Was können Verbraucher gegen die Energiekrise tun?
Geschäftsführer Peter Krämer geht von einer Verdoppelung der Preise aus. Wer Probleme bekommt, soll sich melden.

Weinheim. (cis) Strom und Gas sind die Sparten, mit denen die Stadtwerke Weinheim (SWW) nahezu 80 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften. Auf beiden Märkten explodieren die Preise. Die SWW haben ihre Gaspreise 2022 bereits zweimal angepasst.
Der Umfang der jetzigen Preissteigerungen durch den Ukrainekrieg ist aber noch nicht bei den Kunden angekommen, denn Preissteigerungen gibt das Unternehmen aufgrund einer auf zwei bis drei Jahre angelegten Einkaufspolitik mit Verzögerung weiter.
Ab Herbst kommt jedoch die von der Politik propagierte Anhebung von 1,5 bis fünf Cent pro Kilowattstunde aufgrund der geplanten Gas-Umlage. Für SWW-Geschäftsführer Peter Krämer nur die "halbe Wahrheit", wie er im Rahmen der Bilanzvorstellung 2021 sagte: "Wir mussten teurer einkaufen. Das kommt auch noch drauf."
Die steigende CO₂-Bepreisung und die Mehrwertsteuer kämen dazu, somit würden die Preise drastisch steigen: "Die Energiepreise im nächsten Jahr werden sich verdoppeln." Die SWW fordern Entlastungspakete für die Menschen, rechnen aber dennoch mit höheren Zahlungsausfällen. Ein Moratorium allein verzögere nur die Zahlungsfrist, nicht aber die Belastung, so Krämer. Prokurist Helmut Röder geht davon aus, dass es nun auch "andere gesellschaftliche Schichten" trifft. Der Appell der Stadtwerke-Führung geht in eine klare Richtung: Wer es sich leisten kann, setzt den Abschlag hoch.
Wer in Schwierigkeiten gerät, sollte das Gespräch suchen. "Es ist uns immer gelungen, Lösungen zu finden", macht Krämer Mut. Und: Energiesparen ist angesagt. Nicht nur für den eigenen Geldbeutel. Alles, was jetzt nicht verbraucht wird, fließt in die Speicher und steht im Winter zur Verfügung. Schließlich gibt es auch noch das Szenario gedrosselter oder sogar ausbleibender Gaslieferungen.
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Für Krämer ist klar: Sollte sich eine Gasknappheit durch geringere Liefermengen aus Russland einstellen, reichen zusätzliche Mengen, etwa aus Norwegen, nicht. Es brauche den Anschluss der Flüssiggas-Terminals. Dies und Energiesparen, "dann kommen wir mit einem blauen Auge davon". Die SWW erarbeiten derzeit ein Kommunikationsportal, um Informationen an Kunden weiterzugeben.
Zudem wurde ein Krisenteam eingesetzt, das mit Blick auf eine mögliche Gasknappheit Handlungsoptionen analysiert. Die würden aber auch gesetzlich vorgegeben: Wer gehört zu den zu schützenden Kunden (Haushalte), wer nicht (kleinere Unternehmen). "Das hat Sprengstoffpotenzial."
Krämer fordert eine Diskussion zur CO₂-Bepreisung. Ebenso bedürfe es eines sinnhaften Einsatzes steuerlicher Mehreinnahmen: "Es kann nicht sein, dass der Staat wegen höherer Preise profitiert." Denkverbote zur Laufzeit von Atom- und zum Einsatz von Kohlekraftwerken solle es nicht geben.