Soll der TSV Gauangelloch die alte, vergammelte Sporthalle retten?

Der Verein könnte seine alte Sportstätte für einen Euro von der Stadt zurückkaufen, Mitglieder entscheiden morgen

21.09.2016 UPDATE: 22.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Kämpft für die Halle: Albert Dussel.

Von Christoph Moll

Leimen-Gauangelloch. Der Putz bröckelt, zahlreiche Graffiti "zieren" die Fassade, ein Fenster ist zersplittert. An die Eingangstür zum Untergeschoss hat die Stadt vor über einem Jahr ein Schild gehängt: "Die Beleuchtung im Flur ist nicht zu reparieren." Darunter schrieb jemand: "Aber nur weil ihr zu dumm seid!" Keine Frage: Die alte Sporthalle des 700 Mitglieder zählenden TSV am Waldsportplatz hat ihre besten Jahre hinter sich. Und doch hängt das Herz vieler Mitglieder an ihr. Denn das auch als Georg-Zietsch-Halle bekannte Gebäude errichteten die TSV-ler zwischen den Jahren 1962 und 1965 in Eigenleistung.

Seit der Einweihung der neuen Schlossberghalle vor drei Jahren schwebt jedoch das Damoklesschwert eines Abrisses über der alten Halle. Und so startet der langjährige TSV-Vorsitzende Albert Dussel eine Rettungsaktion. Der 74-Jährige will den Mitgliedern bei einer außerordentlichen Versammlung am morgigen Freitag, 23. September, um 20 Uhr im Kultursaal der Schlossberghalle vorschlagen, die Halle von der Stadt zurückzukaufen - und zwar für den symbolischen Betrag von einem Euro.

Die Stadt habe dem Verein, berichtet Dussel, eine Frist für eine Entscheidung bis zum 30. September eingeräumt. Der Vorsitzende ist der Meinung, dass der TSV sich mit der alten Halle nicht übernimmt. Diese hatte der Verein im Jahr 1990 an die Stadt verkauft, um über eine Eigenkapitalbasis für den Bau des Klubhauses beim damals neuen Kraichgaustadion zu verfügen. Zuvor habe der Verein die Halle in Schuss gehalten und auch die Unterhaltungskosten getragen, so Dussel weiter.

"Nach der Übernahme hat die Stadt die Halle aber vergammeln lassen und nur wenig in den Erhalt investiert", kritisiert der TSV-Chef. Mit Ausnahme einer, so Dussel, 60.000 Euro teuren neuen Heizungsanlage, die für das Jugendzentrum vor einigen Jahren eingebaut wurde. Das Jugendzentrum wurde aber kaum genutzt und ist inzwischen Geschichte. Und die Halle seit anderthalb Jahren gesperrt, da die Elektroanlagen nicht mehr den Sicherheitsanforderungen entsprechen.

Lediglich das Untergeschoss mit den Umkleiden und Sanitärräumen ist noch offen und wird weiterhin vom Verein genutzt. Denn nahezu alle TSV-Mannschaften trainieren auf dem angrenzenden Waldsportplatz. Dieses Untergeschoss soll auch erhalten bleiben und ein eigenes Dach bekommen, falls die darüberliegende Halle abgerissen wird - unnötige Kosten im sechsstelligen Bereich, die sich die Stadt sparen könnte, meint Dussel: "Das wäre Geldverschwendung." Vor allem wäre dann auch die neue Heizung nicht notwendig gewesen.

Falls der Verein die laut Dussel "dichte und stabile Halle mit Stahlbetongerippe" übernehme, werde er sie auf Vordermann bringen. Albert Dussel schwebt vor, die Halle weniger für Sport zu nutzen, sondern eher - wie früher auch schon - als Veranstaltungsraum, der auch an Privatpersonen vermietet werden könnte. Denn einen solchen gebe es in Gauangelloch mit Ausnahme der kirchlichen Gemeindehäuser nicht. Mit den Einnahmen könnte man dann die bisher von der Stadt getragenen Unterhaltungskosten von derzeit rund 15.000 Euro im Jahr finanzieren. "Immer wieder fragen mich Mitglieder, ob sie in der Halle Geburtstag oder Silvester feiern können", berichtet Albert Dussel, der - lediglich mit einer Unterbrechung von drei Jahren - seit dem Jahr 1968 TSV-Vorstand ist.

Entscheiden muss am Ende der Gemeinderat, der sich bisher kein Meinungsbild gemacht habe, kritisiert Dussel. Das Verhältnis mit der Stadt ist ohnehin nicht das beste, nachdem im Jahr 2012 ohne Vorwarnung eine als Lagerraum und für kleine Feste genutzte Blechhütte abgerissen wurde. Nun haben aber erst mal die Mitglieder das Wort.

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