Winzer gehen von einem gutem Jahrgang aus
Das Jahr 2021 sei extrem fordernd gewesen. Wetterkapriolen erschwerten die Arbeit der Weinbauern.

Von Georg Wipfler
Region Wiesloch. Doch etwas früher als vor Wochen noch von den Weinbauexperten prognostiziert hat die Weinlese in den vergangenen Tagen in Wiesloch und den umliegenden Weinbaugemeinden begonnen. Genossenschaftswinzer und die privaten Weingüter sind aktuell gerade dabei, den Lohn des Jahres einzufahren.
Die vergangenen Monate waren wahrlich nicht einfach für die Winzerschaft in der Region. Das Wetter hielt für die Weinbautreibenden alles bereit, was es zu bieten hatte. Milde Temperaturen im Januar und Anfang Februar, Frost in der zweiten Februarhälfte, kalte Nachttemperaturen bis in den Juni hinein, Regen bei der Blüte oder Starkregen und Unwetter im Sommer. So schauten die Winzerinnen und Winzer oftmals gespannt in ihre Rebanlagen, um zu sehen, wie diese die Wetterkapriolen überstanden hatten. Auswüchse des Wetters waren Neigungen der Reben zu mehr Pilzkrankheiten, die nur mit großem Aufwand eingedämmt werden konnten.

Dennoch ist der allgemeine Tenor: Trotz der Wetterschwankungen wird der Jahrgang 2021 gut. Bedingt durch die zum Teil frühe Lese wird es wohl in diesem Jahr nicht ganz so viele Öchsle geben wie sonst. Das heißt dann im Umkehrschluss, dass die Weine bei nicht so hohem Alkoholgehalt fruchtig werden. Die großen Mengen, wie noch im Juli erwartet, wird es aber nicht geben, in Sachen Quantität wird es eher ein durchschnittlicher Herbst.
Bei der Winzergenossenschaft Kraichgau, dem größten Traubenerzeuger in der Region, hat man bereits Mitte der letzten Woche mit der Lese begonnen. Bis zum Sonntag (19. September) waren rund 350 Tonnen Lesegut eingebracht. Wie Geschäftsführer Carsten Wipfler (Rauenberg) mitteilte, lagen die Öchsle mit 76 Grad im guten Qualitätsweinbereich.
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Den Genossenschaftswinzern macht im Moment die Kirschessigfliege etwas zu schaffen. Dieser Schädling geht hauptsächlich die roten Sorten an. "Der Portugieser könnte bei uns noch ein paar Öchsle mehr vertragen, doch wir werden schauen, dass wir diesen so schnell wie möglich einbringen. Bis Ende dieser Woche rechnen wir damit, die Müller-Thurgau- und Regent-Ernte eingebracht zu haben und wollen auch noch mit den Burgundern beginnen", erklärt Carsten Wipfler den aktuellen Stand. Weiterhin teilt er mit, dass die Peronospora, eine Pilzkrankheit, auch Falscher Mehltau genannt, bisher doch eine ordentliche Menge an Ertrag gekostet hat.

So rechnen aktuell die Genossenschaftswinzer damit, dass sie von ihren 245 Hektar Rebfläche circa 2400 Tonnen Trauben bekommen. Der Vorsitzende des Ortsbeirats der Winzergenossenschaft Kraichgau, Jürgen Matz (Rotenberg), sagt, dass man bei der Genossenschaft großen Wert auf gesundes Lesegut legt: "Wir verzichten lieber auf ein paar Öchsle und bringen dadurch nur beste Qualität in den Keller. So können unsere Kellermeister die roten Tropfen hauptsächlich auf der Maische vergären lassen und wir bekommen im Weißweinbereich fruchtige und elegante Weine, die vom Verbraucher verlangt werden. Mit unserer Kelterhalle und der moderne Technik darin haben wir die richtigen Voraussetzungen, um die Lese auch gut verarbeiten zu können", so Matz.
Im Rauenberger Weingut Fellini geht man laut Seniorchef Bernhard Fellhauer in diesem Jahr von einem durchschnittlichen Jahrgang aus. Begonnen mit der Lese hat man dort am Montag dieser Woche (20. September) mit Dornfelder und Grauburgundern. Wenn alles so läuft wie geplant, soll nach Angaben des Seniorchefs mit Spätburgunder, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Weißburgundern weiter gemacht werden. "In unserem Weingut konnten wir durch intensive maschinelle und händische Entblätterungsmaßnahmen die Botrytisentwicklung (Grauschimmelfäule) verzögern.

