Typisierungsaktion in Eppelheim

Robert Karch sucht seinen genetischen Zwilling

Was mit Rückenschmerzen begann, endete mit Diagnose Krebs - Nur Knochenmarkspende kann ihn retten

24.08.2018 UPDATE: 25.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Gattin Ulrike und Sohn Robert geben Robert Karch Halt - und so hat er sein Lächeln trotz der fürchterlichen Krankheit nicht verloren. Foto: Alex

Von Anja Hammer

Eppelheim. Unheilbar. Eine grausame Vorstellung. Und mit eben dieser Diagnose muss Robert Karch seit eineinhalb Jahren leben. Bei ihm wurde das "Multiple Myelom" festgestellt, eine aggressive Krebsart, die die Knochen zerstört. Sie gilt als nicht heilbar.

"Das ganz zu verdrängen geht nicht", meint der 54-jährige Eppelheimer. "Aber wir versuchen, unseren Alltag beizubehalten - schon allein wegen unseres Sohnes." Während er das sagt, sitzt seine Frau Ulrike neben ihm am Esszimmertisch, mit Tränen in den Augen.

Hintergrund

Das Multiple Myelom ist eine der häufigsten Knochenkrebsarten. Zwar hat die Forschung in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, doch ein Heilmittel wurde noch nicht gefunden. Zudem kann dieser Krebs - im Gegensatz etwa zu einem Tumor - nicht operativ

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Das Multiple Myelom ist eine der häufigsten Knochenkrebsarten. Zwar hat die Forschung in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, doch ein Heilmittel wurde noch nicht gefunden. Zudem kann dieser Krebs - im Gegensatz etwa zu einem Tumor - nicht operativ entfernt werden. Beim Multiplen Myelom handelt es sich nämlich um eine bösartige Entartung der Plasmazellen im Knochenmark. Dadurch ist zum einen das Immunsystem geschwächt. Zum anderen wird das Wachstum der gesunden blutbildenden Zellen gehemmt, was etwa zu Müdigkeit, Schwäche und Kopfschmerzen führt. Auch wird durch die Störung der Plasmazellen das Knochenmark abgebaut. Deshalb sind Knochenschmerzen oder -brüche oftmals die ersten Symptome beim Multiplen Myelom.

Blut e.V.: Es gibt in Deutschland ein Zentrales Knochenmarkspender-Register (ZKRD). Dieses kann auch auf die Daten der registrierten Spender weltweit zugreifen. Um potenzielle Lebensretter zu finden und deren Daten dem ZKRD zuzuführen, sind mehrere Organisationen aktiv - wie etwa der Verein "Blut e.V.". Dieser unterstützt die Kranken etwa mit Typisierungsaktionen und kommt dabei auch für die Werbemittel auf. Auch die Typisierungskosten übernimmt der Verein: Jede Ersttypisierung kostet rund 40 Euro. Finanziert wird all dies über Spenden. (aham)

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Letztes Jahr war die Familie in Südtirol am Kronplatz zum Skifahren. Am zweiten Tag hatte Robert Karch heftige Rückenschmerzen. "Ich konnte nicht mehr fahren", erinnert er sich. Als er aus dem Urlaub zurückkam, ging er zum Orthopäden.

"Er hat alles Mögliche untersucht - und nichts gefunden", berichtet er. "Ich glaube, der hatte damals schon eine leichte Ahnung." Denn der Facharzt schickte Karch zum Hausarzt für ein Blutbild. Und dann eben der Schock: Multiples Myelom.

Sein Arzt habe ihm empfohlen, nicht so viel im Internet zu recherchieren, so der Eppelheimer. Zu viel Falsches sei dort zu finden. Karch folgte dem Rat und begab sich in Behandlung; an der Heidelberger Universitätsklinik gibt es das Myelomzentrum, das als bundesweit führend gilt. "Es ging dann schnell los mit Chemotherapie", erzählt Karch. Auch eine Eigenstammzellen-Transplantation wurde durchgeführt. Beides brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Die Krankheit und die Chemo zehren an dem 54-Jährigen. "Ich bin müde und schlapp", sagt der gebürtige Neuenheimer, der früher Rugby gespielt und sich zuletzt aufs Laufen konzentriert und an Halbmarathons teilgenommen hatte. Das kann er jetzt nicht mehr. Er sieht auch nicht mehr aus wie vor der Krankheit: Beim RNZ-Besuch trägt er eine Kappe auf seinem kahlen Kopf.

Kurz zieht er sein Shirt hoch, um sein hautfarbenes Korsett zu zeigen, das er wegen seiner schwachen Knochen tragen muss. Sein Gesicht ist schmal. Wobei er schon wieder zugenommen hat, wie Gattin Ulrike berichtet. Zwischendurch hatte Karch 20 Kilogramm abgenommen. Inzwischen bekommt er nachts zusätzliche Nahrung über seinen Port, ein fester Venenzugang oberhalb der Brust, den er für die Chemotherapie braucht.

Doch während Karch all das erzählt, bleibt er ruhig, strahlt eine schier unglaubliche Tapferkeit aus. Nur einmal stockt er und seine Stimme wird brüchig. Da rennen seine Gedanken davon. Er stellt sich vor, wie sein 13-jähriger Sohn ohne Vater aufwachsen muss, wie seine Frau allein ist. "Und dann kommen noch die Schwierigkeiten rundum dazu."

Der Sozialversicherungskaufmann kann nicht mehr arbeiten, das Krankengeld läuft im September aus und die Rentenkasse lasse sich seit über einem halben Jahr Zeit mit seinem Antrag. "Unsere Existenz ist bedroht", sagt Karch bedrückt.

Doch es gibt ein Thema, da findet er neuen Mut und kann lächeln. Wenn er an die Unterstützung aus seinem Freundes- und Familienkreis denkt. Diese setzen derzeit nämlich Himmel und Hölle in Bewegung. Denn auch wenn der Krebs als unheilbar gilt, so gibt es doch noch Hoffnung: eine Stammzellentransplantation.

Dazu muss der eine Mensch gefunden werden, der genau zu Karch passt, eine Art genetischer Zwilling. "Die Chancen sind wie bei einem Sechser im Lotto", erklärt Karch. Der "Hauptgewinn" für ihn: durch eine passende Knochenmarkspende ein fremdes Immunsystem zu erhalten und somit gesund zu werden.

Am 16. September findet dazu in der Rudolf-Wild-Halle eine große Typisierungsaktion statt. Karchs Familie und ein Team rund um Karchs Freund Dieter Schmitt rühren dafür kräftig die Werbetrommel, verteilen Flugblätter, hängen Plakate auf, sprechen Firmen und Vereine an. Unterstützt werden sie dabei vom Verein "Blut e.V.". Dieses Engagement und die Hoffnung, geben Karch Kraft: "Ich weiß gar nicht mehr, wie ich noch Danke sagen kann", sagt Karch.

Info: https://www.blutev.de/stammzellspender-fuer-robert-aus-eppelheim-gesucht/?spendenaktion-123

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