Heidelberger Wasser sorgt für Neckargemünder Problem
Das Rückhaltebecken für Waldhilsbach müsste Neckargemünd wohl selbst zahlen - Einzelmaßnahmen geplant

Der Kindergarten kann nach der Überflutung vorerst nicht mehr genutzt werden. Foto: Moll
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Waldhilsbach. Als es längst aufgehört hatte zu regnen, schoss das Wasser noch immer vom Königstuhl hinunter Richtung Waldhilsbach. Laub und Gestein auf der Straße ließen erahnen, was hier wenige Stunden zuvor passiert ist. Durch Starkregen war der sonst so gemächlich dahinplätschernde Forellenbach in der Nacht auf Silvester zu einem reißenden Gebirgsbach geworden und hatte sein Bett verlassen. Besonders traf es den städtischen Kindergarten, dessen Keller bis zur Decke voll lief - genau wie vor anderthalb Jahren. Nun stellt sich die Frage: Wie kann verhindert werden, dass so etwas künftig noch einmal passiert?
"Wir sind dran am Hochwasserschutz", sagt Bürgermeister Frank Volk. "Starkregenereignisse kommen plötzlich und massiv, ein Hochwasser des Neckars ist einfacher vorherzusagen." Ein bereits fertiges Hochwasserschutzkonzept sieht mehrere Maßnahmen vor: So sollen das Einlaufbauwerk am Ortseingang vom Königstuhl kommend vergrößert, ein nicht mehr nötiger Löschteich beseitigt und mehrere Rechen erneuert werden.
"Wir wollen die Bevölkerung schützen", sagt Volk. Der Bürgermeister deutet aber an, dass eine "große Lösung" wie ein Rückhaltebecken oberhalb des Ortes nur schwierig umzusetzen ist. Das Problem: Es müsste auf Heidelberger Gemarkung gebaut werden. "Es gab Gespräche", verrät Volk: "Wir stehen in regelmäßigem Dialog, aber unser Anliegen stößt nur begrenzt auf Verständnis." Da das Becken ausschließlich dem Schutz von Waldhilsbach dient, müsste es Neckargemünd wohl selbst bezahlen. "Dabei sorgt doch Heidelberger Wasser für die Überschwemmung", so Volk. Schon nach der Überflutung im Mai 2016 war ein Becken Thema. Der damalige Rathauschef Horst Althoff sagte, dass ein solches auf Privatgrundstücken entstehen müsste, was alles noch komplizierter mache. Er kündigte schon damals Maßnahmen an.
Für Gerold Werner liegen die Möglichkeiten auf der Hand: "Entweder der Querschnitt des Baches wird vergrößert oder es wird ein Rückhaltebecken gebaut", sagt der Geschäftsführer des "Zweckverbandes Hochwasserschutz Elsenz-Schwarzbach" mit Sitz in Waibstadt. Schon vor vielen Jahren habe es ein Gespräch mit Neckargemünd gegeben. Ein Rückhaltebecken würde nicht billig, meint Werner: "Unter einer Million geht nichts." Der Damm müsse wegen der Hanglage deutlich höher als die in der Ebene üblichen zwei bis drei Meter sein. Es müsste ein Becken wie am Weihwiesenbach in Bammental gebaut werden. Dieses kostete rund zwei Millionen Euro.
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Wie hoch der Schaden am Waldhilsbacher Kindergarten ist, steht derweil noch nicht fest. Vor anderthalb Jahren waren die Heizung und Stromverteilung zerstört und mussten komplett erneuert werden. Der Schaden ging in den fünfstelligen Bereich und war ein Fall für die Versicherung. "Wir müssen nun schauen, was alles kaputt ist", sagt Volk. Ziel müsse sein, dass das Gebäude schnell wieder genutzt werden kann. Der Kindergartenbetrieb wurde gestern in der Mehrzweckhalle aufgenommen. "Die Kinder stehen nicht auf der Straße", betont Volk.
Der Rathauschef lobt die "optimale Zusammenarbeit" aller Rettungskräfte und zeigt sich erleichtert, dass es keine Verletzten gab. Übrigens nicht nur in Waldhilsbach, sondern auch in Kleingemünd war die Feuerwehr gefragt: Hier rutschte in der Straße "In den Wingert" ein Hang ab. Und in Mückenloch war die Straße nach Lobbach überschwemmt.



