Wozu in die Ferne schweifen?
Wandersaison auf dem Neckarsteig eröffnet - Ziel war der Dilsberg - 128 Kilometer langer Qualitätswanderweg

Wer dem geschwungenen N folgt, kommt irgendwann in Bad Wimpfen an.
Von Karin Katzenberger-Ruf
Neckargemünd. Es gibt ihn noch: den Stempel im Wanderpass. Zur Selbstkontrolle oder um nach einer gewissen Anzahl erwanderter Kilometer die Neckarsteig-Wandernadel zu erwerben. Der Neckarsteig ist ein rund 128 Kilometer langer Qualitätswanderweg, der von Heidelberg nach Bad Wimpfen führt und in neun empfohlene Etappen gegliedert ist. Im fünften Jahr sieht es bei der Eröffnungswanderung ganz so aus, als würde die landschaftlich abwechslungsreiche Strecke mit den vielen Höhenmetern wieder zum Renner.
Es ist 9.30 Uhr, rund 40 Wanderer suchen im Eingangsbereich des Neckargemünder Schulzentrums Schutz vor dem Regen. Mit dem Nass vom Himmel hat nach tagelangem Sonnenschein niemand gerechnet. Einige sind mit der S-Bahn angereist, was für Wanderungen auf dem Neckarsteig zu empfehlen ist. Die Station "Neckargemünd Altstadt" liegt unmittelbar an der Schule. "Wir sind gestern die 23 Kilometer von Heidelberg nach Neckargemünd gewandert, heute wollen wir die zweite Etappe machen", erzählt ein junges Pärchen.
"Wenn wir starten, hört der Regen auf", lautet die Prognose von Christiane Bachert vom Neckarsteig-Büro in Mosbach. Stimmt nicht ganz. Doch dass der Himmel aufklaren wird, ist bereits abzusehen. Nach etwa anderthalbstündiger Wanderung ist es tatsächlich so weit. Die Regenschirme können zusammengeklappt und nun als Wanderstock genutzt werden.
Erste Station ist die Bockfelsenhütte mit Blick auf den Neckar und das Ziel Dilsberg im Osten. Kleingemünd liegt auf der gegenüberliegenden Neckarseite. Einer Informationstafel ist zu entnehmen, dass der Neckar einst "mäanderte", eine Flussschleife um den Berg Hollmuth zog und durch die stärkere Strömung in den Kurven sogenannte "Prallhänge" hinterließ.
Und woher hat die Bockfelsenhütte ihren Namen? Hier hat einst des Jägers Hund einen Rehbock über die Felsen gejagt, weiß Revierförster Uwe Reinhard. Während der Wanderung bis zum Dilsberg hat er noch viel zu erzählen. Die Gruppe geht nicht die kürzere Strecke mit Neckarblick, sondern die längere am Reuterberg. Nach etwa neun Kilometern ist das Ziel erreicht.
An der Burgfeste können Hunger und Durst gestillt werden, weil der Förderverein der evangelischen Kirchengemeinde, die katholische Pfarrgemeinde und der Peru-Kreis etwas vorbereitet haben. Dazu gibt es Kostproben vom Musikzug des Turnerbunds, Gästeführer bieten Führungen durch die Feste Dilsberg an.
Nach dem individuellen Abstieg nach Neckarsteinach ist wiederum die S-Bahn das Verkehrsmittel der Wahl. Dies auch für Frank Volk, der Bürgermeister von Neckargemünd, der sich zum Mitwandern frei genommen hat.
Von Neckarsteinach aus sind es auf dem Neckarsteig etwa 15 Kilometer nach Hirschhorn und von dort etwa zwölf Kilometer bis Eberbach. Von Heidelberg aus gerechnet wäre dies die Endstation der dritten Etappe. Neunkirchen wäre an einem vierten Wandertag nach 18 Kilometern zu erreichen. Zwischen Neckarkatzenbach, Neckargerach, der dortigen Margaretenschlucht, Haßmersheim und Gundelsheim bietet der Neckarsteig noch viele unvergessliche Momente. Wozu also in die Ferne schweifen?
In den Oster- oder Sommerferien wäre der Neckarsteig eine prima Alternative, um die Schönheiten der Heimat zu entdecken. Wie schon erwähnt: Es muss keine Tour "am Stück" sein, da Start und Ziel stets gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind.
Fi Info: Das Neckarsteig-Büro in Mosbach ist erreichbar unter Telefon 0 62 61 / 84 13 86 oder per E-Mail an info@neckarsteig.de



