St. Leon-Rot

Jugendzentrum soll kein Tagungslokal werden

Der Gemeinderat verabschiedet das Nutzungskonzept des Jugendzentrums. Es soll ein Ort nur für Jugendliche werden.

18.03.2021 UPDATE: 19.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Das Jugendzentrum der Gemeinde St. Leon-Rot. Foto: Lerche

Von Sebastian Lerche

St. Leon-Rot. "Wir wollen kein Tagungslokal aus unserem Jugendzentrum machen." Das stellte Bürgermeister Alexander Eger sofort klar: Das Jugendzentrum ist für Jugendliche. Die Gemeinde will es auch für Interessierte öffnen und für Veranstaltungen vermieten – ein "expliziter Bezug" zu Jugend-Interessen und deren Belangen muss aber bestehen.

Damit wehrte Eger in der jüngsten Gemeinderatssitzung Vorschläge ab, beispielsweise Vorstandssitzungen von Vereinen oder die Nachwuchsgewinnung einzelner Parteien dort zu ermöglichen. Derlei würde den Zweck der Einrichtung konterkarieren, meinte er.

Dass das Raumpotenzial des Jugendzentrums reichlich genutzt werden soll, war unumstritten. "Es hat eingeschlagen wie eine Bombe", berichtete Anne Back vom Kinder- und Jugendbüro der Gemeinde. Mit der Eröffnung Anfang 2020 stiegen die Bitten, dort Feste oder Konzerte durchzuführen, rasant an. "Leider hatten wir nie richtig lange offen", verwies Back auf die Corona-Pandemie.

Gemeinsam mit Jugendlichen wurde ein Nutzungskonzept mit klaren Regeln und fairen Bedingungen für alle entwickelt. Außerhalb der Öffnungszeiten wolle man einzelne oder mehrere Räume vermieten und sie örtlichen Vereinen für zwei Veranstaltungen im Jahr kostenlos zur Verfügung stellen. Die Bedingungen: Das Jugendzentrum ist für Zwölf- bis 27-Jährige gedacht, die Veranstaltungen müssen den erwähnten Bezug zur Jugend haben und die externe Nutzung darf nicht mit den pädagogischen oder Freizeit-Angeboten des Jugendreferats kollidieren. Der Jahresbericht des Referats umfasste Aktivitäten von Kinder- und Jugendbüro, Jugendzentrum sowie Schulsozialarbeit an Mönchsbergschule und Parkringschule. Trotz der Corona-Krise äußerte sich Anne Back positiv über die Entwicklung des Angebots und zuversichtlich, dass es gut angenommen werde.

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Dafür haben ihr zufolge neu geschaffene Aktivitäten gesorgt, um die Kinder und Jugendlichen von fern, übers Internet etwa, zu erreichen. Der Herausforderung, dabei Datenschutz und Privats-phäre zu wahren, habe man sich erfolgreich gestellt, so Back. Auch außerhalb von Krisenzeiten wolle man das Internet und die sozialen Medien intensiv nutzen, um die jungen Leute zu erreichen. Man müsse dorthin gehen, wo sich Jugendliche aufhalten, hieß es.

Insofern wurde auch die mobile Arbeit der Fachkräfte verstärkt, um Kontakte bei den Jugendlichen zu Hause oder im öffentlichen Raum zu knüpfen und zu halten. "Walk and Talk" diene dazu, sich bei einem Spaziergang den Anliegen der jungen Leute zu widmen. Rege angenommen werde zudem das Sorgentelefon, so Anne Back: "Die Kinder und Jugendlichen leiden sehr unter der sozialen Isolation." Bei allen Angeboten gehe es selbstverständlich um Beistand, um Sucht- oder auch Gewaltprävention. Unter Coronabedingungen konnte man ihr zufolge einiges anbieten: So ist das Jugendreferat beim Ferienspaß eingesprungen, stemmte 34 der 72 Veranstaltungen und fing damit auf, was viele Vereine nicht leisten konnten.

"Gut aufgestellt" sah Tobias Rehorst (Freie Wähler) das Jugendzentrum, "motiviert, flexibel und kreativ" das Team des Jugendreferats. Carsten Kamuf (CDU) hielt das Konzept fürs Jugendzentrum für schlüssig, wollte aber mehr wissen über mögliche Mieter. Der Bürgermeister meinte, dass nicht jeder Interessent gemeint sei, der mal vom Jugendzentrum gehört habe. Anne Back sagte, dass es aus pädagogischer Sicht sinnvoll sei, das Jugendzentrum auch für Freunde von hiesigen Jugendlichen zu öffnen, nicht nur für St. Leon-Roter. Workshops von Privatpersonen seien im Jugendzentrum nicht vorgesehen, antwortete sie Kamuf: Wenn es Kurse gebe, dann unter der Ägide des Jugendreferats.

"Nicht mehr wegzudenken" ist das Angebot des Jugendreferats für Michael Herling (FDP). Auf seine Frage zu jungen Leuten, die Interesse an Praktikum oder Freiwilligem Sozialem Jahr haben, erklärte Anne Back, dass derlei Unterstützung willkommen sei. "Das Jugendreferat hat das Ohr direkt an der Jugend", hob Norbert Knopf (Grüne) die "sehr gute Entwicklung" hervor. Bei der Vermietung müsse der Betrieb des Jugendzentrums Vorrang haben. In der Kramer-Mühle werde man künftig weitere Räume für Vereine und Gruppen schaffen. "Mit Herzblut" werde "tolle Arbeit" geleistet, meinte Rouven Dittmann (Junge Liste) zur Angebotsvielfalt des Jugendreferats.

Wolfgang Werner (SPD) war der Ansicht, das Jugendzentrum sollte auch für politische Parteien und Wählervereinigungen geöffnet werden, auch die "brauchen Nachwuchs". Das schloss Bürgermeister Eger aus: Wenn es politische Veranstaltungen gebe, dann durch das Fachpersonal und eventuell in Zusammenarbeit mit neutralen Stellen wie der Landeszentrale für politische Bildung. Das sah der Gemeinderat ein und stimmte schließlich einhellig den Konzepten für Jugendarbeit, Vermietung des Jugendzentrums und Nutzung sozialer Medien zu.

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