Stadtbäume leiden zunehmend
Die Stadtplanung reagiert auf den Klimawandel. Doch obwohl die Kommunen immer mehr gießen, überlebt nicht jeder Baum die Dürre.

Region Heidelberg. (bmi/cm/fhs/lew/lesa) Nicht nur Menschen stöhnen unter der heftigen Sommerhitze – auch Bäumen macht die lang anhaltende Trockenheit zu schaffen. Wie versuchen die Kommunen der Region, den Baumbestand innerorts mit ausreichend Wasser zur versorgen? Die RNZ hat sich bei verschiedenen Bauhöfen im Umland erkundigt:
> In Dossenheim muss die Gemeinde in diesem Jahr rund 50 Bäume aktiv gießen, wie von Sprecherin Mareike de Raaf zu erfahren ist. Hier geht es vornehmlich um Jungbäume im Alter von fünf bis acht Jahren. "Zum Vergleich: Früher wurden Bäume nur drei Jahre lang nach ihrer Anpflanzung bewässert", zeigt de Raaf eine Konsequenz des Klimawandels und der immer heißeren, trockenen Sommer auf.
Per Auto und Wasserfass ist der Bauhof unterwegs und wendet täglich insgesamt 9000 bis 12.000 Liter täglich fürs Gießen der Bäume sowie von Sträuchern und Hecken auf. Immerhin acht Baumpatenschaften haben Bürger übernommen, die Verwaltung will aber nochmals auf die Problematik aufmerksam machen. Vermehrt treten Hitzeschäden und vertrocknete Bäume auf. Betroffen sind Laubbaumarten wie Buchen, Ulmen, Erlen, besonders Birken sowie auch Obstbäume. Deshalb hat jüngst auch die Jugendfeuerwehr den Bauhof unterstützt, aus der Not eine Tugend – oder in dem Fall eine Übung – gemacht und Jungbäume einer Streuobstwiese entlang des Humpelsgrabens an der Kreisstraße K 4142 gewässert. Insgesamt 5200 Liter Nutzwasser aus drei voll betankten Fahrzeugen vergoss der Nachwuchs, so Kommandant Stefan Wieder. Für einige Bäume kam die Aktion zu spät – im Winter gesetzte Kirschen sind bereits vertrocknet, stellt Elin Mallinger aus dem Bauamt fest. Die jungen Apfel- und Birnbäume seien widerstandsfähiger und auch dank der Gießhilfe auf einem guten Weg.
> In Eppelheim hat die Kommune zwar rund 1500 Bäume zu betreuen, aber nur etwa 80 davon müssen regelmäßig gegossen werden. Letzteres betrifft die Neupflanzungen aus den vergangenen fünf bis sieben Jahren mit kleinem Wurzelsystem. "Die übrigen Bäume sollten angewachsen sein und sich selbst versorgen können", meint der städtische Umweltbeauftragte Benedikt Seelbach.
Eppelheim verwendet überwiegend Gießsäcke. Ein Tankwagen füllt sie regelmäßig auf. Genaue Daten über den Wasserbedarf der Bäume gibt es laut Seelbach nicht, da hier auch das Gießen anderer Grünflächen mitberechnet wird. Dass trotz aller Bemühungen auch in Eppelheim jedes Jahr Bäume sterben, will der Umweltbeauftragte nicht verhehlen.
Auch interessant
Allein auf die Trockenheit möchte er das allerdings nicht zurückführen. Hitzeschäden treten oft erst in den Folgejahren auf. Für Stadtbäume gebe es aber viele "Stressfaktoren": "Autoabgase, Anfahrschäden, Hunde-Urin, versiegelte oder verdichtete Böden und Streusalz schwächten die Bäume, sodass Schädlinge und Parasiten leichtes Spiel bekommen", erklärt Seelbach. Hinzu kämen die Bäume, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gepflanzt wurden und allmählich ihr Lebensende erreichen. Besonders auffällig seien in den vergangenen Jahren die Ausfälle der Birke gewesen. Seelbach: "Aber auch einige Ahorn-Standorte machen Probleme." Ob die Bevölkerung helfen kann? "Jeder Liter Wasser zählt," betont der Umweltbeauftragte.
