Suche nach freiwilligen Helfern ist vielerorts schwierig
Vor Wochenende mit sieben Kerwen gaben Organisatoren Einblicke in die Vorbereitungen. Einige Stolpersteine, aber viel Vorfreude.

Von Sabrina Lehr und Doris Weber
Region Heidelberg. Dieses Wochenende ist "Super-Kerwe-Wochenende" in der Region rund um Heidelberg. Sieben Kirchweihen stehen an. Im vergangenen Jahr hakte es jedoch an der einen oder anderen Stelle.
Waren das die Nachwehen der Corona-Pandemie? Oder ein Trend zu einer möglichen Kerwe-Müdigkeit? Die RNZ blickt auf die Kerwen des Wochenendes.
Hintergrund
Hier starten die Kerwen schon am Freitag
Der Region steht das "Super-Kerwe-Wochenende" bevor: An keinem Wochenende werden rund um Heidelberg so viele Kirchweihen gefeiert wie am kommenden. Die RNZ fasst zusammen, wo bereits am Freitag, 15. September,
Hier starten die Kerwen schon am Freitag
Der Region steht das "Super-Kerwe-Wochenende" bevor: An keinem Wochenende werden rund um Heidelberg so viele Kirchweihen gefeiert wie am kommenden. Die RNZ fasst zusammen, wo bereits am Freitag, 15. September, die Kerwe eröffnet wird:
> Die Dossenheimer Kerwe startet am Freitag um 17.30 Uhr: Dabei wird der Brunnen durch den Heimatverein übergeben. Auf dem Kronenburger Hof geht es dann ab 18 Uhr musikalisch weiter: "Dennis Nussbeutel & seine Musikanten", die "Europameister der böhmischen Blasmusik" treten gemeinsam mit bekannten örtlichen Musikern auf.
> Die Minischzeller Mittelalterkerwe in Meckesheim geht am Freitag um 18 Uhr los. Zum Auftakt stehen unter der Organisation der "Minischzeller Kiwwelschisser" auf dem Platz vor der Lobbachhalle traditionell Schlumpeltaufe und Fassbieranstich an. Zudem sorgen die Jagdhornbläser für die musikalische Einstimmung.
> Die Kleingemünder Straßenkerwe in Neckargemünd beginnt am Freitag um 19.30 Uhr an der Kerwescheuer. Hier werden neue Mitglieder der Kerweborscht eingeborschtet. Ab 20 Uhr tritt dann Alleinunterhalter Hanny auf.
> Die Kreizstonischer Kerwe in Heiligkreuzsteinach legt am Freitag um 19 Uhr los: Dann wird der Kerwebaum auf dem Karl-Brandt-Platz aufgestellt, die Kerwe wird ausgegraben und das Fassbier angestochen. Dazu gibt es Flammkuchen, neuen Wein und Musik vom Musikverein Kreizstonisch. Ab 21 Uhr ist "Flamingo-Party" mit DJ M.T.S angesagt.
Dossenheim
"Es wäre angerichtet", sagte David Faulhaber bei einem Pressegespräch. Maßgeblich wird die Kerwe von der Gemeinde organisiert, getragen wird sie vom Heimatverein und dem Verein "Bannweidbuwe", hinter dem sich die Kerweborscht mit Kerwepfarrer Dominik Ridinger verbergen. Andere Vereine engagieren sich in der Bewirtung und auf der Bühne. Probleme, Helfer zu finden? Fehlanzeige.
Eher sei das Engagement der Vereine spürbar. Pfarrmusik und Musikverein begleiten die offiziellen Programmpunkte auf der Kerwebühne am Kronenburger Hof. Sie spielen bei der Eröffnung am Samstag und zum Holzäpfeltanz am Sonntag. Faulhaber sieht diesen Tagen mit Freude, aber auch mit Bangen entgegen. Seine Amtsgeschäfte hatten es nicht zugelassen, sich ausreichend auf Fassbieranstich und Holzäpfeltanz vorzubereiten. Man mag sich erinnern, im vergangenen Jahr floss das Bier beim Anstich zwar in Strömen, nur nicht gerade in die Gläser.
