Leimen: Neuer Blitzer in Lingental ärgert Autofahrer
Maßlos gemessen? Drei Meter beträgt der Abstand zwischen einem Blitzer und einem Tempo-50-Schild an der Landesstraße 600 in Lingental - ganz zum Ärger der Autofahrer.

Dieses Foto von der Radaranlage in Lingental schoss Leser Manfred Münch und schickte es der RNZ. Zu sehen ist das technische Gerät, das am rechten Straßenrand nur wenige Meter vor dem Tempo-50-Schild postiert ist. Foto: privat
Von Kevin Hagen
Leimen-Lingental. Manfred Münch ist genervt. "Eine Farce", schimpft er ins Telefon. "Das ist schlicht Abzocke!" Der Grund für den Ärger des 64-Jährigen aus Gauangelloch ist etwas, das wohl zu den allgemein unbeliebtesten Gegenständen überhaupt gehört: eine Blitzeranlage. Eine solche stellte die Stadt nämlich kürzlich auf der L 600 am Ortsausgang von Lingental in Richtung Leimen auf. Dort gilt Tempo 30. Die Überwachungskamera aber - und das regt Manfred Münch auf - postierten die Kontrolleure nur etwa drei Meter vor einem Schild, das anzeigt, dass man wieder mit 50 Stundenkilometern fahren darf.
"Im Normalfall wird jeder Autofahrer an dieser Stelle bereits seine Geschwindigkeit wieder der neuen Verkehrssituation anpassen", sagt Münch. Die meisten, vermutete er, hätten eine solche "Falle" wohl nicht rechtzeitig erkannt. Er selbst ist an jenem Tag Anfang März vorgewarnt. Eine fast identische Situation habe es etwa zwei Wochen vorher am anderen Ende von Lingental in Richtung Gaiberg gegeben. Damals drückte Münch zu früh wieder aufs Gaspedal. Wenig später flatterte ihm der Bußgeldbescheid ins Haus. Mit 47 Stundenkilometern wurde er kurz vor dem rettenden 50er-Schild gemessen. Das macht 25 Euro. Jetzt, einige Tage später, hält Münch an und fotografiert die Blitzer-Anlage. "Da muss man doch etwas dagegen machen", sagt er.
"Solche Angelegenheiten sind sicher immer strittig", sagt der auf Verkehrsrecht spezialisierte Heidelberger Anwalt Martin Scheidenberger der RNZ. "Es gibt aber viele gute Gründe in solchen Fällen die Einstellung des Verfahrens zu fordern. Betroffenen würde ich immer raten, das überprüfen zu lassen." So könnte zum Beispiel ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz vorliegen, da an anderen Orten die Situation klarer sei. "Eine normale Stelle" jedenfalls, ist das nach Scheidenbergers Auffassung nicht.
Klar sei: Bei größeren Abschnitten, in denen eine bestimmte Tempo-Beschränkung gelte, müsse der Abstand zwischen Blitzer und Tempo-Schild etwa 150 bis 200 Meter betragen. Dieses Argument will die Stadt Leimen aber nicht gelten lassen. "Das würde ja heißen, dass wir hier gar nicht kontrollieren könnten", sagt der Chef des Ordnungsamtes Walter Stamm mit Blick auf die Lingentaler Ortsdurchfahrt: "Das gesamte Stück, auf dem Tempo 30 gilt, ist doch nur etwa 110 Meter lang." Außerdem messe die Anlage "in den Ort hinein", wie Stamm sagt. Soll heißen: Nur wer schon 25 Meter vor dem Blitzer zu schnell unterwegs sei, werde erwischt. Und das auch nur dann, wenn man tatsächlich mit über 39 Stundenkilometern unterwegs ist.
"Die Sache ist doch die", versucht Stamm den Ball flach zu halten: "Wir machen das ja nicht aus Jux und Tollerei - das ist eine reine Gefahrenzone." Schließlich würden Kinder, die mit dem Bus an der nahe gelegenen Haltestelle ankommen, die Straße überqueren. Außerdem gebe es für Fußgänger keine Gehwege. "Das ist alles ziemlich eng", sagt Stamm. Zuletzt seien wieder mehr Autofahrer deutlich zu schnell unterwegs gewesen, berichtet er. Deshalb sei es nun wichtig gewesen, wieder einmal zu kontrollieren. Wie viele Temposünder dabei tatsächlich ins Netz gegangen sind, ist noch nicht bekannt. "Die Statistik ist noch nicht da", sagt Stamm.
Manfred Münch, das steht zumindest jetzt schon fest, will sein Bußgeld nicht auf sich sitzen lassen. "Ich habe die Sache meinem Anwalt übergeben", sagt er. "Man kann ja kontrollieren - aber bitte nicht direkt vor dem Tempo-Schild."