> In Neckargemünd befinden sich rund 3000 Bäume in der Obhut der Kommune, wie Stadtsprecherin Petra Polte berichtet. Gegossen werden allerdings nur "Jungbäume". Das sind etwa 20 bis 30 im Stadtgebiet. Dabei kommen sogenannte Gießsäcke zum Einsatz, die stetig geringe Mengen Wasser abgeben. Diese werden vom "Gießauto" des Bauhofs angefahren und wieder aufgefüllt. Der Wasserbedarf liegt bei etwa 100 bis 120 Liter pro Baum und Woche.
Gibt es Probleme mit vertrockneten Bäumen? "Momentan noch nicht", so Polte. "Bei Altbäumen sieht man Trockenheitsschäden in der Regel erst circa vier bis fünf Jahre später." In diesem Jahr seien bisher keine Bäume vertrocknet. Grundsätzlich hätten Nadelbäume die meisten Probleme, diese befinden sich aber im Wald. "Die Technischen Dienste gießen selber, Bürger sind kaum involviert", betont Polte. Zwei bis drei Bürger kümmerten sich aber nach Wissen der Gärtnerei um die Blumenbeete vor ihrer Haustür.
> In Leimen betreuen die Stadtgärtner insgesamt 5000 Bäume, davon aber etwa 1200 besonders intensiv: Sie werden regelmäßig gegossen, sagt Stadtsprecher Michael Ullrich – vor allem Linden, Birken, Eichen, Ahorn- und Obstbäume sowie Platanen – unter Letzteren solche, die zwischen 60 und 70 Jahre alt sind. Rund 100.000 Liter Wasser sind wöchentlich zur Bewässerung nötig. Besonders "gießintensiv" seien die Bäume am Georgi-Marktplatz und in der Turmgasse. Der Grund: Dort ist um die Bäume herum besonders viel Pflasterstein vorhanden. Die Intervalle, in denen Leimens Bäume gegossen werden, sind unterschiedlich. Jungbäume werden wöchentlich bewässert, bei anderen richten sich die Gärtner nach der jeweiligen Temperatur.
> In Nußloch gießen Bauhofmitarbeiter mit einem mobilen 5000-Liter-Tank sämtliche Neupflanzungen sowie die ein-, zwei- und dreijährig verpflanzten Gehölze unter den rund 2500 bis 3000 Bäumen der Gemarkung. Eine genaue Zahl ist mangels Kataster nicht festzustellen. Der Tank wird zwei Mal täglich gefüllt; zusätzlich werden auch Bäume mit 70-Liter-Wasserbeuteln versehen. Besonders unter der Dürre zu leiden haben Birken und Linden. Gemeindesprecherin Lisa Herrmann sagt, dass wöchentlich etwa 70.000 Liter Wasser anfallen. Trotz des Gießens gibt es einige vertrocknete Bäume. Zudem bereitet vertrocknetes Astwerk Probleme. Der Bauhof kann allerdings nicht alles gießen. Grundsätzlich freue sich die Verwaltung, wenn Bürger sie unterstützen – für die benötigten Mengen an Wasser reichten haushaltsübliche Gießkannen aber nicht aus, gibt Herrmann zu bedenken. "Kürzlich wurden Baumpatenschaften ausgeschrieben. Hierbei geht es bevorzugt um die Pflege der Baumscheibe – sprich, die Beete um den Baum herum – und ums Beobachten des Baumzustandes."
> In Sandhausen werden pro Woche etwa 100 Kubikmeter – also 100.000 Liter – Wasser fürs Bäumegießen aufgewendet, berichtet Gemeindesprecher Jochen Denker. Der Bauhof legt dabei bei der Bewässerung ein besonderes Augenmerk auf rund 150 neu angepflanzte unter den insgesamt etwa 2100 zu betreuenden Bäumen. Auch hier sind die Mitarbeiter mit einem speziellen Fahrzeug unterwegs und gießen per Standrohr. Die Trockenheit hat "eine niedrige zweistellige Anzahl, insbesondere von Linden und Ahorn-Bäumen" absterben lassen, teilt Denker mit. Die Gemeinde habe laut Bürgermeister Hakan Günes ähnlich wie beim Sandhäuser Zukunftswald auch bei den Neuanpflanzungen "die Herausforderungen durch den Klimawandel im Blick". Somit gelte es beispielsweise, resistentere Arten auszuwählen.