Rund um Wiesloch

Wiederöffnung der Freibäder ist völlig offen

Betreiber wollen öffnen - aber wie? - Die Bestimmungen reichen von vage bis nichtexistent

15.05.2020 UPDATE: 16.05.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 30 Sekunden
Die Leute brennen darauf, wieder ins Schwimmbad zu gehen, vor allem, wenn es jetzt allmählich wieder wärmer wird. Und die Badbetreiber der Region würden auch gerne öffnen, damit es wieder so voll, bunt und lustig zugeht wie auf unseren Archivbildern vom Wieslocher „WieTalBad“. Aber in Coronazeiten ist das schwierig. Foto: Pfeifer

Von Hans-Dieter Siegfried und Sebastian Lerche

Rund um Wiesloch. "Unser Bad ist zu schade, um es geschlossen zu lassen. Wir haben den unbedingten Willen, es der Bevölkerung wieder zugänglich zu machen." Das sagt Matthias Gruber, Geschäftsführer der Walldorfer Stadtwerke, über das Aqwa.

So wie er denken auch die anderen Badbetreiber der Region. Und eigentlich wäre im Wonnemonat Mai allmählich Zeit, die Tore zu öffnen. Doch in der Corona-Krise ist das alles andere als einfach. Die RNZ hat sich darüber auch mit den Verantwortlichen des St. Leoner Sees und des Wieslocher "WieTalBads" unterhalten. Von Experten bestätigt ist, dass das Coronavirus keine Chance gegen Chlor hat. Die Übertragung von Badegast zu Badegast ist aber möglich.

Wichtig ist, da war man sich einig, dass alle Badbetreiber der Region sich abstimmen: Sollten zunächst nur einige wenige für die breite Bevölkerung öffnen, würden sie unweigerlich überrannt und könnten die Corona-Regeln nicht einhalten. Doch das alles ist momentan, mangels offizieller Vorgaben, noch Spekulation – und bleibt es vermutlich bis in den Juni hinein.

Trist und leer ist das Aqwa-Hallenbad in Walldorf zurzeit. Und Bäderparkleiter Stefan Gottschalk weiß noch überhaupt nicht, wann es wieder öffnen wird. Foto: Pfeifer

"Um das Hallenbad machen wir uns noch keinen Kopf", schränkt Matthias Gruber ein. Da stellen sich ganz andere Hygiene-Herausforderungen. Aber im Freibad ist es für ihn vorstellbar, für den Infektionsschutz zu sorgen. In normalen Zeiten wäre das Aqwa-Freibad auch recht schnell startklar.

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Was aber mehrere Wochen dauern dürfte, ist das Organisatorische: Wenn die große Hitze kommt und die Scharen sich ins kühle Nass stürzen wollen, wie soll man das regeln? Matthias Gruber kann mangels offizieller Leitlinien nur eigene Pläne schmieden, denkt über Möglichkeiten nach, nur kleinere Gruppen einzulassen: statt Tausenden wie in den letzten Rekordsommern nur Hunderte.

Die sollen sich gleichmäßig übers Gelände verteilen und nur beispielsweise für drei Stunden bleiben. Dazu müssen aber neuartige Eintrittskarten und Buchungsmöglichkeiten ins Leben gerufen werden. Und das Sicherstellen, dass die Besucher dann das Freibad auch wieder verlassen, damit die nächsten hereinkönnen, dürfte schwierig werden. "Wer geht schon gern bei heißem Sommerwetter?"

Frühestens ab Juni könnte eine Freibad-Öffnung für Sport-Abiturienten in Frage kommen. Fürs Training könnten Sportvereine oder Schwimmkurs-Anbieter früher zum Zug kommen. Laut Gruber stimmt man sich mit DLRG und SG Astoria ab, wobei das noch eher kühle Wasser nicht für jeden geeignet scheint.

