Rhein-Neckar

Mobile Atemschutz-Übungsanlage soll zu den Feuerwehren kommen

Der Kreis passt die Planungen für ein regionales Feuerwehr-Ausbildungszentrum an. Jetzt wird eine mobile Atemschutzübungsanlage favorisiert.

24.06.2022 UPDATE: 26.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Feuerwehrmänner schließen sich während einer Übung ihre Atemschutzgeräte an. Foto: dpa

Von Stefan Hagen

Leimen/Rhein-Neckar. Der Einsatz mit Atemschutzgeräten gehört definitiv zu den schwierigsten und körperlich anstrengendsten Herausforderungen von Feuerwehrleuten bei der Brandbekämpfung. Nicht nur, dass die Atemschutzausrüstung zusammen mit weiteren Gegenständen gut und gerne über 40 Kilogramm wiegen kann, in einem verrauchten Raum sind die Sichtverhältnisse auch noch äußerst eingeschränkt. Dazu kommt die Hitze des Feuers. Um für solch kritische Szenarien gewappnet zu sein, brauchen die Einsatzkräfte eine besondere Ausbildung und regelmäßiges Training mit der Atemschutzausrüstung. Dafür gibt es spezielle Übungsanlagen – allerdings nicht im Rhein-Neckar-Kreis.

"Kreis will Atemschutz-Übungsanlage für die Feuerwehren bauen", titelte die RNZ im März 2019, im Juni 2022 gibt es eine solche Anlage noch immer nicht. Aber immerhin ist man dem Vorhaben einen Schritt näher gekommen. So steht seit 2020 fest, dass die regionale Feuerwehr-Übungsanlage mit angeschlossener Atemschutzübungsanlage auf einem 8000-Quadratmeter-Grundstück in Leimen entstehen soll.

Diese Planung ist nach wie vor aktuell, "die Feuerwehren des Kreises sollen an diesem Standort künftig die Möglichkeit erhalten, an verschiedenen Übungsanlagen die richtige Einsatztaktik und das Wissen zu vertiefen", heißt es in der Vorlage der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft zu diesem Thema.

In puncto Atemschutzübungsanlage hat allerdings ein Umdenken eingesetzt. Hier favorisiert der Kreis aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie nun eine mobile Variante. "Die Kameraden fahren nicht zur Übungsanlage, die Übungsanlage kommt zu den Kameraden", brachte es Landrat Stefan Dallinger in der Ausschusssitzung auf den Punkt. Als Vorlage dient dem Kreis das Konzept der Feuerwehr Hamburg, die ihre Einsatzkräfte die geforderte Belastungsübung an einer Mobilen Atemschutzstrecke durchführen lässt und diese auch für Ausbildungszwecke nutzt. Diese Anlage ließe sich leicht an das Gerätehaus jeder beliebigen Feuerwehr im Kreis bringen und könnte dort auch mehrere Tage bleiben.

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Bereits im Februar hatte Kreisbrandmeister Udo Dentz in einem Schreiben die Verwaltungsspitzen aller 54 Kreiskommunen über diesen Strategiewechsel informiert und "durchweg positive Rückmeldungen" erhalten. Geplant ist nun, in Leimen eine entsprechend mobile Einheit zu stationieren, die entweder vor Ort zu Übungszwecken zum Einsatz kommen kann oder aber in den jeweiligen Kommunen.

Das Konzept sieht vor, dass die Mobile Atemschutzstrecke auf einem Lkw-Fahrgestell mit zugehörigem Anhänger installiert wird. Im Anhänger befindet sich die zu durchlaufende Übungsstrecke mit Wärme- und Geräuschquellen sowie der Möglichkeit, diese zu vernebeln, wird in der Ausschuss-Vorlage erläutert.

In diesem Zuge sollen nun auch die weiteren Planungen für das regionale Ausbildungszentrum am Standort Leimen konkretisiert werden. Das Konzept der Landesfeuerwehrschule sieht neben einem Schulungsgebäude mit Schulungsräumen, Kantine, Umkleiden und Sanitärräumen, Technik- und Lagerräumen folgende Ausbildungsbereiche vor:

> Eine Brandübungsanlage (Heiß-Ausbildung): Hier können beispielsweise im Einsatz vorkommende Rauchgasdurchzündungen (Flashover) simuliert sowie das Vorgehen in Brandräumen realitätsnah vermittelt werden.

> Ein Übungshaus: Hier lassen sich alle klassischen Einsatzszenarien nachbilden – von der Türöffnung bis zum richtigen Vorgehen im Brandfall und der Personensuche in einem klassischen Wohnhaus.

> Ein Übungsturm: An diesem kann die Menschenrettung aus Höhen und der sichere Umgang mit Leitern trainiert werden.

> Baugrube und Schacht: Hier lassen sich Menschenrettungen aus Schächten und beengten Bereichen trainieren.

> Übungsanlage "Bahn": Diese bietet die Möglichkeit, Einsatzszenarien, insbesondere auch im Bereich Gefahrgut, zu trainieren, die an den eigenen Standorten nicht nachgebildet werden können. Ebenso kann hier der Einsatz von Sonderlöschmitteln, wie beispielsweise Schaum, realitätsnah geübt werden.

> Übungsbereich "Technische Hilfe": Speziell für die Technische Hilfe ist ein eigener, variabel gestaltbarer Übungsbereich vorgesehen, um beispielsweise das Befreien von Personen aus verunfallten Fahrzeugen in verschiedenen Lagen zu trainieren.

> Übungsbereich "Gefahrstoffe": In diesem Bereich lassen sich Übungsszenarien darstellen, die an Standorten der Feuerwehren nicht möglich sind. So lassen sich mit einem Kesselwaggon Austritte von Gefahrstoffen sowie Brände simulieren. In diesem Bereich kann auch die Brandbekämpfung mit Sonderlöschmitteln wie zum Beispiel Schaum geübt werden, die einer gesonderten Übungsfläche mit Abwasserrückhaltung bedarf.

> Schulungsräume: Diese sollen auch zur Aus- und Fortbildung von Führungskräften genutzt werden. Durch die Ausstattung mit entsprechender Medientechnik können die Schulungsräume sowie die Planübungen zudem für Online-Ausbildungen und Online-Fortbildungen genutzt werden.

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