Landtags-Ausschuss befasst sich mit Petition gegen Rodung
Nun schaltet sich das Land in den Konflikt ein. Bringt ein neuer Berichterstatter die Wende?

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen/Stuttgart. Die Erweiterungspläne des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) sind am kommenden Mittwoch Thema im Stuttgarter Landtag. Genauer befasst sich dessen zuständiger Ausschuss mit der Petition der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI), die sich gegen den Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" richtet: Indem sie diese bereits 2019 in Stuttgart eingereicht hatte, wollte die BI bekanntlich den ursprünglichen Plänen einen Riegel vorschieben, die für die SVS-Erweiterung eine Rodung von rund 2,5 Hektar im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt vorsehen. Die RNZ sprach mit dem inzwischen für diese Petition zuständigen Berichterstatter, dem Landtagsabgeordneten Armin Waldbüßer (Grüne). Was er dabei zu sagen hatte, erfreut insbesondere die BI.

Damit deutet sich eine erneute Überraschung im seit Jahren währenden Streit um die Pläne zum Bau von zwei weiteren Trainingsplätzen für den SVS an. Schließlich hatte das Landeswirtschaftsministerium nach RNZ-Informationen, wie im Sommer 2020 berichtet, dem Ausschuss eine Ablehnung der Sandhäuser Petition empfohlen. Und in den meisten Fällen folgt der Ausschuss solchen Empfehlungen auch. Doch mit der Landtagswahl im Frühjahr dieses Jahres bekam diese Petition einen neuen Berichterstatter: Ein solcher ist grundsätzlich dafür zuständig, den Ausschuss mit den für die jeweilige Abstimmung nötigen Informationen zu versorgen. Der in diesem Jahr erstmals in den Landtag gewählte Grünen-Politiker Armin Waldbüßer aus dem Wahlkreis Neckarsulm sagte nun auf Anfrage: "Wir werden am Mittwoch noch keine Entscheidung über diese Petition fällen."
Er wolle sich erst ausführlicher in das Thema einlesen, so Waldbüßer. Er wisse aber bereits, dass es noch Gesprächsbedarf gebe: zum Beispiel aufgrund der bisher nur unklaren Aussagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) über die Anzahl der erforderlichen SVS-Trainingsplätze. "Ich würde gern als Vermittler nach Sandhausen kommen und mit allen Beteiligten das Gespräch suchen – sobald die Corona-Lage das wieder besser zulässt", erklärt der Landtagsabgeordnete.
Bei der BI nahm man diese Aussicht erfreut auf. Eine "super Idee" nannte deren stellvertretender Sprecher Rolf Schneider auf Nachfrage Waldbüßers Aussage: "Im Falle einer Ablehnung der Petition wäre unsere große Befürchtung gewesen, dass sich der Gemeinderat dann an diese Entscheidung ,dranhängt’." Weiterhin habe die Sorge bestanden, dass die derzeit auf Eis liegende "Variante 0" am Ende doch eine Mehrheit finde.
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Eine Sprecherin des Landtags bestätigte die für den 24. November angesetzte Sitzung des Petitionsausschusses, in der es neben zahlreichen anderen Petitionen auch um den Protest der BI gegen das mit der Rodung verbundene Projekt "Sportzentrum Süd" gehen soll. Die Zusammenkunft findet – wie fast immer in diesem Gremium – unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ob es dabei auch um die bei Waldschützern umstrittene Empfehlung des Wirtschaftsministeriums geht, ist unklar. Nach Recherchen dieser Zeitung begründete das Ministerium die empfohlene Ablehnung damit, dass das zur Rodung vorgesehene Gebiet südlich des BWT-Stadions nur als "naturnahe Waldbestände" eingestuft sei – trotz des seit 2013 bestehenden Schutzstatus der Schwetzinger Hardt. So sei der Artenschutz dort nur geringfügig betroffen, weshalb die betroffene Fläche nicht besonders schützenswert sei.



