Ein Kompressorenhaus kann man auch erhalten
Im Weiten Tal am Waldkindergarten überlebte ein Industriedenkmal durch glückliche Fügungen.

Schriesheim. (hö) Müssen alte Industriedenkmäler, die ihren Nutzen verloren haben – wie das Kompressorenhaus des ehemaligen Steinbruchs –, unbedingt abgerissen werden? Nicht unbedingt, denn auf der anderen Talseite, im Weiten Tal unterhalb der Spatschlucht (und direkt am Waldkindergarten), gelang es, ein Gebäude, ebenfalls ein Kompressorenhaus, zu erhalten. Heute ist Jäger und Winzer Georg Bielig dessen Pächter, Eigentümer ist die Stadt.
Doch die Rettung dieses Industriedenkmals ist wohl mehreren glücklichen Fügungen zu verdanken: Nach dem Krieg diente es zunächst als städtisches Wohnhaus und wird heute als Jagdhütte genutzt. Über das schlichte Gebäude an sich ist wenig bekannt, vermutlich diente es als Energiestation für die nahen Bergwerksstollen, direkt daneben liegt der Wilhelmstollen: In dem wurde bis 1939 Schwerspat abgebaut – weswegen es ja erst überhaupt die Spatschlucht gibt; ihn öffnete 1989 die Bergwerksgruppe des Verkehrsvereins – der Vorläufer des 1997 gegründeten Bergwerksvereins – wieder als Winterquartier für Fledermäuse und Amphibien. Auch die ehemaligen Bergwerke Obere Griet und Lange Schaar sind nicht weit, obwohl unklar ist, ob die einen Bezug zu dieser Energiestation haben.
Auf jeden Fall ist dieses Kompressorenhaus deutlich besser in Schuss als sein Pendant am Ölberg – wahrscheinlich deswegen, so vermutet Bielig, weil die Stadt es einigermaßen pflegte, schließlich war es ja auch bewohnt. Später mietete es der Jäger Henry Beck an, der einen Teil instand setzte, dann übernahm es Bielig, der nicht nur Winzer, sondern auch Jäger ist und hier seinen Jagdbezirk hat. Sein Jagdhornbläser-Freund Bernhard Wachter schaut ab und zu nach dem Rechten und sagt über das Haus: "Es ist solide gebaut, hat doppelt verglaste Fenster – und ist dicht."
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Allerdings ist es nicht öffentlich zugänglich, es dient vor allem als Lager für Werkzeug, ab und an übernachten Jagdkameraden hier, gelegentlich wird hier auch gefeiert. Probleme mit Vandalismus gebe es hier nicht, sagt Bielig – vielleicht liegt das daran, dass zumindest tagsüber im Waldkindergarten Betrieb ist und vor allem am Wochenende viele Wanderer hier vorbeikommen, die zur Schriesheimer Hütte wollen. Und nicht zuletzt: Das alte Kompressorenhaus wird ja auch regelmäßig von den Jägern genutzt.