Streuobstfestival Neckargemünd: Eine Apfelsorte war schon 2000 Jahre alt
Initiativen und Vereine stellten beim Streuobstfestival ihre Projekte vor - Ziel: Streuobstwiesen erhalten, Natur schützen

Neckargemünd. Streuobstwiesen umgeben Neckargemünd und die Ortsteile. Damit das so bleibt, hat die Stadt Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Bürgermeister Horst Althoff wies darauf bei der Eröffnung des Streuobstfestivals auf dem Lohplatz am Samstag hin, zu der er viele Gäste begrüßen konnte. Einer, der schon seit Jahren für den Erhalt dieser Kulturlandschaft eintritt, ist Hans Mäser. Er ist Initiator des Streuobstwiesenfestivals, das zum zweiten Mal Info- und Bewirtungsstände rund um das Thema Apfel und Birne präsentierte. Ob sich daraus, wie von ihm angeregt, einmal die Neckargemünder Streuobst-Wochen mit einem entsprechenden kulinarischen Angebot in der Gastronomie entwickeln, wird sich zeigen.
Rund 300 Apfel- und Birnensorten konnten die Besucher auf dem Lohplatz kennenlernen. Wissenswertes gab es zu Sorten wie der 500 Jahre alte "Heimeldinger", den schon der Pfälzer und deutsche Botaniker Hieronymus Bock im 16. Jahrhundert kannte, oder die 2000 Jahre alte römische Apfelsorte "Api", die heute noch überall in Frankreich zu finden ist. Rainer Rausch vom Arbeitskreis historische Obstsorten beantwortete wie auch die anderen Experten gerne die Fragen der Besucher. Diese erkundigten sich nach Apfel- und Birnensorten, wollten wissen, wo sie heute noch vorkommen und fragten nach Raritäten.
Warum Streuobstwiesen für den Erhalt der Artenvielfalt wichtig sind, darüber war beim Stand des BUND mehr zu erfahren. Die ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen hatte auch Bürgermeister Althoff betont. Mit bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen und sind deshalb besonders wichtig für die biologische Vielfalt.
Die Wiesenbacher Streuobstinitiative stellte sich auch vor: Unter der Leitung von Umweltberaterin Beate Friedetzki hat die Initiative vor Jahren den Streuobstbestand kartieren lassen und pflegt nun rund 2500 Bäume und erntet und verwertet die Früchte.
Was ein fester Stamm von zehn Aktiven in Waldhilsbach so alles bewegt, das konnten die Besucher am Stand des Obst- und Gartenbauvereins erfahren. Hier wie auch an den anderen Ständen durfte gekostet werden, wie gut der Apfelsaft von Streuobstbeständen schmeckt und was sich daraus in Form von verschiedenen Seccos noch so zaubern lässt.
Erstmals beteiligte sich mit dem Hör-Sprachzentrum auch eine Schule an dem Streuobstfestival. Zusammen mit der Stadt betreuen die Schüler eine Streuobstwiese und ernten und verwerten die Früchte zu Saft oder Trockenobst. Ginge es nach Hans Mäser, wird es nicht bei einer Schule bleiben. Für das Neubaugebiet Kleingemünd hat die Stadt als umfangreiche Ausgleichsmaßnahme die Pflanzung eines Streuobstbestandes veranlasst, der nach fachmännischer Pflege in zehn Jahren so weit sein wird, dass Schulen die Patenschaft für diese Flächen übernehmen können. Damit kann sich das Thema schon bei der Jugend fest verwurzeln.
Ein kleiner Junge war es, der das Gewinnspiel des Streuobstfestivals gewonnen hat. Er hatte das Gewicht des Obstkorbes mit 3820 Gramm genau geschätzt und gewann ein Neckargemünder Streuobst-Destillat. Da er dafür noch zu jung ist, wurde der Vater verpflichtet, für einen gleichwertigen nichtalkoholischen Ersatz zu sorgen.