"Wir haben keine neuen Informationen, das ist alles sehr vage", bedauert Bianca Mader, neue Leiterin des Eigenbetriebs St. Leoner See, zu dem auch das Hallenbad "Badespaß" gehört. Nach Pfingsten – oder doch erst im Juli? – könnten eventuell Schulen und Vereine für den Schwimmunterricht oder das Sport-Abi ins Hallenbad, das bereits von Grund auf gereinigt und hergerichtet wurde: "Das ist alles organisiert, wir können starten." Genaue Vorgaben, wie viele Badegäste hereindürfen und wie für den Infektionsschutz gesorgt werden muss, fehlen jedoch. Mit Abstandsmarkern am Boden, Plexiglasscheiben und anderen Vorkehrungen ist Bianca Mader zufolge bereits für den Schutz der Mitarbeiter gesorgt.

St. Leoner See. Foto: Hecker

Der St. Leoner See selbst hat zugleich weniger und mehr Probleme, wie technischer Betriebsleiter Georg Grimm berichtet. Öffentliches Baden ist noch lange nicht möglich, und bis es das ist, sucht man noch genauso händeringend nach Lösungen wie in Walldorf. Schwimmunterricht ist in den natürlichen Gewässern, die für Ungeübte durchaus Risiken bergen, überhaupt nicht vorgesehen.

Die Campinggäste aber dürfen bereits ab kommenden Montag wieder auf die Erholungsanlage, auch die 30 Miethäuschen mit ihren 130 Betten dürfen öffnen, das fällt unter die aktuellen Hotellerie-Bestimmungen. "Die Leute brennen darauf, wiederzukommen", weiß Grimm.

Baden dürfen sie aber nicht, nur Spazierengehen oder die Spielplätze nutzen. Zudem müssen sicherheitshalber gemeinschaftlich genutzte Sanitäranlagen geschlossen bleiben – für Camper, nicht aber für die Gastronomie oder Sportvereine, so Grimm. Die beiden Kioske auf dem Areal, der Imbiss der Minigolfanlage und das große See-Restaurant mit Lebensmittelladen dürfen nämlich ebenfalls Montag wieder öffnen – inklusive Toiletten. Ähnlich sieht es bei Seglern, Windsurfern, Wasserskifahrern, Anglern oder Tauchern aus, die ihre Aktivitäten allmählich wieder aufnehmen können, wenn sie die Vorschriften beachten und solange es dem Sport und nicht dem Freizeitspaß dient. "Das ist die Crux", verweist Grimm auf Widersprüche in den Bestimmungen. So schmerzhaft für ihn das "Herunterfahren" des Betriebs und der Anblick der leeren Erholungsanlage waren, "das war einfacher als schrittweise wieder alles hochzufahren".

2019 öffnete das "WieTalBad" bereits vor Ostern seine Pforten – wegen des herrlichen Wetters gleich unter großem Ansturm der Badegäste. Wegen der Corona-Pandemie bleibt der beliebte Treffpunkt für die Schwimmfreunde zurzeit noch geschlossen. "Wir haben noch keinerlei Hinweise seitens der Landesregierung, wann Freibäder öffnen können", informierte Oberbürgermeister Dirk Elkemann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Ebenso fehlen bis jetzt entsprechende Regelungen, unter welchen Auflagen überhaupt ein Badebetrieb durchgeführt werden könnte. Kämmerin Petra Hoß äußerte sich zu den Kosten. Die variablen Kosten, die Einnahmen aus dem Kartenverkauf, könnten derzeit aus naheliegenden Gründen nicht kalkuliert werden. "Bei den Fixkosten, die höher liegen als die Erlöse aus den Eintrittsgeldern, können wir ab der Öffnung dann genaue Zahlen vorlegen", sagte Hoß. Den größten Anteil dabei nehmen die Aufwendungen für das Personal ein.

"Wir machen derzeit im Freibad nichts", berichtete der Leiter der Stadtwerke, Rüdiger Kleemann. Das Wasser ist nach wie vor in den Becken, lediglich die Rasenflächen werden hin und wieder gemäht. "Aktivitäten zur Vorbereitung einer Öffnung sind bei uns noch nicht angesagt", fügte Kleemann hinzu. Dies auch aus Kostengründen. "Wir benötigen so knapp drei Wochen, bis wir – sollte ein Termin genannt werden – alles so hergerichtet haben, dass wir Besucher empfangen können."

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