Alle wollen den Alpaka-Nachwuchs sehen
Erstes Jungtier im Walldorfer Tierpark bei der Kamelart wurde am 21. Juni geboren. Der neue fachliche Leiter ist Philipp Kuhn.

Von Timo Teufert
Walldorf. Eigentlich hatte im Walldorfer Tierpark niemand mehr damit gerechnet, dass es in diesem Jahr Nachwuchs bei den Alpakas geben würde. Denn bei den Tieren kann man nicht genau erkennen, ob sie trächtig sind. Und die Tragezeit von einem Jahr war schon deutlich überschritten. Umso größer war die Freude, als Shirin Nikolaus, die im Tierpark ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) macht, das kleine Baby am 21. Juni zufällig beim Ausmisten im Stall entdeckte. Am Freitag wurde der erste Nachwuchs bei den Walldorfer Alpakas der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Ich habe nur etwas Dunkles im Stall liegen sehen und war erstmal verwirrt", berichtet Nikolaus. Dann habe sie das Baby erkannt und die Kollegen informiert. "Die Freude war dann riesengroß", erinnert sich die 18-Jährige, die nach ihrem FÖJ gerne eine Ausbildung als Tierpflegerin absolvieren möchte. "Wir haben dann mitgefiebert, dass alles klappt, als es zum ersten Mal aufgestanden ist." Das kleine weibliche Alpaka, das mit dem weißen Kopf und den weißen Söckchen an den Hinterläufen dem Vater ähnelt, sei noch sehr wackelig auf den Beinen gewesen. "Die Mutter kümmert sich prima um das Kleine", berichtet Nikolaus. Dementsprechend entwickle sich das Jungtier, so Nikolaus, die seit fast einem Jahr im Tierpark arbeitet.
Einen Namen hat das Kleine allerdings noch nicht. "Unserem Bürgermeister Matthias Renschler ist der Tierpark ja eine Herzensangelegenheit und er hatte die Idee, einen Malwettbewerb mit den Schulen und Kindergärten zu organisieren, um so einen Namen zu finden", sagt David Högerich, Betriebsleiter des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft und organisatorisch für den Tierpark verantwortlich. Zusammen mit zwei Wallachen und der Mutter lebt das kleine Alpaka auf der Anlage und kann im Walldorfer Tierpark besucht werden.
Den Termin im Tierpark nutzte Högerich zudem, um den neuen fachlichen Leiter der Einrichtung vorzustellen. Diese Stelle hat Philipp Koch am 1. Juli übernommen. Der 32-Jährige hat Biologie an der Universität Halle/Saale studiert und schreibt gerade an seiner Doktorarbeit am Julius-Kühn-Institut in Münster. Darin geht es um die Auswirkungen des Klimawandels auf bestimmte Tierarten sowie mit dieser Tierart assoziierte Schädlinge und Parasiten. Er soll den Walldorfer Tierpark konzeptionell weiterentwickeln und dafür seine theoretischen und praktischen Erfahrungen mit einbringen. Koch hat bereits in verschiedenen Zoos und Tierparks gearbeitet, darunter als Assistenz des Kuratoriums im Bergzoo Halle.
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"Der Tierpark Walldorf hat viel Potenzial. Mich hat gereizt, hier viel konzeptionell arbeiten zu können", sagt Koch. Ideen hat er schon eine Menge, will aber die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. "Geplant ist ja, die heimischen Tiere in den Mittelpunkt zu stellen", so Koch. Aus den Vorschlägen der Beteiligten will er dann die besten herausfiltern und sinnvoll zusammenführen. "Weiter möchte ich aber nicht ins Detail gehen, weil noch alles sehr frisch ist", so Koch. Zunächst ist er damit beschäftigt, eine Ist-Analyse zu erstellen.
Bereits im Oktober 2021 hatte der Gemeinderat eine perspektivische Konzeption für eine Weiterentwicklung des Walldorfer Tierparks beschlossen. Als Planungshorizont hat die Verwaltung dafür fünf bis zehn Jahre vorgesehen. So soll etwa ein neues Betriebsgebäude errichtet werden, in dem nicht nur Sozialräume für die Mitarbeiter geschaffen werden sollen, sondern auch eine zeitgemäße Futterküche, eine Quarantäne-Station und die Zooschule Platz finden sollen. Im Bereich der ehemaligen Ponystallungen wäre dann Platz für einen Schaubauernhof, für den ein Umsetzungskonzept erarbeitet werden soll. Dort sollen einmal Haus- und Nutztiere gezeigt werden.
Aber auch der Zugang zur Gastronomie soll neu aufgestellt werden. In den Monaten der Pandemie, als der Tierpark geschlossen bleiben musste, habe sich gezeigt, dass der Zugang zum Lokal durch den Park ein Problem darstellt. "Daher wäre es wünschenswert, einen Zugangsbereich für die Gastronomie zu schaffen, welcher die Querung des gesamten Tierparkareals durch die Gäste in den Abendstunden nicht notwendig macht", heißt es in der Vorlage.
Um den Spielplatz attraktiver zu machen, sollen die Randbereiche aufgewertet werden. Es gebe erste Ideen, man stehe im engen Austausch mit der Stadt und Stadtbaumeister Andreas Tisch habe das Projekt bereits architektonisch umrissen, sagt Högerich. Geschaffen werden könnte eine "Edutainment"-Wand – also ein Mix aus Education (englisch für Bildung) und Entertainment (englisch für Unterhaltung). Diese soll haptische und elektronische Komponenten haben. Allerdings habe man bei diesen Projekten auf den neuen fachlichen Leiter gewartet, damit dieser seine Expertise einbringen könne, so Högerich.