Ferner werden kühle Nächte und sonnige Spätsommertage ohne Niederschläge dazu beitragen, dass wir relativ entspannt die Lese 2021 über die Bühne bringen können. Wir dürfen uns auf einen fruchtigen Jahrgang freuen, die Quantität und die Qualität der Trauben entsprechen dem eines durchschnittlichen Jahrgangs. Das Jahr 2021 verlange aufgrund der Witterungsbedingungen dem Winzer alles ab", so Bernhard Fellhauer.
Ähnlich sieht es auch Daniel Rhein vom Malscher Wein- und Sektgut Hummel. "Das Jahr 2021 war extrem fordernd. Wir hatten schwierige Bedingungen im Pflanzenschutz, viel Regen im Juni und Juli und ein recht feuchter und kühler August haben in dem ein oder anderen Weinberg bei ungenügender Laubarbeit dazu geführt, dass unreife Trauben bereits zu faulen angefangen haben. Wir in unserem Weingut stehen aber gut da, weil wir im Sommer bei einer Fläche von rund sieben Hektar mit sechs Mitarbeitern ständig in den Wingerten waren und für eine luftige Laubwand gesorgt haben", erklärt Rhein.
Zunächst war man in dem vielfach ausgezeichneten Malscher Weingut mit den frühen Sorten bei der Lese. Hier hat man schon einen Regent mit 90 Grad Öchsle eingebracht. Aber nach den Worten von Rhein bietet es sich gerade auch an, einen Sektgrundwein zu machen. "Hier wollen wir schöne, aromareife Trauben mit wenig Zucker und viel Säure. Und das bietet der Jahrgang. Daher haben wir bereits Sektgrundweine Chardonnay, Auxerrois, Spätburgunder und Schwarzriesling eingebracht", berichtet Rhein. Mit den roten Sorten will das Weingut Hummel noch warten, Rhein geht aber davon aus, dass die Lese in diesem Jahr schnell abgeschlossen sein wird.
Auch Rüdiger Bös vom gleichnamigen Malscher Weingut ist der Meinung, dass der Jahrgang 2021 die Winzer das ganze Jahr über gefordert hat. Daher wird in seinem Betrieb über den Herbst ein konsequentes Qualitätsmanagement im Keller und Weinberg eingehalten. "Durch diese Arbeit erwarten wir auch 2021 eine gute Ernte, auch wenn die Kirschessigfliege noch ihren Tribut fordern wird", so Bös.
Für den Dielheimer Winzer Friedhelm Koch und sein Weingut war das ganze Jahr eine Herausforderung. Hier hat man Ende vergangener Woche mit Portugieser begonnen, Anfang dieser Woche ging es mit dem Auxerrois weiter. "Nach unserer Meinung ist die Traubenreife bei manchen Sorten im Moment noch nicht optimal, sodass wir die Lese langsam anlaufen lassen", sagt Friedhelm Koch. Nach seiner Meinung werden die Öchslegrade der letzten Jahre nicht erreicht, aber die Qualitäten können noch richtig gut werden, da der 2021er-Jahrgang mit weniger Alkohol in der Flasche eine gute Ergänzung zum Jahrgang 2020 darstellt.
So langsam auf Hochtouren kommt auch die Traubenlese im Weingut Manfred Block. Das in Mühlhausen beheimatete Weingut hat seine Rebflächen ausschließlich auf Rauenberger Gemarkung. Hier hat man am vergangenen Wochenende mit der Hauptlese begonnen und setzt stark auf das Selektionieren des Lesegutes. "Unsere oberste Prämisse ist es, nur gesunde Trauben reinzuholen. Damit können wir dann fruchtige und frische Weißweine kreieren oder vollmundige rote Tropfen.
Der Auxerrois, eines unserer Aushängeschilder, entwickelt sich prächtig an der Rebe, sodass wir hier nahtlos an die letzten Jahre anknüpfen können. So wie wir es im Moment einschätzen, wird der Jahrgang zwar keine Beerenauslesen hervorbringen, dafür aber Gewächse mit viel Frucht und Bukett." Und wann soll die Lese beendet sein? Block: "Wenn sich der Riesling weiter so positiv entwickelt, wollen wir in drei Wochen die Lese abgeschlossen haben."