Der Auftakt am Freitag beginnt heuer mit der Übergabe des vom Heimatverein gestifteten Brunnens an die Bevölkerung. Musikalisch gestaltet wird der Abend mit Blasmusik. Der Wunsch sei aus der Bevölkerung gekommen. Auch samstags und sonntags gibt’s Live-Musik. Nach dem Bannweidgericht spielt die Gruppe "Ultimo". Sonntags kommen "Kraft & Kraftin". Neues gibt es auch.

Die DJK verlagert am Montag ihren Kerwehof in die Museumsscheune. Gleichzeitig unterstützt sie am Vormittag beim Frühschoppen für Senioren. Der "Verein zur Pflege der Live-Musik" und der Partnerschaftsverein bewirten dort am Samstag beziehungsweise am Sonntag. Das Kerwe-Eis wird ebenfalls wieder angeboten. Die Gemeinde konnte einen Nachfolger für den legendären Eisstand finden, der seit Jahrzehnten das erfrischende Extra in der Waffelmuschel anbot.
Neu war im Übrigen auch die Vergabe der Flohmarktstände. Erstmals war’s möglich, sich online anzumelden. Am Samstag sind alle, am Sonntag fast alle Plätze belegt. Außerdem würden im Ort Anwohner in ihre Höfe zum Stöbern einladen. Die Nachtruhe wird im Übrigen jetzt früher eingeleitet. Freitags und samstags beginnt sie um 1 Uhr, sonntags um 24 Uhr.
Heiligkreuzsteinach
Im Erholungsort geht die Kerwe in diesem Jahr mit neuem Konzept an den Start: Neben dem klassischen Programm bereichert eine Hobbykünstler-Ausstellung das Angebot, zudem wird freitags erstmals eine "Flamingo-Party" mit DJ gefeiert. Das Kerwetreiben findet laut Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl in mehreren Zelten statt, die durch Schaustellerangebote bereichert werden. Einen Umzug gibt es nicht, aber Pfahl prophezeit "ganz reges Treiben".
"Letztes Jahr waren wir enttäuscht, weil so viel Mühe eingeflossen ist und das kalte Wetter uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat." Mit den Zelten sei man nun für Wetter-Kapriolen gewappnet. Die Vereine hätten vorab eine Kerwe-Euphorie ausgelöst und so Helfer gefunden. Die "junge dynamische Gruppe um die Kerwepfarrerin" habe auch in umliegenden Kommunen Werbung für die "Kreizstonischer Kerwe" gemacht.
Das Dorf halte zusammen und die Identifikation sei hoch, so Pfahl. Nicht zuletzt, weil die Kerwe eine wichtige Einnahmequelle für die Vereine sei. "Ich erlebe, dass alle angefixt sind und sich reinhängen", so Pfahl. Auch ihr Rathausteam, das am Montag das Kinderprogramm stemmt.
Leimen
Das größte Volksfest der Region kämpft mit erschwerten Bedingungen. Mit Rathausplatz und Turmschulhof sind Flächen Baustelle, auf denen die Weinkerwe bislang stattfand. Die Stadt behilft sich mit den verbleibenden Plätzen der Innenstadt. So wird auch der Bärentorplatz zur Kerwe-Zone.
Dort, wo auch Straßenbahnen und Taxis an- und abfahren, wird der Autoscooter aufgebaut. Absperrungen und Schilder sollen sollen laut Stadtsprecher Michael Ullrich dafür sorgen, dass weder Verkehr noch Kerwebetrieb vom jeweils anderen gestört werden.

Apropos: 2022 vermisste man das Riesenrad. Der Umzug fiel aus und nur Schlossherr, -fräulein und Oberbürgermeister zogen mit Stadt- und Feuerwehrkapelle durch die Stadt. Auch in diesem Jahr fehlt das Riesenrad, einen Umzug wird es in kleiner Form geben. Schlossherr und Gefolge werden durch die Straßen ziehen, außerdem stellen rund zehn Vereine eine Zugnummer.
Angefragt worden waren knapp 120 Gruppen und Vereine, die Rückmeldungen seien aber dürftig ausgefallen. Wenn Vereine noch einen Stand betrieben, fehle schlicht das Personal für beides, hieß es aus dem Rathaus. Auf die Kerwe freut sich die Verwaltung dennoch: "Wir haben ein gutes Programm und tolle Bands", so Ullrich.
