Sandhausen trauert um Erich Bertsch
Der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger starb wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag - Abschied auf dem Waldfriedhof.

Sandhausen. Wer mit ihm zu tun hatte, kannte sein verschmitztes Lächeln. Es blitzte jedes Mal dann aus seinen Augen, wenn die Rede auf Dinge kam, die er gegen den einen oder anderen Widerstand dann doch zum Erfolg hatte führen können: Erich Bertsch. 24 Jahre lang war er Bürgermeister von Sandhausen. Jetzt am Montag ist er gestorben - nur wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag, den er am 20. November gefeiert hätte.
Erich Bertsch und Sandhausen gehörten untrennbar zueinander. Hier ist der spätere Ehrenbürger zur Schule gegangen, hier lernte er schon als Kind, was es heißt, zum Lebensunterhalt beitragen zu müssen: Seine Mutter arbeitete als Putzfrau im Rathaus und der achtjährige Erich war oft dabei. "Ich habe die Ehre gehabt", sagte er später einmal, "ihr helfen zu dürfen." Dieses Wissen um die Nöte und Bedürfnisse der sogenannten kleinen Leute kennzeichneten das Leben und Handeln von Erich Bertsch von Grund auf.
Er selbst begann als 14-Jähriger eine Lehre als Postbote. Zunächst als Briefträger, danach beim Finanzamt holte er zielstrebig auf der Abendschule die Ausbildungsabschlüsse nach, die ihn im gehobenen Dienst befähigten, als Fachbeamter für Finanzwesen die Kämmerei in seiner Heimatgemeinde zu übernehmen. Als dann Walter Reinhard nicht mehr als Bürgermeister antrat, trat Erich Bertsch an: Als parteiloser Kandidat setzte er sich 1981 schon im ersten Wahlgang gegen fünf Mitbewerber durch. Zweimal wurde er mit überwältigendem Zuspruch in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt, bevor er 2005 auf eine erneute Kandidatur verzichtete.
Als Rathauschef behielt er stets die Bodenhaftung. Übertriebenes Gemeindewachstum war sein Ding nicht - derartiges überließ er gerne anderen. Erich Bertsch sorgte viel lieber für bestens aufgestellte Kommunalfinanzen und dafür, dass die Infrastruktur stimmt und dass sich die Menschen in Sandhausen wohlfühlen. Die Kinderbetreuung stand in seinem Fokus, er förderte die Schulen, die Vereine und er kümmerte sich um die Senioren. Er brachte die Ortskernsanierung voran, baute Sozialwohnungen und setzte kommunalpolitisch erfolgreich auf den Konsens. Wie schon zuvor engagierte sich Erich Bertsch auch nach seiner Bürgermeisterzeit für die Lebenshilfe Heidelberg.
Erich Bertsch hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder. Zusammen mit einer großen Trauergemeinde nehmen sie von ihrem geliebten Familienvater Abschied: am Samstag, 9. November, um 12 Uhr auf dem Waldfriedhof.



