Plus Warntag in Wiesloch

Bevölkerung muss besser auf Gefahrenlagen vorbereitet sein

Timo Fitzau von der Stabstelle Bevölkerungsschutz und Mario Strammiello vom Deutschen Roten Kreuz klären zum bundesweiten Warntag auf.

12.09.2024 UPDATE: 12.09.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Die neuen Sirenen in Wiesloch sollen heute erstmals heulen. Foto: Stadt Wiesloch

Von Armen Hesse

Wiesloch. Die Bevölkerung müsse für das richtige Verhalten in Notsituationen sensibilisiert werden, sagt Mario Strammiello. Wenn es um den Katastrophenschutz geht, ist der Vorsitzende des Ortsverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Wiesloch nah dran. "Das Thema Gefahrenlage ist immer präsent bei uns."

Der bundesweite Warntag am Donnerstag soll genau dafür sorgen. In diesem Jahr könne Wiesloch vollumfänglich daran teilnehmen, erklärt Timo Fitzau, für die Stadt zuständig im Bereich Bevölkerungsschutz und Feuerwehr. "Die Sirenen sind erfreulicherweise endlich einsatzbereit. Wir können und wollen sie dann einem Test unterziehen."

Insgesamt sind es elf Sirenen, die in Wiesloch installiert worden sind, nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Ortsteilen Baiertal, Frauenweiler und Schatthausen. Dabei seien die Standorte laut Fitzau von einem Ingenieurbüro berechnet worden, um die größtmögliche Abdeckung auf der Gemarkung zu erreichen.

Nachdem im Rahmen des bundesweiten Warntags alle Sirenen um 11 Uhr ausgelöst worden sind, sollen die Wieslocher Warnanlagen auch um 11.15 Uhr noch einmal heulen, dann allerdings nicht zusammen. "Sie sollen in den verschiedenen Bereichen separat, also kurz zeitversetzt angesteuert werden", so Fitzau. Schließlich sei nicht immer das gesamte Stadtgebiet betroffen, sondern nur ein Ortsteil oder nur ein Bereich der Kernstadt.

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"Wenn heute etwas passieren sollte, könnten wir sie schon auslösen", betont Fitzau. "Das ist für uns ein Meilenstein." Beschaffung und Installation hätten annähernd zwei Jahre gedauert. Ertönten die Sirenen, würden sowohl Feuerwehr als auch DRK von der Leitstelle informiert, erklärt Strammiello das Vorgehen. "Dann gehen unsere Meldungen an die ehrenamtlichen Kräfte raus, in dem Maße, in dem es eben leistbar ist." Auch professionelle Organisationen wie die Malteser und das Technische Hilfswerk seien involviert.

Bei einem relativ kurzen Stromausfall würden die Sirenen nicht eingesetzt, informiert Fitzau über die Anwendungsgebiete. Wenn man allerdings, wie beim Stromausfall in diesem Jahr, keine Möglichkeiten habe, die Menschen zu informieren, würden Sirenen voraussichtlich eingesetzt; in anderen Situation mit großer Sicherheit: "In Fällen, in denen es um giftige Stoffe geht, beispielsweise ein Brand bei der AVR-Anlage, wenn eine giftige Rauchwolke über Wiesloch zieht."

Im Gefahrenfall sei ein Warnmix wichtig, Sirenen seien ein Bestandteil und als Unterstützung gedacht. Ein weiteres Element soll ebenfalls beim Warntag in die Testphase gehen – das Bürgerinformationstelefon. Die Idee dafür sei recht kurzfristig in Zusammenarbeit mit einem IT-Dienstleister umgesetzt worden, sagt Fitzau. "Das musste alles in kurzer Zeit geschehen. Wenn es gut funktioniert, soll es eine dauerhafte Lösung geben."

Jetzt wollen Stadt und Feuerwehr zunächst einmal testen, ob das System eine große Anzahl an Anrufen aushält und ob die Daten auswertbar bleiben. Ähnlich wie beim bestehenden System in Walldorf soll es dabei Bandansagen geben, die über den Auslöser informieren. "Das soll insbesondere denjenigen helfen, die kein Smartphone haben oder nicht damit vertraut sind. Sie hören die Sirenen und wissen, irgendetwas ist im Argen." Eventuell könnten auch Handlungsempfehlungen vermittelt werden oder Statusänderungen, bei einer Entwarnung etwa.

Fällt auch das Kommunikationsnetz aus, wollen die Hilfskräfte auf Notfalltreffpunkte zurückgreifen. Initiiert wurden sie von Feuerwehr und DRK. Das Konzept, so Fitzau, sei noch nicht fertig, aber einsatzbereit, wie im Falle des Stromausfalls. "Die Menschen müssen dann nur noch wissen, wo sie hingehen müssen, um an Informationen zu kommen." Das arbeite währenddessen parallel im Hintergrund, sagt Strammiello. "Bei uns werden zunächst Führungsgruppen gebildet, die sich zunächst an unserem Sammelpunkt einfinden, meistens in Frauenweiler."

Sie leisteten alles, was über die Notfallbetreuung hinausgeht. Als es 2014 zu einem Brand im Hotel Mondial in Wiesloch gekommen sei, berichtet Strammiello, habe das DRK für die Verlegung des Williams Formel-1-Teams gesorgt und auch die psychosoziale Betreuung übernommen.

Damals waren etwa 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr und 13 Großfahrzeuge im Einsatz. "Zur Betreuung gehört, dass die Menschen etwas zum Anziehen haben, zum Waschen, zum Essen – vor allem gehört aber dazu, zuhören zu können." Bei dem Brand wurden die Teammitglieder ins Palatin verlegt, erhielten vom DRK etwa Kleidung, Frühstück, Bademäntel und Decken.

"Die Menschen sollen wach bleiben", wünscht sich Strammiello, "Szenarien andenken und Resilienz schaffen." Damit meine er auch Dinge wie Notgepäck und Notrationen. "Insgesamt muss die Bevölkerung mehr sensibilisiert werden." Er habe das Gefühl, Katastrophen seien zwar in den Medien präsenter, aber nicht in den Köpfen. Früher sei das anders gewesen, bevor in den 1990er-Jahren der Katastrophenschutz rückgebaut worden sei. "Heute brauchen wir dafür ein neues Bewusstsein, denn die Gefahrenlage hat sich auf vielen Ebenen verändert."

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