Gemeinsame Sache für saubere Luft
Bürgerversammlung zur Erstellung eines Klimaschutzkonzepts - 1,9 Millionen Autos passierten Schönau 2017

"Wir wollen unsere wunderschöne Umgebung erhalten", nannte Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl ihre Motivation. Foto: Alex
Von Thomas Seiler
Heiligkreuzsteinach. Wie eine Trophäe schwenkte Schönaus Stadtoberhaupt Marcus Zeitler die Auswertung seiner Smight-Leuchten in der Hand. Jene Leuchten, die mit ihrem einzigartigen System neben der Lichtspende auch Umweltsensorik wie Kameras und E-Mobilität oder öffentliches W-Lan vereinigen. "Im vergangenen Jahr fuhren 1,9 Millionen Fahrzeuge durch unsere Kommune hinein ins Steinachtal", betonte Zeitler als Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau, dem neben Schönau auch Heddesbach, Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld angehören. Nicht nur deshalb hatten die Mitgliedsgemeinden schon Ende vergangenen Jahres die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beschlossen und einstimmig die EnBW Energie Baden-Württemberg damit beauftragt.
In einer ersten Bürgerversammlung - denen weitere am 19. April in Schönau und am 5. Juli in Wilhelmsfeld folgen, bevor die Konzeption Ende 2018 verabschiedet wird - wies Zeitler daher aufgrund der Zahlen auf die Dringlichkeit hin. "Was wird sein, wenn Ende Mai die gesperrte Landesstraße 539 zwischen Altneudorf und Wilhelmsfeld wieder für den Verkehr zur Verfügung steht", malte er schon jetzt den Teufel an die Wand und hoffte auf viele Denkanstöße durch die anwesenden Bürger.
Schützenhilfe für ein "sauberes Klima" erhielt er durch seine Amtskollegin aus Heiligkreuzsteinach, Sieglinde Pfahl. Als lebensnotwendig erachtete sie es, CO2-sparende und energetische Maßnahmen zu entwickeln, die sich auf Natur und Umwelt positiv auswirken. "Wir wollen unsere wunderschöne Umgebung erhalten und jeder hat das Recht darauf zu erfahren, wie und wo wir investieren können", betonte sie.
Die Motivation für das geplante Vorhaben lieferte Jörg Schultes, der bei der EnBW für den Klimaschutz in den Kommunen Verantwortung trägt. Interessante vorläufige Zahlen hielt er für die Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes bereit. Demnach profitieren die knapp 11.000 Einwohner von 71 Prozent Waldgebiet und von 87 Prozent Ein- und Zweifamilienhäusern. "Je ländlicher, umso größer die Wohnung", erkannte er hier. Allerdings steht auch ein Fuhrpark von rund 9000 Fahrzeugen zur Verfügung.
Beim Endenergieverbrauch ohne Verkehr liegt aus der Sicht des studierten Physikers das Verbandsgebiet deutlich unter dem Landesschnitt, bei der Einrichtung von Fotovoltaikanlagen sah er dagegen "noch deutlich Luft nach oben". Deutliche Impulse gab Schultes zur Verringerung des CO2-Ausstoßes im Alltag und zur Energieersparnis im privaten Haushalt. "Das sind Ihre Hausaufgaben bis zur nächsten Zusammenkunft", meinte er verschmitzt, als er auf plastische Beispiele zur Senkung des Strom- und Wasserverbrauchs einging und die Anwesenden bat, wichtige Maßnahmen für die Gesamtreduktion zu nennen.
Elektromobilität stand hier an vorderster Stelle, gefolgt von Biogasanlagen, dem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, der Beschneidung des Durchgangsverkehrs und der Bildung von Fahrgemeinschaften. Die Bürgermeister aus Wilhelmsfeld, Christoph Oeldorf, und aus Heddesbach, Hermann Roth, erkannten am Ende die vielen Synergieeffekte auf kommunaler Ebene, wenn der umsetzungsorientierte Maßnahmenkatalog dann einmal "für uns alle" Früchte trägt. Gastgeberin und Amtskollegin Sieglinde Pfahl stimmte zu und ergänzte: "Die Verhaltensänderung beginnt jedoch schon in unseren Köpfen."



