Neckargemünds altes Ortho-Areal soll neue Firmen anlocken
An der B 45 ist ein "Technologie- und Gewerbepark" geplant - Vorhandene Gebäude werden vermietet - Zwei Gewerbebauplätze

Das frühere Gelände von "Ortho Clinical Diagnostics" zwischen Elsenz und B 45 am Ortsausgang Richtung Bammental soll in vier Zonen unterteilt werden: Die beiden bestehenden Gebäude (weiß) bleiben erhalten, die orangefarbene und die blaue Fläche wird neu bebaut. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Erst ganz am Ende, als schon alles gesagt schien, wurde klar, um was es eigentlich ging: nämlich um 600.000 Euro. So viel Geld soll die Stadt dafür bekommen, dass sie auf ihr Vorkaufsrecht für einen Teil des Firmengeländes von "Ortho Clinical Diagnostics" an der B 45 am Ortsausgang Richtung Bammental verzichtet. Bekanntlich ist das Unternehmen ins Untergeschoss des Rathauses umgezogen und möchte sein früheres Areal verkaufen.
Hintergrund
> Auf dem früheren Ortho-Gelände in Neckargemünd sollen Unternehmen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung, Dienstleistung, Beratung, Handwerk, Biotechnologie und Informationsverarbeitung sowie verarbeitende Betriebe angesiedelt werden. Man wolle nicht nur Büros und
> Auf dem früheren Ortho-Gelände in Neckargemünd sollen Unternehmen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung, Dienstleistung, Beratung, Handwerk, Biotechnologie und Informationsverarbeitung sowie verarbeitende Betriebe angesiedelt werden. Man wolle nicht nur Büros und Labore, sondern auch "handfeste Tätigkeiten", erklärte Daniel Rappoldt von "Zapf Projekte" im Gemeinderat (siehe weitere Artikel). Eine industrielle Nutzung sei in den zweigeschossigen Gebäuden aber ausgeschlossen. Angesprochen werden sollen auch junge Unternehmen, die noch wachsen wollen. "Neckargemünd kann von der Nähe zu Heidelberg als Wissenschaftsstandort profitieren", meinte Rappoldt. Im Heidelberger Technologiepark hätten sich 90 Unternehmen angesiedelt, die Bahnstadt locke neue Betriebe. "Wir wollen uns ein Stück vom Kuchen abschneiden." Das Ortho-Gelände habe eine sehr gute Verkehrsanbindung und sei auch gut mit Bus und Bahn sowie dem Fahrrad zu erreichen, zählte Rappoldt die Vorteile auf. Zahlreiche Parkplätze seien vorhanden. Zudem bestehe eine sehr gute IT-Infrastruktur in beiden Gebäuden. Die weißen Gebäude hätten ein positives Image, seien "zentral gelegen und doch im Grünen". Es sei eines der wenigen Areale in Neckargemünd für Gewerbeflächen. cm
Als Interessent präsentierte sich in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates nun die Firma "Zapf Projekte" aus Reichartshausen. Diese ist auf die Neuausrichtung von "Gewerbeimmobilien in Umbruchphasen" spezialisiert. Zapf plant einen "Technologie- und Gewerbepark B 45" (siehe weitere Artikel), was die Stadträte im öffentlichen Teil ihrer Sitzung bei zwei Enthaltungen auch grundsätzlich befürworteten. Um die 600.000 Euro ging es dann aber hinter verschlossenen Türen, sodass die Bürger nicht erfuhren, ob der "Deal" wirklich zustande kam. Auch die Stadt machte bislang dazu keine Angaben. Alles deutet jedoch darauf hin, da Zapf das Objekt bereits bewirbt.
Zuvor hatte Bürgermeister Frank Volk erklärt, dass "Ortho" seine Firmengebäude bis zum 30. September aufgegeben hat und diese im Laufe des Oktobers endgültig leerräumt. Der Verkauf habe in den letzten Wochen eine große Dynamik bekommen, die Firma Zapf habe ein "Exklusivvorrecht" für den Kauf. "Ich sehe hier am Ortseingang eine sehr große Chance für Neckargemünd", meinte Volk.
"Wir wollen eine neue Nutzung in zeitgemäßen Räumen ermöglichen", erklärte Zapf-Geschäftsführer Hans-Jürgen Zapf. Als Beispiel für ein bisheriges Projekt nannte er die früheren "Metallwerke Helmstadt" mit einst 500 Arbeitsplätzen. Auf dem Gelände seien heute rund 15 Unternehmen angesiedelt. Früher sei die Gemeinde bei der Gewerbesteuer von einem Unternehmen abhängig gewesen, jetzt habe man eine Diversifizierung. Ähnlich soll es in Neckargemünd sein.
Zapf-Mitarbeiter Daniel Rappoldt ging ins Detail: Aktuell gebe es zwei Gebäude auf dem Ortho-Gelände: ein Bürogebäude mit einer Fläche von 2600 Quadratmetern und ein Technikgebäude mit 3400 Quadratmetern - insgesamt also 6000. Im bisherigen Bürogebäude seien die Flächen flexibel einteilbar, sodass einzelne Büros zu "Denkzellen" werden können. Vorhanden seien eine Kantine, Konferenz- und Besprechungsräume sowie Schulungsräume für über 50 Personen. Das Technikgebäude bestehe zu 80 Prozent aus Service- und Laborflächen, wo bisher medizinische Apparaturen gewartet worden seien, 20 Prozent seien Büros. Diese vorhandenen Flächen sollen an ein oder mehrere Unternehmen ab 7,35 Euro je Quadratmeter vermietet werden.
Das gesamte Areal soll in vier Zonen unterteilt werden: die beiden bestehenden Gebäude, ein 7500 Quadratmeter großer "Gewerbebauplatz Nord" und ein 13.000 Quadratmeter großer "Gewerbebauplatz Süd". Ziel sei eine "attraktive Gesamtlösung". Die Bauplätze sollen ab 100 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Es habe sich bereits ein konkreter Interessent aus dem Bereich der Inneneinrichtung gemeldet, Nachfrage gebe es auch aus Nachbarorten. "Wir sind aber noch ganz am Anfang", sagte Zapf. Man benötige die Entscheidung des Gemeinderates, bevor man den Kaufvertrag unterschreibe.
In einem ersten Schritt sollen die bestehenden Gebäude "kurzfristig", so Zapf, renoviert werden. Zu tun gibt es genug: Zapf nannte als Beispiel, dass von 260 Jalousien 170 nicht funktionieren. Vorher könne man nicht vermieten. Die Möbel sollen zum Teil übernommen werden. Auf dem Außengelände sollen wuchernde Brombeerhecken geschnitten werden. "Wir wollen schnell wieder ein weißes Gebäude im Grünen."
Bevor gebaut werden kann, muss der Bebauungsplan "Gewerbegebiet an der Elsenz" im Bereich Richtung Profi-Markt geändert werden, wozu sich der Gemeinderat grundsätzlich bereit erklärte. Denn noch sieht der Plan auf der Fläche Richtung Profi-Markt eine Nutzung für Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Rettungsdienste vor. "Ich sehe aber keinen Bedarf für ein Feuerwehrhaus", schmunzelte Zapf.