Lobbach-Waldwimmersbach
In Lobbachs Ortsteil zeichnen Vereine, Gruppen sowie Gemeinde für die Organisation der Kerwe verantwortlich. Über Erstere läuft laut Ordnungsamtschef Holger Braun auch die Suche nach Helfern, derer man 50 bis 60 pro Tag brauche. "Die Suche ist schwieriger geworden, lässt sich aber bewältigen, da sich die Vereine auch gegenseitig unterstützen", so Braun.
Entsprechend könne man am Wochenende ein bewirtetes Zelt anbieten, das ergänzt würde durch "sechs bis acht Schaustellerstände". Auch die örtliche Gastronomie beteilige sich. Beim Umzug am Sonntag können sich die Zuschauer auf 20 bis 30 Zugnummern freuen. Und die Stimmung im Ort? "Man freut sich immer auf die anstehenden Feierlichkeiten", sagt Braun.
Meckesheim-Mönchzell
"Wenn die Vorbereitung vorbei ist, freue ich mich auf die Kerwe", erklärt Ortsvorsteher Marcel Gengenbacher mitten im Endspurt vor dem Fest in Meckesheims Ortsteil. Für die Mittelalterkerwe haben die Vereine in den Vorwochen ein stattliches Programm auf die Beine gestellt und dabei – wie andernorts auch – mit der Suche nach ehrenamtlichen Helfern zu kämpfen gehabt.
Das Programm, das nun aber geboten wird, kann sich sehen lassen. Musik, Gastronomie und die traditionellen Elemente um Schlumpeltaufe und Kerwerede sowie -umzug lassen laut Gengenbacher auf zahlreiche Kerwebesucher hoffen. Denn ein Besucherabriss sei nicht feststellbar. "Nach dem Umzug war der Platz auch letztes Jahr brechend voll", so der Ortsvorsteher.
Neckargemünd-Kleingemünd
Eine kleine Gruppe aus fünf bis sieben Personen aus Kerwekomitee und -burschen organisiert im Stadtteil die Kerwe, wie Kim Toth von den Kerweburschen erklärt. Auf die Beine gestellt hat das "Orga-Team" in diesem Jahr ein Angebot von knapp 15 Ständen.
Nicht im Angebot ist in diesem Jahr eines: "Leider fällt aufgrund der ausbleibenden musikalischen Unterstützung des Fanfarenzuges unser Kerweumzug aus", so Toth, der auch von Schwierigkeiten an anderer Stelle berichtet.
"Leider wie in allen ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt es immer weniger Unterstützung von freiwilligen Helfern." Viele Helfer seien altersbedingt nicht mehr verfügbar und der Nachwuchs gering.
Kerwekomitee und -burschen könnten zwar jährlich neue Mitglieder gewinnen. Vor Problemen stünden jedoch die befreundeten Vereine bei der Befüllung ihrer Schichtpläne am Kerwe-Wochenende. "Immer neue Auflagen, Vorschriften und gestiegen Kosten machen dies für alle nicht einfacher." 15 bis 20 Helfer würden für die Durchführung der Kerwe benötigt, zusätzlich beanspruche die Vorbereitung sowie die Bewältigung vieler organisatorischer Kleinigkeiten viel Kapazität.
Der Ausblick auf die Kerwe fällt seitens Toth optimistisch aus, aber auch mit Beigeschmack aufgrund allseits gestiegener Kosten. " Wir hoffen auf gutes Wetter und viele zufriedene Familien mit Kindern auf der Sonnenseite Neckargemünds."
Schönau
Mit Kerweeröffnung und -predigt sowie dem Anschuss stehen an der Kerwe traditionelle Kerweaktivitäten wie auch ein umfangreiches Musik-, Unterhaltungs- und Gastronomieangebot auf dem Programm. Einen Umzug etwa gibt es aber nicht. "Es gibt keinen Umzug, weil das mit dem Engagement der Menschen hinter den Vereinen schwierig ist", bedauert Bürgermeister Matthias Frick. Auch bei der Helfersuche spüre man die "Folgen von Corona an allen Ecken".