Das wünschen sich die Bürger vom Busverkehr
Die Gemeinde hatte zu einem Workshop in den Harres eingeladen. An drei Thementischen konnten Ideen eingebracht werden, die in das Nahverkehrskonzept einfließen.

Von Timo Teufert
St. Leon-Rot. Wie kann man das Busnetz in St. Leon-Rot attraktiver machen? Um diese Frage ging es vor Kurzem in einem Workshop im Harres, bei dem entsprechende Anregungen aus der Bürgerschaft gesammelt wurden. An drei Thementischen konnten die Bürger ihre Ideen und Bedürfnisse vorbringen, die in ein Nahverkehrskonzept einfließen sollen, das vom Planungsbüro "R+T Ingenieure für Verkehrsplanung" aus Darmstadt erstellt wird, bevor die Buslinien neu ausgeschrieben und vergeben werden.
"Wir sind in der Nahverkehrsplanung nicht völlig frei", erklärte Bürgermeister Alexander Eger in seiner Begrüßung. Im Linienbündel St. Leon-Rot/Sandhausen befinden sich auch anderen Gemeinden und deshalb müssten gemeinsame Schnittmengen gefunden werden. "Formal ist der Kreis für die Nahverkehrsplanung zuständig. Bei Veränderungen des Angebots müssen sich diese im Nahverkehrsplan des Kreises widerspiegeln und vom Kreistag beschlossen werden", erläuterte Eger.
Dies sei von entscheidender Bedeutung, weil die Gemeinde nur so die notwendigen Zuschüsse in sehr beträchtlicher Höhe erhalte. "Die Neuplanung muss realistisch und vor allem finanzierbar sein", appellierte Bürgermeister Eger. Durch die europaweite Ausschreibung entstehe eine langjährige Bindung und deshalb müsse das Angebot für die nächsten acht Jahre für die Gemeinde bezahlbar sein. "Ein wichtiges Element für uns ist die Schülerbeförderung ins Schulzentrum nach Walldorf", unterstrich Eger.
Das Planungsbüro hat für das Nahverkehrskonzept den Ist-Zustand in der Doppelgemeinde analysiert und Büroleiter Sebastian Hofherr stellte das Ergebnis vor: "An Werktagen gibt es in St. Leon-Rot ein dichtes Liniennetz. Abends und am Wochenende ist das Angebot deutlich ausgedünnt." Eine Direktverbindung gebe es am Wochenende nur nach Walldorf, aber keine Fahrten zu den S-Bahnhöfen Rot-Malsch, Wiesloch-Walldorf und Neulußheim.
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Auch die Umsteigebeziehungen zum Schienenverkehr an diesen drei Bahnhöfen hat das Büro untersucht: "Sie unterscheiden sich sehr deutlich bei der Attraktivität", so Hofherr. So seien der Umstieg von Bus auf Bahn in Rot-Malsch am besten, in Wiesloch-Walldorf am schlechtesten. "Dort sind die meisten Anschlüsse abgefahren, wenn der Bus ankommt", so Hofherr.
Der Planer ist aber überzeugt: "Auf dem, was vorhanden ist, kann man aufbauen." So sollte der Bahnhof Wiesloch-Walldorf stärker in den Blick rücken: Ein dichteres Angebot wäre wünschenswert, weil es dort mehr Halte von Zügen ebenso gebe wie Anschlüsse an den Fernverkehr. Außerdem besteht in Wiesloch-Walldorf die Umstiegsmöglichkeit zu den Regiobus-Linien nach Speyer oder Sinsheim.
Nach der Einführung durch Bürgermeister Eger und die Fachplaner konnten die 20 Bürgerinnen und Bürger an drei Thementischen ihre Kritik und Wünsche vorbringen: "Ich komme besser vom Bahnhof Wiesloch-Walldorf weg, weil dort jede Stunde ein Zug mehr fährt. Ich komme aber nicht hin", hieß es etwa am Tisch "Anbindung der Gemeinde an das Umland". Deshalb brauche man eine gute und schnelle Verbindung zum Bahnhof Wiesloch-Walldorf. Allerdings wünschte man sich, dass auch der Fernverkehr, der dort abfährt, zuverlässiger erreicht werde. Kritisiert wurden die teilweise langen Wege bis zu den Haltstellen in St. Leon-Rot. Der Bus nach Walldorf sei vor allem für die Schüler wichtig: "Zum Einkaufen fahre ich nur nach Wiesloch, nicht nach Walldorf", sagte eine Teilnehmerin.
Der Wunsch nach einer besseren Erreichbarkeit der beiden Ortsteile kam am Thementisch "Erschließung der Gemeinde mit dem Bus" auf: "Man könnte St. Leon und Rot in Form einer Acht mit kleinen Bussen anfahren und am Rathaus einen zentralen Umsteigepunkt in die bestehenden Buslinien einrichten", so der Vorschlag eines Bürgers. Außer zu Schulzeiten seien die Busse völlig überdimensioniert, so der Vorwurf der Bürgerinnen und Bürger. Eine andere Frau wünschte sich leise Busse und forderte, auch in diesem Bereich Elektrofahrzeuge voranzutreiben.
Außerdem gebe es viele Haltstellen, die weder ein Häuschen noch eine Bank haben. "Der Bahnhof Rot/Malsch ist eine Katastrophe. Der braucht keine Toilette, der braucht weitere Sitzmöglichkeiten und mehr Beleuchtung", findet eine Pendlerin und nimmt Bezug auf einen Antrag der Freien Wähler, die eine Toilette für den Bahnhof wünschten. "Jede Bushaltestelle braucht Fahrradbügel", findet ein anderer Vielfahrer. Einig sind sich am Tisch alle: "Die Haltestelle Ipflerplatz ist fehlgeplant. Der Bus kann die Haltestelle gar nicht richtig anfahren, da ist dann kein barrierefreier Einstieg möglich."
Lob gab es am Thementisch "Besondere Anforderungen an den Ausbildungs- und Berufsverkehr" für die Route der Linie 705, die direkt über das Werksgelände von Heidelberger Druckmaschinen fährt. Im Schülerverkehr gebe es das Problem, dass die Busse in Rot an den Haltstellen vorbeifahren, wenn sie voll sind, berichtete ein Vater. "Und ab 17 Uhr kommen die Kinder kaum noch zurück." Gerade die Pendler wünschen sich bei der Linie 720 wieder eine Anbindung des Bismarckplatzes. Durch Baustellen wurde die Linie von St. Leon-Rot über Walldorf und Sandhausen verkürzt und endet nach wie vor am Heidelberger Hauptbahnhof.
Einen konkreten Vorschlag brachte ein anderer Herr ein: "Der 720er Bus muss im Winter nicht zum See fahren, diese Kilometer kann man einsparen." Das gesparte Geld sollte dann für den Sonn- und Feiertagsverkehr eingesetzt werden. So würde man eine Anbindung des Bahnhofs Rot/Malsch kostenneutral hinbekommen.
Die Vorschläge werden nun ausgewertet und an den Gemeinderat weitergegeben, der über das Nahverkehrskonzept entscheiden wird.