Schriesheim

Tempo 30 soll kommen - nur wann?

Lärmaktionsplan empfiehlt Geschwindigkeitsreduzierung auf der Bundesstraße B3, der Ladenburger, der Tal- und der Altenbacher Hauptstraße.

21.02.2023 UPDATE: 21.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Zur Tempo-30-Zone soll auch die gesamte Schriesheimer B 3-Ortsdurchfahrt werden. Foto: Kreutzer

Von Micha Hörnle

Schriesheim. In Hirschberg und in Dossenheim stehen sie schon seit Anfang der letzten Woche: die Tempo-30-Schilder an der B3. In Schriesheim wird es wohl noch etwas dauern. Auf eine RNZ-Anfrage heißt es aus dem Rathaus: "Das Landratsamt wartet derzeit noch auf die finale Zustimmung des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Sobald diese vorliegt, wird von Seiten des Straßenverkehrsamts die erforderliche verkehrsrechtliche Anordnung erlassen, und die Tempo-30-Zonen können umgesetzt werden. Zum zeitlichen Aspekt kann derzeit keine Auskunft gegeben werden."

Tempo 30 soll nicht nur auf der B3 gelten, sondern auch in der Ladenburger Straße (zwischen B3 und Dresdener Straße), der Talstraße (zwischen Schönauer und Bismarckstraße) und in der Altenbacher Hauptstraße (vom Ortseingangsschild bis zur Brunnenstraße). Das ist nichts Neues, das sind die Vorschläge aus dem Lärmaktionsplan des Fachbüros "Modus Consult", die vor eineinhalb Jahren der Gemeinderat beschlossen hat. Damit wird eine EU-Richtlinie zum Lärmschutz umgesetzt. Denn in Schriesheim ist die Zahl derjenigen, die unter lautem Verkehr leiden, viel höher als in den Nachbarkommunen: 3664 Einwohner im gesamten Stadtgebiet bekommen über 24 Stunden hinweg mehr als 55 Dezibel ab, und 1360 mehr als 50 Dezibel nachts – Werte, die als gesundheitsbelastend gelten.

5460 Anwohner der vier Straßen, in denen fortan Tempo 30 gelten soll, haben heute schon mit mehr als 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht zu kämpfen. Mit der Geschwindigkeitsreduktion sind es schon etwa ein Drittel (1940) Lärmbetroffene weniger; vor allem die Zahl derjenigen, die extrem großem Lärm (mehr als 65 Dezibel) ausgesetzt sind, geht um 55 Prozent zurück (von 347 auf 158).

Allein durch die 30er-Schilder wird der Lärm um 2,5 Dezibel reduziert – was sich fast so anhört, als hätte sich der Verkehr halbiert. Zum Vergleich: Tempo 40 mit einem Dezibel weniger ist fast nicht wahrnehmbar, wie "Modus Consult"-Ingenieur Martin Reichert vorrechnete. Aber auch Reichert weiß: Einen noch deutlicheren Effekt hätte eine Fahrbahnsanierung mit "Flüsterasphalt", denn das bringt noch einmal fünf Dezibel weniger – und die Zahl der Lärmbetroffenen würde sich im Vergleich zu jetzt (5460 Personen) um 3400 reduzieren – ein Minus von fast 60 Prozent.

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Reichert empfiehlt daher in seinem Gutachten, die B3 (zwischen Zentgrafen- und Edelsteinstraße), die Ladenburger Straße (zwischen B3 und Dresdener Straße), die Talstraße (zwischen Schönauer Straße und dem Besucherbergwerk) sowie die Altenbacher Hauptstraße (zwischen der Hausnummer 9 und der Neuen Anlage) zu sanieren – Gesamtkosten rund 82.000 Euro. Nur wann? Das Rathaus schreibt auf RNZ-Anfrage, die Stadt sei nur für die Talstraße zuständig – und da geht die Sanierung ja bald los. Die anderen Straßen liegen in der Verantwortung von Bund und Kreis.

Und was wird mit den Bewohnern anderer Gebiete außerhalb dieser vier Straßen, die auch unter Lärm leiden? Erst einmal nichts. Denn zwischen berechtigter emotionaler Betroffenheit und fachrechtlicher Begründung bestehe ein Unterschied, hatte Reichert konstatiert. Besteht eine geplante Maßnahme die fachrechtliche Überprüfung nicht, hat sie keine Chance auf Realisierung. Das gilt übrigens auch für die Fensenbäume, wo man sich nach der A5-Fahrbahnsanierung beschwert hat: Dort sei es "nicht laut genug", der gesundheitskritische Grenzwert von 65 Dezibel werde definitiv nicht erreicht. Damit sei noch nicht über der Schwelle, um einschreiten zu müssen.

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