Sportplätze statt Wald? Protest gegen geplante Rodung
150 Menschen demonstrierten für Walderhalt. Sie sind gegen die Erweiterungspläne des SV Sandhausen.

Von Agnieszka Dorn und Lukas Werthenbach
Sandhausen. "Wir brauchen alle unseren Sandhäuser Wald!" – dieses Schild traf die Motivation der Demonstration des als Bürgerinitiative gegründeten Vereins "Pro-Waldschutz" am Samstagvormittag auf den Punkt. Hintergrund ist die geplante Erweiterung des Vereinsgeländes des SV Sandhausen (SVS) um zwei Sportplätze. Diese sollen bekanntlich – entgegen aller zwischenzeitlich erarbeiteten Alternativen und Kompromissvorschläge – nun doch im Wald südlich des Fußballstadions entstehen.
Allerdings wurde die zunächst für den heutigen Montag anberaumte Abstimmung über den Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" im Gemeinderat von der Tagesordnung gestrichen. Ob das wiederum mit dem seit Samstag besiegelten Abstieg des SVS in die Dritte Liga zu tun hat, wird sich wohl erst heute ab 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses zeigen.
Bei der Demonstration für den Walderhalt wenige Stunden vor Anpfiff des Sandhäuser Schicksalsspiels in Heidenheim (vgl. "Sport") waren nicht nur Sandhäuser anwesend: Auch Menschen aus umliegenden Orten wie Walldorf, Wiesloch oder Leimen-St. Ilgen waren unter den insgesamt über 150 Demonstranten. Mit dabei waren auch die Nußlocher Bürgerinitiative "Waldvision" und eine Grünen-Stadträtin aus Wiesloch. Denn auch hier nutzt man den Hardtwald als Naherholungsgebiet.

Die Aktion sei als friedliche Demonstration angemeldet worden, sagte "Pro-Waldschutz"-Vorsitzende Petra Weiß zu Beginn am Walter-Reinhard-Stadion. Unter anderem an einem Runden Tisch waren zwischen 2020 und 2022 verschiedene Kompromisse für die Erweiterung erarbeitet worden, um die damit verbundene Rodung zumindest möglichst gering zu halten. Die etwa ein Jahr lang und bis zur jüngsten Ratssitzung offiziell präferierte Lösung namens "Variante Verwaltung" hatte Umzüge der SVS-Nachbarn Tennisclub und FC Sandhausen vorgesehen, um so Platz für die beiden Fußballfelder zu schaffen.
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Diese scheint aber wie berichtet aus juristischen Gründen nicht umsetzbar zu sein. Daher ist eben nun wieder der Ursprungsplan mit den zwei Sportplätzen im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt im Gespräch – allerdings ohne die anfangs vorgesehenen Parkplätze und mit einem etwas kleineren Spielfeld, sodass die zu rodende Fläche um etwa einen Hektar auf nun 1,5 Hektar schrumpfen würde.
Das geht den Demonstranten dennoch deutlich zu weit. Wie ernst ihnen die Situation ist, drückten sie mit Schildern aus: "Wald schützen = allen nützen!" oder die Anfangsbuchstaben des Wortes "Wald" als Repräsentanten für "Wasserspeicher, Allgemeingut, Lebensraum, Dauerthema". Die Demonstranten gingen vom Walter-Reinhard-Stadion vorbei am Stadion des SVS zu jenem Waldstück, in dem nach aktueller Planung Bäume fallen sollen, um die Sportplätze zu errichten. Dort bildeten sie eine Menschenkette als symbolischen Aufruf zum Erhalt des Waldes.
Die Gemeindeverwaltung hatte als Grund für die kurzfristige Änderung der Tagesordnung der heutigen Sitzung lediglich "neue Informationen sowie Planungen seitens der Vereinslandschaft" genannt. SVS-Präsident Jürgen Machmeier hatte derweil bereits vor über einem Jahr betont, dass auch ein Abstieg in die Dritte Liga nichts an den Erweiterungsplänen ändern würde...