Die Stadt will die Wegweiser zum jüdischen Friedhof verbessern
Dazu kommt eine Hinweis-Stele und das Eingangstor soll neu gestaltet werden.

Von Sarah Eiselt
Walldorf. Bewusstsein schaffen und stärken ist das Ziel, mit dem die Stadtverwaltung Walldorf dem jüdischen Friedhof mehr Respekt und Aufmerksamkeit zollen will. Aus diesem Grund wird es in Zukunft auf dem Gelände des städtischen Friedhofsteils eine Gedenktafel-Stele sowie sechs weitere Hinweis-Stelen geben, wie der Gemeinderat einstimmig beschlossen hat. Die Kosten sollen bei rund 23.000 Euro liegen. Außerdem will sich die Verwaltung um eine sowohl gestalterisch als auch funktional ansprechende Lösung für das in die Jahre gekommene Eingangstor zum jüdischen Friedhof bemühen.
Denn "das Erinnern an jüdisches Leben in Walldorf ist schon seit einigen Jahren Thema", sagte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann in der Sitzung. Er wies auf die verschiedenen Veranstaltungen zum Thema hin, die in der Astorstadt besonders privatem Engagement, aber auch den beiden Kirchengemeinden mit Unterstützung durch die Stadt zu verdanken seien. So nannte er etwa das regelmäßige Gedenken an die Novemberpogrome von 1938, bei denen von nationalsozialistischen Schlägertrupps jüdische Geschäfte, Gotteshäuser und andere Einrichtungen in Brand gesetzt wurden. Der 9. November 1938 ist aber auch der Tag, an dem Tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Ein weiterer Tag der Erinnerung sei – so Steinmann – auch der 22. Oktober 1940: An diesem Tag fand die Deportation der badischen Juden ins Lager Gurs statt.
Diese Ereignisse nahm man in der Vergangenheit in Walldorf zum Anlass, den jüdischen Friedhof, die in der Stadt verlegten Stolpersteine oder relevante Gebäude zu besuchen. "Zweifellos der Höhepunkt des Erinnerns an jüdisches Leben waren die Kurt-Klein-Tage im Jahr 2022 mit dem Besuch der Kinder von Kurt Klein und dem damit einhergehenden dreitägigen Programm", heißt es in der Vorlage. Der aus Walldorf stammende Kurt Klein war wie seine Geschwister vor den Nazis in die Vereinigten Staaten geflohen und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als amerikanischer Soldat nach Deutschland zurückgekehrt.
Bei den Kurt-Klein-Tagen sei die Idee entstanden, den jüdischen Friedhofsteil stärker ins Bewusstsein zu bringen, sagte Steinmann. Dieser befindet sich im Westen des örtlichen Friedhofs mit einer Größe von 1732 Quadratmetern und steht im Eigentum der Israelischen Religionsgemeinschaft Baden. "Wenngleich grundsätzlich Veränderungen dort nicht durchgeführt werden dürfen, so sind doch gerade in der Wegweisung auf dem kommunalen Friedhofsteil Verbesserungen denkbar", heißt es in der Vorlage.
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Angedacht ist eine verbesserte Beschilderung, die für eine bessere Wegweisung und zusätzliche Informationen sorgen soll. Angebracht auf einer Gedenktafel "um den Zugang niederschwelliger zu gestalten", so Steinmann. Wie zukünftig mit dem Eingangstor verfahren werden soll, wurde zudem kurz umrissen – auch weil dessen Zustand bereits im Herbst letzten Jahres im Kultur-, Bildungs- und Partnerschaftsausschuss thematisiert worden war. Dieser hatte sich darauf verständigt, dass das Tor zwar verschlossen und der Eingang zu dem Teil des Friedhofs damit nicht komplett frei zugänglich sein solle. Allerdings müsse es neu gestaltet werden, da es seitens der Bevölkerung als "wenig ansehnlich" wahrgenommen werde.