Leimen: Kommt die Otto-Graf-Gemeinschaftsschule?

Im Gemeinderat nahm die Mehrheit Abstand von der Umwandlung der Geschwister-Scholl-Schule in eine Gemeinschaftsschule. Statt dessen ist die Otto-Graf-Realschule im Gespräch.

02.04.2014 UPDATE: 02.04.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Kommt die Otto-Graf-Gemeinschaftsschule?
Von Thomas Frenzel

Leimen. Im vergangenen schwülheißen Juli war die Umwandlung der St. Ilgener Geschwister-Scholl-Schule in eine Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2015/16 an einem gemeinderätlichen Abstimmungschaos gescheitert, jetzt scheiterte eine von GALL und SPD geforderte Antragstellung ebenfalls für 2015/16 erneut.

Nur der Grund war ein anderer: Das Staatliche Schulamt Mannheim als verlängerter Arm der Landesregierung hatte signalisiert, dass es eigentlich viel lieber gesehen würde, wenn sich die Realschule Leimen hin zu einer Gemeinschaftsschule entwickeln würde und nicht die Geschwister-Scholl-Schule, die als frühere Hauptschule heute als Grund- und Werkrealschule firmiert.

Die schulamtliche Empfehlung, wonach die regionale Schulentwicklung der Kommunen Leimen, Nußloch, Sandhausen und Walldorf "unter Beteiligung der Realschule" erfolgen solle, rückte Oberbürgermeister Wolfgang Ernst in den Mittelpunkt: Leimens Otto-Graf-Realschule könne nach eigenen Aussagen erst bis zum Jahresende 2014 schlüssig darlegen, inwieweit sie sich ihre Zukunft als Gemeinschaftsschule vorstellen kann.

Folglich könne eine Antragstellung auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Leimen frühestens 2015 erfolgen - will heißen: bestenfalls fürs Schuljahr 2016/17. Außerdem sei vor 2015 auch nicht mit den verbindlichen Förderrichtlinien des Landes zu rechnen. Das sei angesichts der schmalen Stadtfinanzen und der für eine Gemeinschaftsschule notwendigen Millionen-Investionen von gehörigem Gewicht und nicht zu vernachlässigen.

Ralf Frühwirt (GALL), der den gemeinsam mit der SPD formulierten Antrag vortrug, sah dies engagiert anders. Die Geschwister-Scholl-Schule sei stabil zweizügig, habe längst ein Gemeinschaftsschulkonzept entwickelt und könne umgehend auf diesen neuen Schultyp mit Ganztagsangebot umschalten - bei zunächst überschaubaren Kosten.

Demgegenüber platze die Realschule mit ihren über 500 Schülern schon heute aus allen Nähten. Bei einer Rückführung der jetzigen Werkrealschulen in St. Ilgen, Nußloch, Sandhausen und Walldorf zu reinen Grundschulen würde sich die Zahl der Realschüler und damit auch der Raumbedarf nahezu verdoppeln, von den ebenfalls ungelösten Sporthallenkapazitäten ganz zu schweigen.

Auch Christiane Mattheier (SPD) mochte sich am Standort der Realschule einen künftigen Gemeinschaftsschulcampus mit 900 bis 1000 Schülern nicht vorstellen - mittelfristig einen zur Mittleren Reife führenden Schulverbund von Realschule und Geschwister-Scholl-Schule aber durchaus. Langfristig sei auch ein gymnasialer Zug denkbar.

Entscheidend aber sei, dass schnell die Umwandlung der Scholl-Schule beantragt werde. Und sei es nur, weil schon seit 16 Jahren in der Stadt über eine dringend notwendige Ganztagsschule nur geredet, aber nichts getan wurde. Joachim Buchholz (Linke) formulierte das alles so: Kommt die Gemeinschaftsschule nicht schnell, wird Leimen abgehängt.

Die schlussendlich - mit der Stimme des OB - 16-köpfige Ratsmehrheit hatte andere Argumente. Die ungeklärte Zuschussfrage bei dieser Millionen-Euro-Entscheidung rückte Richard Bader (CDU) in den Vordergrund und auch die schulamtliche Empfehlung, in Sachen Gemeinschaftsschule die Realschule mit einzubinden; das sei doch sehr überraschend gewesen. Josef Zeitler (CDU) sah den Bedarf für einen schulischen Ganztagsbetrieb am dringendsten bei den Sechs- bis Zehnjährigen; der Schülerhort als "Aufbewahrungsstätte" könne dieses Fehlen nicht ausgleichen.

Dass um gewaltige Investitionen kein Weg vorbei führe, stand für Klaus Feuchter (FDP) fest. Nur wolle er mit Blick auf die geforderte Realschulbeteiligung nicht in ein Provisorium an einem falschen Standort investieren. Rudolf Woesch (FW) erachtete wegen der Schulamtsempfehlung eine Entscheidung zugunsten der Scholl-Schule für völlig verfrüht, zumal sich die Rahmenbedingungen für die Scholl-Schule eher nachhaltig verschlechtert hätten.

Peter Sandner (SPD) machte angesichts der sich abzeichnenden Ablehnung des gemeinsamen GALL-SPD-Antrags aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: Alle Gegenargumente hätten nur das Ziel, die Gemeinschaftsschule auf die lange Bank zu schieben. Dabei verbaue ein Ja zur Geschwister-Scholl-Schule der Realschule doch keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten. Das Steuer herumreißen konnte Sandner damit nicht.

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