Oberbürgermeisterwahl: Wird Albstadt zum Vorbild für Leimen?
Auf der Schwäbischen Alb wurde letztes Jahr ein Polizist OB, der zunächst gar nicht angetreten war
Leimen. (cm) Was in Albstadt vor ziemlich genau einem Jahr passierte, soll sich am 13. März bei der Oberbürgermeisterwahl in Leimen wiederholen - zumindest wenn es nach einer Initiative geht, die sich für die Bürgermeisterin Claudia Felden stark macht. Doch diese steht gar nicht auf dem Stimmzettel - genauso wie vor einem Jahr auch Klaus Konzelmann. Er ist inzwischen OB der 44 000-Einwohner-Kommune bei Tübingen auf der Schwäbischen Alb. Wird das schwäbische Albstadt also zum Vorbild für das kurpfälzische Leimen?
Das Beispiel Albstadt hat bewiesen, dass auch ein Kandidat, der im ersten Wahlgang gar nicht antritt, letztendlich gewählt werden kann. Was war in Albstadt passiert? Viele Bürger waren unzufrieden mit dem langjährigen CDU-Oberbürgermeister. Doch als sich der Polizist Klaus Konzelmann an einem Stammtisch am Rosenmontag zur Kandidatur entschied, waren die Stimmzettel schon gedruckt. Deshalb musste Konzelmann dafür werben, dass die Wähler seinen Namen in die freie Zeile des Stimmzettels schreiben. So wie es nun die Initiative für Claudia Felden möchte. Im Gegensatz zu Klaus Konzelmann wird die Leimenerin jedoch keinen Wahlkampf für sich machen, denn sie hatte der CDU bei ihrer Wahl zur Bürgermeisterin versprochen, nicht gegen einen OB-Kandidaten der Christdemokraten anzutreten. Deshalb kandidiert sie auch nicht offiziell.
Groß war die Überraschung in Albstadt am Wahlabend: 43,4 Prozent der Wähler haben tatsächlich für Klaus Konzelmann gestimmt - der CDU-OB erhielt 44,7 Prozent. Ein zweiter Wahlgang wurde notwendig. In diesem kandidierte der Freie-Wähler-Stadtrat dann offiziell - auf eine ähnliche Entwicklung hofft die Initiative für Claudia Felden. Der zweite Wahlgang führte in Albstadt zu einem kommunalpolitischen Erdbeben: Konzelmann erhielt 60,2 Prozent. Und wurde OB.
Hintergrund
Von Sabine Geschwill
Leimen. Drei Kandidaten und eine von Bürgern der Großen Kreisstadt gegründete Initiative werden bei der Oberbürgermeisterwahl am 13. März um Stimmen kämpfen. Schon im vergangenen Jahr, längst bevor Hans D. Reinwald (CDU), Sahin Karaaslan (Grüne)
Von Sabine Geschwill
Leimen. Drei Kandidaten und eine von Bürgern der Großen Kreisstadt gegründete Initiative werden bei der Oberbürgermeisterwahl am 13. März um Stimmen kämpfen. Schon im vergangenen Jahr, längst bevor Hans D. Reinwald (CDU), Sahin Karaaslan (Grüne) und Christa Foß (parteilos) sich für eine Kandidatur um das höchste Amt in Leimen entschieden hatten, sorgten sich Mitglieder in verschiedenen Vereinen um die Zukunft der Stadt. Die Erfahrungen hätten gezeigt, so Benjamin Winter und Robert Gayer als Sprecher der Initiative, dass ein auswärtiger Verwaltungschef ohne das notwendige "Herz für Leimen" die gefühlte Wohn- und Lebensqualität nicht nachhaltig verbessern kann. "Wir sahen uns genötigt, die Initiative ,Wir wollen Felden’ ins Leben zu rufen", so Benjamin Winter und Robert Gayer.
"Mit dieser Aktion möchten wir die einzige Bewerberin zurück ins Boot holen", sagt Gayer, "die unserer Ansicht nach alle Voraussetzungen für dieses Amt erfüllt, sich aber durch ein der CDU gegebenes und gehaltenes Versprechen selbst aus dem Kandidatenkreis ausschloss." Für die Initiative steht fest: "Claudia Felden genießt in der Bevölkerung und im Kreistag ein hohes Ansehen - sie ist das ehrliche Gesicht Leimens."
Zu dem Zeitpunkt, als sich die Interessengemeinschaft gründete, habe es nur das öffentliche Versprechen von Bürgermeisterin Claudia Felden (FDP) gegeben, nicht gegen den Willen der CDU zu kandidieren. Dieses Versprechen hatte sie der CDU-Fraktion gegeben, als es im Gemeinderat um ihre Wahl zur Beigeordneten beziehungsweise zur Bürgermeisterin gegangen war.
Die CDU hat für die OB-Wahl nun mit Hans Reinwald einen eigenen auswärtigen Kandidaten präsentiert. So entstand die Idee, schildern es die beiden Sprecher, das Instrumentarium des Wahlrechts auszuschöpfen und die Leimener Bürger auf die Möglichkeit hinzuweisen, in die Leerzeile des Stimmzettels eine vom Wähler favorisierte Person mit Vor- und Zunamen sowie Wohnort einzutragen - in diesem Falle: Claudia Felden Leimen. "Wir wollen uns mit unserer Aktion abheben und die Wähler informieren", sagt Gayer.
"Wir sind kein Wahlkampfteam der FDP Leimen oder von Bürgermeisterin Claudia Felden und versuchen auch nicht das von Claudia Felden gegebene Versprechen durch die Hintertür auszuhebeln", bekräftigen Benjamin Winter und Robert Gayer. Und weiter: "Wir sind auch keine Interessenvertretung der örtlichen Vereine, sondern engagieren uns ausschließlich als Privatpersonen für einen ehrlichen Wahlkampf."
100 großformatige Plakate mit dem Aufdruck "Wir wollen Felden" sind bestellt und werden in den nächsten Tagen in Leimen und den Stadtteilen aufgehängt. Ebenfalls warten 12 500 Flugblätter darauf, an die Haushalte verteilt zu werden. Finanziert werden die Aktionen der Initiative von privaten Unterstützern. "Wir liegen niemandem auf der Tasche", so Gayer.
Mit drei offiziellen Kandidaten auf dem Stimmzettel und der "Wir wollen Felden"-Initiative zugunsten der derzeitigen Bürgermeisterin der Großen Kreisstadt ist das Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters nunmehr deutlich offener. "Wir wollen erreichen, dass keiner der drei Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit bekommt - unser Ziel ist ein zweiter Wahlgang." Benjamin Winter, Robert Gayer und ihre Unterstützer hoffen, dass viele "Claudia Felden Leimen" auf den Stimmzettel schreiben und diese dann im zweiten Wahlgang auch ganz offiziell als Kandidatin antritt, was möglich ist.
Die Initiative erfährt nach Angaben ihrer Sprecher derzeit viel Zuspruch. Ihre Erstveröffentlichung im Internet unter www.wir-wollen-felden.de wurde 20 000 Mal angeklickt und bekam viele "Gefällt mir"-Klicks. "Wir wollen, dass der für Leimen am besten geeignete Kandidat gewinnt. Wer das ist, überlassen wir dem Urteil der Leimener Wahlberechtigten, die am 13. März den Weg zur Wahlurne finden", so die beiden Sprecher der "Wir wollen Felden"-Initiative.