Neckargemünder Rathaus bekommt eine Photovoltaikanlage

Das Rathaus verbraucht den erzeugten Strom direkt und spart mit jeder Kilowattstunde.

01.12.2016 UPDATE: 02.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Auf dem Flachdach über dem Büro des Bürgermeisters (im Bild links oben) wird die Anlage gebaut. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Frank Volk musste selbst lachen: "Der Bürgermeister kriegt jetzt was aufs Dach", sagte der Rathauschef. Kein Wunder, dass seine Laune so gut war: Mit der Photovoltaikanlage auf dem Flachdach über dem Büro des Bürgermeisters erzeugt das Rathaus künftig seinen eigenen Strom - und spart mit jeder Kilowattstunde. Das Besondere: Der Strom wird nicht - wie sonst üblich - ins Netz eingespeist und je Kilowattstunde vergütet, sondern er wird direkt dort verbraucht, wo er erzeugt wurde. Das beeindruckte auch den Gemeinderat, der in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung einstimmig grünes Licht für das Vorhaben gab.

"Als die Vertreter der Stadtwerke bei mir waren, habe ich gefragt, wie schnell es gehen kann", erzählte Bürgermeister Volk. Die Antwort: sehr schnell. Jetzt stellten Geschäftsführer Gerhard Barth und Felix Gudat von den Stadtwerken das Vorhaben vor. Barth erklärte zunächst, dass das Vorhaben auf dem Klimaschutzkonzept der Stadt basiere, mit dem man die Energiewende vor Ort erreichen möchte. Dafür habe man mit der LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung und der Beleuchtung im Parkhaus Pflughof sowie der dortigen Elektroladesäule schon einiges getan. "Bei Photovoltaik waren wir bisher aber etwas verhalten", räumte Barth ein. An der Anlage auf dem Schulzentrum sei man beteiligt, jene auf der Kindertagesstätte in Kleingemünd betreibe man seit letztem Jahr alleine.

Jetzt plane man den Solarpark in Mückenloch (die RNZ berichtete) und die Anlage auf dem Rathaus, bei der die Planung schon weit fortgeschritten sei: "Wenn möglich, wollen wir diese noch in diesem Jahr umsetzen." Da die Einspeisevergütung seit Jahren ständig zurückgehe, wähle man nun - anders als noch in Kleingemünd - mit dem Direktverbrauch ein gänzlich anderes Modell.

Gudat erläuterte, dass das Flachdach über dem Büro des Bürgermeisters bestens geeignet sei, da es schon saniert ist. "Die anderen Dächer bestehen aus Eternitplatten und beinhalten Asbest, damit ist nicht zu spaßen - die Sicherheit geht vor." Mit den geplanten 36 Modulen erreiche man eine Gesamtspitzenleistung von 9,54 Kilowatt. Man rechne mit einem Jahresertrag von 9500 Kilowattstunden. Diese können aber nicht komplett selbst verbraucht werden, da zu bestimmten Zeiten mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Etwa zehn Prozent werden für eine Vergütung von 12,31 Cent pro Kilowattstunde ins Stromnetz eingespeist. Insgesamt werden fünf Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr vermieden. Das Rathaus verbrauche derzeit 88.000 Kilowattstunden Strom im Jahr.

Die Stadtwerke bauen die Anlage, die von der Stadt gepachtet wird. Mit der Pacht seien die Investition und die Wartung abgegolten, so Gudat, der von einem "Rundum-sorglos-Paket" sprach. Die Stadtwerke bleiben Eigentümer, Betreiber ist die Stadt. Die Vertragslaufzeit betrage 18 Jahre und der jährliche Pachtzins 1817 Euro. Dieser setzt sich aus 1454 Euro Grundpreis und 363 Euro Dienstleistungspauschale zusammen. Umgerechnet entspreche dies Kosten von 19,1 Cent pro Kilowattstunde - bisher zahle die Stadt 20 Cent, jeweils netto. Mit diesem Modell hätten die Stadtwerke auch viele Privatkunden gewonnen, berichtete Gudat, aber auch den Recyclinghof der Stadt Heidelberg. Hier werden sogar 100 Prozent des Stroms direkt vor Ort verbraucht.

Hermino Katzenstein (Grüne) sah durch das Pachtmodell kein Risiko und fragte, ob auch samstags und sonntags, wenn im Rathaus niemand arbeite, 90 Prozent des Stroms vor Ort verbraucht werden und ob ein Pufferspeicher sinnvoll wäre. Auch am Wochenende sei durch Kühlschränke und Pumpen eine Grundlast vorhanden, so Gudat. Für die übrigen zehn Prozent lohne sich kein Speicher. Auf Nachfrage von Petra Groesser (Grüne) sagte Gudat, dass die Stadtwerke den Blitzschutz übernehmen und der Anschluss ans Stromnetz etwa 100 Euro kostet. Dietmar Keller (SPD) zeigte sich begeistert von der Idee des Selbstverbrauchs: "Das ist ein Pilotprojekt mit Multiplikatoreffekt."

Mit den Stadtwerken habe man einen guten lokalen Partner, meinte Rathauschef Volk: "Man muss nicht immer in die Ferne schauen." Der Bürgermeister sah eine "sehr gute Sache" - auch deshalb, da es so schnell gehe. "Jetzt muss ich nur noch wissen, wann ich Urlaub nehmen muss, wenn die mir aufs Dach steigen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.