"Wir können hier nicht vorbei!"
Kinder des Kindergartens "Am Feuertor" verteilen an Falschparker (Nach)-Denkzettel - Sie wollen auf blockierte Gehwege hinweisen

Die Kindergartenkinder heften ihre Zettel an Windschutzscheiben von Autos, die in der Innenstadt falsch geparkt sind. Fotos: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Neckargemünd. Wer in der Neckargemünder Innenstadt auf dem Gehweg parkt, wird wahrscheinlich zum Strafzettel nun auch einen (Nach)-Denkzettel an der Windschutzscheibe kleben haben. Darauf steht: "Man darf hier nicht hinparken, weil hier laufen die Menschen und die kommen sonst nicht vorbei!" Oder: "Wenn ihr da parkt, kommt die Polizei oder wir! Wir können hier nicht vorbei!" "Wir" - das sind Kinder des städtischen Kindergartens "Am Feuertor", denn sie müssen oftmals auf die Straße ausweichen, weil Gehwege von nicht nachdenkenden Autofahrern zugeparkt werden. Ausweichen müssen aber auch Menschen mit Rollator oder Rollstuhl. Und Gehwege sind - wie der Name schon sagt - zum Gehen und nicht zum Parken da.

Solche (Nach)-Denkzettel finden Falschparker an der Scheibe.
"Eigentlich gibt es in Neckargemünd genug Parkmöglichkeiten", sagt Petra Ochs, die stellvertretende Kindergartenleiterin. Man müsse halt ein wenig laufen. Es gibt unter anderem den Parkplatz am Hanfmarkt oder man kann unter der Friedensbrücke parken. Oder am Parkplatz Neckarlauer. Einige Autofahrer wollen aber etwas längere Gehstrecken nicht in Kauf nehmen, weil sie nur "wenige" Minuten etwas zu erledigen haben. Aber in diesen Minuten kann es eben vorkommen, dass Kindergartenkinder oder Rollstuhlfahrer unterwegs sind und auf blockierten Gehwegen nicht durchkommen.
Oftmals ist der Abstand zwischen Hauswand und Fahrzeug so gering, dass sich noch nicht einmal die Kleinen durchquetschen können und ihnen nichts anderes übrig bleibt, als auf der Straße zu laufen. In Begleitung der Erzieherinnen oder der Eltern selbstverständlich. Die Kinder finden das unmöglich, schließlich ist das ja nicht ungefährlich. Warum parken die Autos dort, fragt etwa Yasin. Aber vor allem: Was kann man dagegen machen? Und so kam Kindern und Kindergartenteam die Idee, (Nach)-Denkzettel herzustellen und sie an die Falschparker zu verteilen.
Gesagt, getan. Die Kleinen gestalteten verschiedene Zettelchen mit Sprüchen und malten dazu ein Auto oder ein Kind. Das alles hatten sie selbst ausgedacht. Auch der Name des Kindergartens ist darauf vermerkt, schließlich sollen die Falschparker wissen, von wem das kommt. Immer wenn die Kleinen unterwegs sind, schnappen sie sich die Zettelchen und heften sie unterwegs an die Fahrzeuge. Bisher ist es noch nicht vorgekommen, dass Gehwege komplett frei waren. Manchmal erwischen die Kinder einige Falschparker sogar in flagranti. Den meisten sei das peinlich und viele fahren die Autos dann auch weg, sagt Petra Ochs. Nur ein einziges Mal wurde die Gruppe ignoriert, ein Mann saß im Auto, las und schaute nicht einmal auf.
Die RNZ hat mit den Kindergartenkindern sowie Petra Ochs eine kleine Runde in der Neckargemünder Altstadt gedreht. Schon nach wenigen Metern "erwischten" die Kleinen den ersten Falschparker. Und sie hefteten das Zettelchen an die Windschutzscheibe. Leider war vom Fahrer weit und breit keine Spur - wie später bei allen anderen Fahrzeugen übrigens auch. Einige Neckargemünder guckten neugierig, was die Kinder da so machen - und fanden die Aktion ganz toll.
Übrigens: Auch Eltern denken nicht immer nach. Ihre Mama habe auch schon mal auf dem Gehweg geparkt, sagt die kleine Jamy. Aber jetzt wisse sie, dass dies nicht in Ordnung ist.



