Im Hirschberger Wald entsteht ein Hirschkäfermeiler
Die stark gefährdete Art soll mit dem Meiler unterstützt werden. Auf die Idee gekommen ist Bürgermeister Ralf Gänshirt.
Von Annette Steininger
Hirschberg. Er sieht imposant aus, der Hirschkäfer: Das Männchen ist mit etwa 3,5 bis 9 Zentimetern Europas größter Käfer und zeichnet sich durch geweihartige Kieferorgane aus. Woher auch der Name stammt. Doch inzwischen begegnet man ihm nicht mehr so häufig bei Spaziergängen im Wald: Denn auf der bundesweiten Roten Liste wird der Hirschkäfer in der Kategorie 2 als "stark gefährdet" geführt.
Als Gründe nennt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) vor allem "die Entnahme von Alt- und Totholz, den Einschlag von Altbäumen, die Anpflanzung standortfremder Arten, den ersatzlosen Verlust von Altbäumen zum Beispiel in Alleen und die Nutzungsaufgabe von Streuobstwiesen".
Um zumindest den Tierchen im Hirschberger Wald eine "Vermehrungsstätte" zu bieten, wird sich etwas tun. Denn hier soll ein sogenannter Hirschkäfermeiler entstehen, der bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Odenwaldklubs (OWK) Thema war, weil dieser sich an der Realisierung finanziell beteiligen wird.
Auf die Idee gekommen sei Bürgermeister Ralf Gänshirt, erläuterte Förster Walter Pfefferle im Gespräch mit der RNZ. Er hatte in der Zeitschrift "Wald und Gesellschaft" einen Artikel vom Forstamt über den Hirschkäfermeiler von Schriesheim gelesen. Der Meiler befinde sich zwar auf Schriesheimer Gemarkung, wenngleich "gefühlt" in Wilhelmsfeld, erläuterte Pfefferle, warum man im Netz unterschiedliche Ortsangaben findet.
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Den Hirschkäfermeiler dort gibt es seit November 2018 beim Parkplatz "Hexenbesen" in der Heidelberger Straße. Der Förster zeigte sich angetan und sprach daraufhin den Odenwaldklub Leutershausen an, ob der das Projekt unterstützen würde. Der zeigte sich ebenfalls begeistert und war sofort dabei.
Für den Bau des Hirschkäfermeilers in Schriesheim beziehungsweise Wilhelmsfeld wurden mehrere Eichenstämme kreisförmig in den Waldboden eingegraben und die Zwischenräume mit Eichenhäcksel befüllt. Die Stämme ragen bis zu einen Meter aus der Erde und erinnern so an einen Meiler. Auch in Hirschberg wird eine ähnliche "Vermehrungsstätte", wie Pfefferle sie nennt, entstehen. Sie kann dann natürlich auch anderen Insekten dienen.
Wenn das Holz modrig ist, sollen die Käferweibchen ihre Eier an den morschen Stämmen ablegen. Während die Hirschkäfer letztlich nur wenige Wochen auf der Erde leben, dauert die Entwicklung im Boden länger: Die geschlüpften Larven ernähren sich von feuchtem und verpilztem Holz, bis sie sich nach drei bis sieben Jahren verpuppen und letztendlich zum Hirschkäfer werden.
Der mag übrigens gern den Saft von Eichen, den er an sogenannten Wundstellen findet. Kurios: Wenn der Saft bereits leicht gärt, liegen die Tiere mitunter "betrunken" unter den Eichen und strampeln mit den Beinen. Man darf gespannt sein, ob man dieses Bild dann künftig häufiger in Hirschberg sieht. Entstehen soll der Hirschkäfermeiler laut Pfefferle im Herbst westlich der "Hirschburg"-Ruine. "Ich gehe davon aus, dass bei unserem Projekt die Gemeinde die Lohnkosten für die Forstwirte der Gemeinde übernimmt", sagt der Revierleiter.
Der Odenwaldklub Leutershausen könnte die Fremdkosten für den Baggereinsatz, für das Hacken des Eichenholzes zum Verfüllen der Stamm-Zwischenräume sowie für das Zaunmaterial übernehmen. Denn der Hirschkäfermeiler muss vor Wildschweinen mit einem Zaun gesichert werden.
Gegenüber dem Odenwaldklub hatte Pfefferle hierfür Kosten zwischen 1500 und 2000 Euro genannt. "Das müssten wir noch einmal mit der Vorsitzenden klären", so der Revierleiter.