Prozessauftakt: Georgier sollen 15 Einbrüche in Neckargemünd verübt haben

Beute über 400 000 Euro wert – Einbrecher mussten "Mitgliedsbeiträge" abführen

30.09.2015 UPDATE: 01.10.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Von Willi Berg

Neckargemünd/Heidelberg. Fünf Männer und eine Frau einer georgischen Bande sollen über 40 Einbrüche in mehreren Bundesländern begangen haben, davon allein 15 in Neckargemünd. Für ihre Tätigkeit in der kriminellen Organisation hätten sie "Mitgliedsbeiträge" abführen müssen, sagte Staatsanwalt Christoph Streiß beim Auftakt des Prozesses vor dem Heidelberger Landgericht, für den 16 Tage anberaumt sind.

Allein Neckargemünd und der Ortsteil Dilsberg wurden 15 Mal heimgesucht. In einem Haus in Neckargemünd ließen sie im Oktober 2014 einen 200 Kilo schweren Tresor mitsamt Schmuck, wertvollen Uhren und Tafelsilber mitgehen, so die Anklage. Wert der Beute: rund 100 000 Euro. Einige Tage später hebelten sie im Nachbarhaus die Terrassentür auf. Den Tätern fielen Bargeld, Sammlermünzen und Silberbesteck für rund 25 000 Euro in die Hände.

Eine Woche später wurde in der Parallelstraße in zwei benachbarte Häusern eingebrochen. Der Wert der Beute soll 9000 Euro betragen. Hinzukommt ein Sachschaden von 8000 Euro. Einige Wochen später wurde ebenfalls in Neckargemünd Schmuck für 40 000 Euro aus einem Haus gestohlen. In einigen Fällen blieb es beim Versuch.

Die Staatsanwaltschaft hält einen 37-jährigen Angeklagten für den "regionalen Chef" der Bande in Nordbaden. Er soll die Einbrüche geplant haben und sei für die Logistik sowie den Absatz zuständig gewesen. Auch bei Einbrüchen sei er mit dabei gewesen. Und er habe dafür gesorgt, das inhaftierte Mitglieder mit Drogen und Geld versorgt wurden. Der 37-Jährige habe Weisungen von einem übergeordneten "Aufseher" erhalten und diese an die ihm unterstellten Bandenmitglieder weiter gegeben. Wenn einer nicht spurte, soll er diesen "diszipliniert" haben.

Wegen Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl mitangeklagt ist seine Lebensgefährtin, die ihm Unterschlupf gewährt haben soll. In ihrer Wohnung sei Beute deponiert worden. Die Mutter eines Säuglings befindet sich als Einzige auf freiem Fuß. Die anderen fünf Angeklagten sitzen in verschiedenen Haftanstalten ein.

Zu den Vorwürfen wollte sich am ersten Prozesstag keiner äußern. Der 37-Jährige berichtete, er habe in Georgien zwei Jahre Publizistik studiert. Als er sich weigerte, den Militärdienst abzuleisten, sei er für sechs Jahre inhaftiert und im Gefängnis misshandelt worden. Im Jahr 2013 habe er in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Auch ein mitangeklagter 33-jähriger Vater von zwei Kindern bat um Asyl. Eines seiner Kinder ist schwer behindert.

Die erbeuteten Gelder seien in einen "Kriminellenfonds" geflossen, mit dem inhaftierte Bandenmitglieder unterstützt und neue eingeschleust worden seien. Auch die Kosten für die Überführung von Toten ins Heimatland seien aus dem Fonds bezahlt worden. Die Bande, zu der die Angeklagten gehörten, sei "international verzweigt" und bundesweit tätig, sagte Staatsanwalt Streiß. Die Männer sollen insgesamt Diebesgut in Höhe von 415 000 Euro erbeutet haben. Hinzu kommt ein Sachschaden von über 60 000 Euro. Das Urteil ist für den 16. Dezember geplant.