frühen Vormittag ihre Runden gedreht: "Die Windeck war zwar noch geschlossen, aber das ist ein Grund mehr, wiederzukommen."

Auch "Tafelspitz"-Chefin Carolina Bährend hilft beim Bedienen mit. Das Restaurant hat nach dem Lockdown den ersten Tag geöffnet. "Wir wollten noch die Stabilisierung der Inzidenzzahlen abwarten, ehe wir die Küche wieder hochfahren", erklärt Bährend. Auf jeden Fall aber freue sich das gesamte "Tafelspitz"-Team, "wieder für unsere Gäste da sein zu dürfen". Auch sie vertraue auf die Vernunft der Menschen und dass es ohne neue Einschränkungen weitergeht.
Nach der mehr als halbjährigen Schließpause gilt es nicht nur für die Marktplatzgastronomie, finanziell vieles wieder auf- und nachzuholen. Was noch fehlt, sind die Touristen, die der Zweiburgenstadt mit Bussen einen Besuch abstatten. Auch im "Hamilton" läuft es "außen wie innen" inzwischen wieder "sehr gut". Die Erleichterung darüber ist Nina Ramic anzusehen. Zunächst sei es schwierig gewesen, neues Servicepersonal zu finden, weil sich alle ehemaligen Mitarbeiter während des Lockdowns einen neuen Job suchten. "Zufrieden" zeigt sich auch Lukas Kühn vom Restaurant "SO": "Die Menschen sind "hungrig nach Geselligkeit." Nur das ständige Sich-Testen-Müssen falle vielen noch schwer. Hinzu kommt, dass es in den an Weinheim und die Region angrenzenden Bundesländern etwas laxere Regelungen gibt; aber in dieser Hinsicht holt Baden-Württemberg ab Montag ja auf.
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"Unter wirtschaftlichen Aspekten" stört Kühn am meisten, dass die Abstände der Tische immer noch so groß sein müssen: "Das schmälert unsere Einnahmen bei gleichbleibenden Kosten und Ausgaben erheblich." Auch im "SO" arbeitet ein komplett neues Serviceteam. "Unser Küchenteam aber ist noch das gleiche geblieben", beruhigt Kühn die Stammgäste, welche die Qualität und Kochkünste seiner Mannschaft schätzen. Vor dem "Café am Markt" feiern Anne, ihr Ehemann Jochen und die Tochter Geburtstag. "Perfekt" findet es das Geburtstagskind, "endlich wieder raus zu dürfen und den Geburtstagskuchen in diesem Rahmen und Ambiente feiern zu können".