Das ging ab bei der Kerwe in Altenbach
Der Kerweschlump feierte natürlich kräftig mit - Kerwepfarrerin las Gemeinde die Leviten

Von Karin Katzenberger-Ruf
Schriesheim-Altenbach. Zum "Warm up" gibt es Glühwein statt Waldmeister-Bowle. Der Männergesangverein hat seine Getränkekarte kurzfristig der Witterung angepasst. Kerwe in Altenbach, noch eine gute Stunde bis zum Beginn des kleinen Umzugs vom Parkplatz am Ortsende zur Ortsmitte.

Es ist kalt an diesem frühen Samstagnachmittag, im höher gelegenen Wilhelmsfeld gab es sogar kurze Schneeregenschauer. Doch die Kälte lässt Altenbach und seine Gäste kalt. Der Wagen für die Hoheiten - ein Traktor mit Anhänger - ist schon vorgefahren. Darauf werden die Kochlöffelkönigin und ihr Gefolge Platz nehmen. Auch befreundete Weinköniginnen geben sich die Ehre, kommen gut gelaunt und mit Krönchen auf dem Kopf zum Sammelpunkt.
Der "Kerweschlump" - noch liegt er beim MGV über der Theke - muss sich mit einem Leiterwägelchen begnügen. Er trägt den Namen "Hans-Jörg mit Bindestrich", ist eine leblose Puppe und soll in Altenbach ein lebendes Pendant haben. Mehr will Kerwepfarrerin Ann-Christin Kreß dazu nicht verraten.

Beim Kerwelauf der Grundschulkinder waren die Athleten mit vollem Eifer dabei. Foto: kaz
Der "Schlump" ist jedenfalls mit viel Liebe selbst gebastelt, mit Jeans, rosa Schlips und Brille in Orangerot ausstaffiert wie ein Partygänger. Ist auch er Bierkönig von Mallorca wie sein Vorgänger Ingo? Mit dem hat es bekanntlich ja kein gutes Ende genommen, und auch "Hans-Jörg mit Bindestrich" wird die dreitägige Kerwe letztlich nicht "überleben".
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Doch nun muss sich erst mal der Umzug formieren. "Start 14.37 Uhr" hat Hans-Peter Pröll, der die Zugnummern vorstellen wird, auf seinem Ablaufplan stehen. Warum so eine krumme Zahl? "Weil da hoffentlich der Bus durch ist", lautet die lapidare Antwort.
Das ist rücksichtsvoll. Der Linienverkehr soll wegen der Kerwe nicht lahmgelegt werden, nicht mal für ein paar Minuten. Eine Alternative für die Fahrgäste wäre, einfach mal auszusteigen und sich das bunte Treiben anzuschauen. "Ab 14 Uhr scheint die Sonne", hat die Kerwepfarrerin prophezeit.

Klappt nicht ganz, aber es bleibt trocken, und im Laufe des Tages wird aus dem dunklen Grau am Himmel zumindest ein helles. "Das Kerwewetter sei gesegnet, wir hoffen, dass es nicht regnet", fleht Ann-Christin Kreß. Und in dieser Hinsicht scheint das Beten ja mal wieder geholfen zu haben.
Doch die Kerwegeistliche - die nächstes Jahr übrigens nicht wieder antreten will - liest auch der weltlichen Gemeinde die Leviten. Warum lässt diese den Brunnen auf dem Dorfplatz verkommen oder versteckt ihn zumindest nun schon lange unter einer dreckigen Plastikplane, weil "die Pump kaputt" ist? Reicht das Geld nicht, ihn instand zu setzen? Zur Fastnacht keine Prunksitzung mehr in Altenbach, weil es für Veranstaltung zuviel "Ufflage" gibt. Müsste auch nicht sein, oder?

Dass in Schriese ansonsten nicht alles perfekt organisiert ist, habe sich nach heftigem Schneefall im Winter gezeigt. Da sei zwar der Räumdienst angerückt, doch in den Behältern am Straßenrand habe das Salz gefehlt.
Dass es im Vorfeld der Kerwe "Rabatz" im neu gegründeten Komitee gab, verschweigt Ann-Christin Kreß nicht, beschwichtigt aber: "Wir wollen alle nur das gleiche, für die Kerwe muss das reichen."



