St. Leon-Rot

Verlagerung des Wochenmarktes wird kritisch gesehen

Deshalb werden jetzt die Bürger gefragt. Die Öffnungszeiten werden um eine Stunde reduziert.

03.11.2022 UPDATE: 03.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Soll der Wochenmarkt in Rot bleiben? Oder soll er an Rathaus und Harres verlegt werden? Jetzt haben die Bürger das Wort. Foto: Galina Hecker

St. Leon-Rot. (seb) Wer, wenn nicht die Marktbeschicker, weiß am besten, ob der Standort für den Wochenmarkt geeignet ist? Andererseits: Wieso sollte ausgerechnet ein Platz direkt neben Aldi, Lidl, Rewe und Co. der beste sein? Und die Marktbeschicker in allen Ehren, aber was ist das Beste für die Bürgerschaft?

Mit diesen Fragen und mit den Öffnungszeiten befasste sich der St. Leon-Roter Gemeinderat in der jüngsten Sitzung: Auf dem Tisch lag ein Antrag, den Wochenmarkt vom Römerplatz bei der Kastanienschule in Rot wegzuverlegen.

Der Dorfplatz bei Rathaus und Harres schien den sieben Marktbeschickern, die den Antrag unterzeichnet hatten, besser – besser erreichbar für sie selbst und die Kundschaft, besser geeignet, noch mehr Interessierte anzulocken.

Bereits 2016 hatte der Gemeinderat einen ähnlichen Antrag abgelehnt. Auch damals war argumentiert worden, der Wochenmarkt sei "hinter" der Kastanienschule nur schlecht zu sehen und deshalb nicht so gut besucht, wie er sein könnte.

Den "höchst fragwürdigen Argumenten und nicht belastbaren Annahmen" stellte Anneliese Runde (Freie Wähler) sich vehement entgegen. Ihrer Ansicht nach seien es auch nicht alle Marktbeschicker, sondern "nur eine Händlerin", die 2016 und jetzt einen Umzug des Markts fordere. Runde kritisierte, dass die Menschen, die auf dem Römerplatz einkaufen, nicht befragt wurden.

Sie rief in Erinnerung, dass die Zahl der Läden in Rots Ortsmitte stark zurückgegangen sei. Gerade für Ältere wollte man im Ortsteil wenigstens eine fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel erhalten. Das sei ja der ursprüngliche Grund, warum man den Standort an der Kastanienschule gewählt hatte. St. Leoner Bürger hätten einen Einkaufsmarkt in der Ortsmitte, der sich sogar noch vergrößern wolle, so Runde, und neuerdings zudem einen "Unverpackt"-Laden.

Die St. Leoner, so ihre Meinung, würden einen Wochenmarkt auf dem Dorfplatz also kaum aufsuchen, auch bei zufälligen Passanten hielt sie das für unwahrscheinlich. "Laufkundschaft" würde sich auch nicht die Mühe machen, aus Rot zum Platz am Rathaus zu gehen, so Anneliese Rundes Einschätzung. Und die großen Supermärkte oder Discounter seien dort ja überdies eine starke Konkurrenz zum Wochenmarkt.

Die nahm auch Udo Back (CDU) wahr: Ein "Alleinstellungsmerkmal" habe der Wochenmarkt nur in Rots Ortsmitte. Für die sei er eigentlich auch gedacht, damit die Nahversorgung mit Lebensmitteln wenigstens ein Mal die Woche klappe. "Es ist schlecht, wenn sie nicht genügend Kunden haben", räumte Back ein: Aber dass es auf dem Dorfplatz mehr werden, sei nicht sicher.

"Die Markthändler werden das durchdacht haben", meinte Michael Herling (FDP). Wichtig sei ihm, dass der Wochenmarkt überhaupt erhalten bleibe. Karin Geis (Grüne) fände einerseits sehr schade, wenn die letzte Einkaufsmöglichkeit in Rots Ortskern wegfalle. Andererseits könne sie den Wunsch der Beschicker nachvollziehen, "sichtbarer" zu werden. Vielleicht könnte man den Wochenmarkt "testweise verlegen"?

Die Versorgung mit Lebensmitteln in Rots Ortsmitte und die Erreichbarkeit des Markts gerade für Ältere gaben für Rouven Dittmann (Junge Liste) den Ausschlag. Der kostenlose Bus in der Gemeinde falle ja nun auch weg, damit rücke ein Markt auf dem Dorfplatz für Kunden aus Rot in weite Ferne.

Auch Wolfgang Werner (SPD) gab Anneliese Runde Recht: In St. Leon seien Einkaufsmöglichkeiten fußläufig zu erreichen, in Rot stelle der Wochenmarkt die letzte derartige Möglichkeit dar. Wer zum Dorfplatz wolle, nehme wohl eher das Auto, und kaufe dann eher in den Supermärkten ein. "Der Wochenmarkt muss an der Kastanienschule bleiben."

Ganz über den Kopf der Marktbeschicker hinweg wollte das Gremium keine abschließende Entscheidung fällen. Nach einem kurzen Austausch wurde bei 21 Ja-Stimmen und einem Nein beschlossen, die Bürgerschaft und die Marktbeschicker zu befragen. Das soll per Internet und übers Ortsblatt geschehen.

Die Reduzierung der Öffnungszeiten um eine Stunde auf 8 bis 13 Uhr wurde bei 21 Ja-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen. Manche Beschicker nehmen der Verwaltung zufolge auch an Nachmittags-Märkten in anderen Kommunen teil, deshalb sei dies für sie praktischer. Außerdem sinkt der Kundenandrang am Nachmittag. Auf Nachfrage bekräftigte die Verwaltung die Notwendigkeit einheitlicher Öffnungszeiten, damit sei der Markt verlässlich.

Es hinterlasse keinen guten Eindruck, wenn der eine Beschicker schon einpacke, der andere aber noch bleibe. Nachmittags-Öffnungszeiten, die für Berufstätige besser wären, sind laut Verwaltung in der Vergangenheit an den Beschickern gescheitert, die auch in anderen Orten aktiv sind.

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