"Die Rebe" könnte ein Vorbild sein
Altenbacher Johannesgemeinde kämpft um Erhalt und Finanzierung des Gemeindehauses - Ideen am "Runden Tisch" gesammelt

Pfarrer Kieren Jäschke moderierte den Gedankenaustausch zur Zukunft des evangelischen Gemeindehauses im Ortsteil. Foto: Dorn
Von Katharina Schröder
Schriesheim-Altenbach. Die evangelische Johannesgemeinde in Altenbach suchte am "Runden Tisch" nach kreativen Lösungen für den Erhalt des Gemeindehauses. Ab dem Jahr 2022 wird die Gemeinde etwa 70 Prozent weniger Kirchensteuerzuweisung für den Unterhalt des Gebäudes bekommen. "Uns fehlen dann jährlich bis zu 14.000 Euro", sagte Pfarrer Kieren Jäschke. Er erklärte auch, wie es zu den Kürzungen kommt.
Die Landeskirche Baden habe Studien in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass die fetten Jahre vorbei seien. Das habe mehrere Gründe. Zum einen den demografischen Wandel. Mit dem Eintritt der Babyboomer in die Rente sei mit weniger Einnahmen zu rechnen. "Zum anderen kehren immer mehr Menschen der Kirche den Rücken." Ein weiteres Problem ergebe sich durch Sanierungen. "In den Sechziger- und Siebzigerjahren wurde gebaut als ob es kein Morgen gebe." Diese Gebäude seien nun sanierungsbedürftig, verbunden mit hohen Kosten. "Deswegen will die Landeskirche die Ressourcen bündeln", erklärte Jäschke. Die Kürzungen bei den Zuweisungen seien nach verschiedenen Kriterien ermittelt worden. Dabei spiele etwa die Größe der Gemeinde eine Rolle. Finanziert würden ab 2022 die Altenbacher Kirche sowie 84 der insgesamt 392 Quadratmeter des Gemeindehauses.
Nun möchte die Johannesgemeinde gemeinsam mit den Bürgern einen Plan entwickeln, wie die Kürzungen aufgefangen werden können. Viele kamen ins Gemeindehaus, um gemeinsam darüber nachzudenken. Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer und Ortsvorsteher Herbert Kraus waren dabei. Die Runde kam allerdings etwas schwer in Gang, sodass Jäschke den Motivator geben musste: "Wir sammeln hier wirklich alle Ideen, auch wenn es noch so absurd klingt." Schließlich brach er mit einem Scherz das Eis: "Sollen wir hier ein Tanzlokal eröffnen?". Grünen-Ortschafts- und Stadtrat Christian Wolf schlug vor, im Ortsteil dem Vorbild des Schriesheimer Fördervereins "Die Rebe" zu folgen. "Ich bin sicher, das wäre eine Möglichkeit, ein bisschen Druck zu nehmen", sagte er. Man würde mit einem Verein wahrscheinlich nicht auf den Gesamtbetrag kommen, "aber einen Grundstock würden wir zusammenkriegen", betonte er: "Ich würde mich auch bereit erklären, das zu machen." Dieser Beitrag wurde positiv angenommen.
Ein Vorschlag von Ortsvorsteher Kraus löste rege Beteiligung aus. "Bitte betrachten Sie dies rein als Kraus’sche Idee, das braucht noch viele Überlegungen", begann er. Die Altenbacher Verwaltungsstelle sei nicht barrierefrei und außerdem gefährlich am Abtsweg gelegen. "Es wäre eine Überlegung, ob man die Verwaltung nicht unten ins Gemeindehaus setzen könnte", sagte Kraus.
Höfer erkannte den Vorteil durch die Barrierefreiheit, kritisierte aber, dass dadurch Mietkosten auf die Stadt zukämen, die derzeit nicht bestünden. Er ergänzte: "Und im Prinzip fände ich es auch für die Gemeinde besser, Leben in das Haus zu bringen statt Akten." Jäschke zeigte sich interessiert an der Idee, sagte aber auch, dass einiges dabei zunächst geprüft werden müsse.
Räume im Untergeschoss zu vermieten schließe die Kirchengemeinde ebenfalls nicht aus. "Es gibt ja auch Leute, die nur ein kleines Büro, eher ein Arbeitszimmer suchen", meinte auch Bürgermeister Höfer. Im Anschluss schlug eine Bürgerin vor, ein Begegnungscafé ähnlich wie das "Mittendrin" in Schriesheim einzurichten. Auch das kam gut an.
Es wurde zudem deutlich, dass die Altenbacher sich mehr Gemeindeleben im Ort wünschen. So kamen Ideen für Seniorennachmittage, interreligiöse Dialoge, Jugendarbeit auf. Allerdings tragen solche Angebote nicht zum Erhalt des Gemeindehauses bei.
Außerdem waren sich zum Schluss alle einig, dass es Menschen braucht, die anpacken, um dieses Ziel auch zu erreichen.



