Neckargemünd lehnte vorerst ein Trauzimmer in der Villa Menzer ab

Nein zum Ja-Wort in der Villa: Zunächst soll ein Gesamtkonzept her

03.03.2017 UPDATE: 05.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden

Frühlingserwachen: Im Park der Villa Menzer in Neckargemünd sorgen die blühende Krokusse für die ersten frühlingshaften Farbtupfer. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Das ist eine gute Idee. Da waren sich alle einig. Fast alle waren sich aber auch darin einig: Dafür hat die Stadt kein Geld. Und zunächst muss ein Gesamtkonzept her. Dennoch hat der Antrag der CDU-Fraktion zur Einrichtung eines Trauzimmers in der Villa Menzer eines bewirkt: Es kommt wieder Schwung in die Diskussion um das seit Jahren leer stehende städtische Gebäude.

Doch der Reihe nach: Die CDU-Fraktion hatte in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates den Antrag gestellt, dass in der Villa Menzer ein Trauzimmer eingerichtet beziehungsweise das frühere Zimmer "wiederbelebt" werden soll. Denn bis zum Umzug der Stadtverwaltung ins heutige Rathaus in der Bahnhofstraße um die Jahrtausendwende war das Heiraten in der Villa Menzer gang und gäbe. Schließlich war darin das Standesamt.

"Paare suchen heute attraktive Orte zum Heiraten und andere Möglichkeiten als das Trauzimmer des Rathauses", begründete Christian Rupp den CDU-Antrag. Kirchliche Trauungen seien rückläufig und Trauungen in der katholischen Kirche nur einmal im Leben gestattet. "Wir haben in Neckargemünd außer dem Dilsberg und - mit Abstrichen - der Burgruine Reichenstein nicht viele besondere Orte", meinte Rupp. Die Villa Menzer hingegen sei so ein besonderer und wunderschöner Ort. Rupp schätzte, dass das Einrichten des Trauzimmers und Malerarbeiten etwa 25.000 Euro kosten, die man über "Gebühren für Sonderwünsche mit wenigen Trauungen wieder reinholen könnte". So würden das auch andere Kommunen wie zum Beispiel Hirschhorn mit dem Schloss machen, wo eine Trauung 200 Euro koste.

"Wir unterhalten uns schon seit fünf bis sieben Jahren über eine neue Nutzung des Gebäudes und es wird sich wohl auch in den nächsten fünf bis sieben Jahren nichts tun", meinte Rupp. Die Villa leide schon viel zu lange unter "nicht zielführenden Diskussionen im Gemeinderat". Rupp sah darin auch einen Weg, die Villa wieder bekannt und damit auch für Investoren und eine andere Nutzung interessant zu machen.

"Der Antrag ist charmant, aber wir in der Verwaltung glauben nicht, dass 25.000 Euro ausreichen", entgegnete Bürgermeister Frank Volk. Es seien nämlich auch noch "begleitende Maßnahmen" im Vorraum notwendig, weshalb man eher von 50.000 Euro ausgehen müsste. Volk meinte, dass Paare wohl bereit wären, auch 300 oder 400 Euro zu zahlen. Aber der Zeitpunkt sei nun der falsche, da sich "in Bälde" eine Kommission mit der künftigen Nutzung der Villa Menzer und der Griechischen Weinstube beschäftigen soll, die sich auch im Eigentum der Stadt befindet. Ein Ergebnis soll es im Laufe des Jahres geben. "Ein Trauzimmer muss in ein Nutzungskonzept passen", sagte Volk. "Wir sollten den Gedanken aber aufnehmen." In Kombination mit einem Restaurant sei eine solche Nutzung denkbar.

"Der Antrag hat zweifellos Charme", meinte auch Jürgen Rehberger (Freie Wähler). Für eine Hochzeit in der Villa Menzer würden sich wohl viele Paare aus der Region interessieren. Aber auch Rehberger glaubte nicht, dass 25.000 Euro ausreichen. Denn auch bei den Sanitäranlagen liege eines im Argen und es gebe keine Barrierefreiheit. All das müsse man beachten. Jeder Euro, der derzeit in die Villa gesteckt werde, könnte angesichts der unklaren künftigen Nutzung "verbraten sein". Man müsse endlich diskutieren, was aus der Villa werden soll. "Wir müssen Nägel mit Köpfen machen", forderte Rehberger. "Jeder Tag Leerstand ist ein verlorener Tag - die Bausubstanz wird nicht besser, sondern leidet massiv." Es gehe um eine sinnvolle langfristige Lösung. Auch müsse der Park "überplant" und als Naherholungsbereich wieder hergerichtet werden. "Einfach ins Blaue" könne man angesichts der angespannten Haushaltslage keine Gelder freigeben. Klar sei aber, dass die Villa in städtischer Hand bleiben müsse.

Auch Winfried Schimpf (SPD) wollte nicht grundsätzlich eine Außenstelle des Standesamtes ablehnen. "Aber sie muss in ein Nutzungskonzept passen." Und ein solches müsse schnell her. "Es ist notwendig, jetzt ist der Druck da." Schimpf glaubte zudem nicht, dass Sondergebühren für eine Hochzeit von Paaren akzeptiert werden. "Die Refinanzierung wäre nicht so schnell möglich", meinte er.

Ohne Nutzungskonzept sahen auch die Grünen keinen Sinn, sagte Petra Groesser. Die Ablehnung des CDU-Antrags war mit 14 zu vier Stimmen eindeutig.

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