L 535-Vollsperrung zwischen Schönau und Altneudorf: "Die Umleitung ist ein Witz"
Ab Samstag wird die Landesstraße L 535 im Steinachtal saniert. Auch die Busse machen ab Samstag in Schönau kehrt.

Noch rollt der Verkehr auf der Landesstraße 535 zwischen Schönau und Altneudorf, doch ab Samstag ist voll gesperrt. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Schönau/Heiligkreuzsteinach. "Dann mache ich halt Ferien", sagt Karl Bernauer. Ferien? Naja, es ist eher eine Art "Zwangsurlaub", in den der Bäcker in Altneudorf in der nächsten Woche geht. "Schuld" daran ist das Karlsruher Regierungspräsidium, das ab Samstag, 7 Uhr, für 300.000 Euro eine Woche lang die Landesstraße 535 zwischen Schönau und dessen Stadtteil Altneudorf sanieren lässt. Und zwar unter Vollsperrung. Wer dann von Altneudorf oder Heiligkreuzsteinach nach Schönau, Neckarsteinach, Neckargemünd oder Richtung Eberbach möchte, muss eine bis zu 30 Kilometer weite Umleitung über Wilhelmsfeld und Ziegelhausen fahren.
"Da dann der ganze Durchgangsverkehr fehlt, hätte ich 30 Prozent weniger Umsatz", schätzt Bernauer. "Da würde ich Minus machen." Mit ihm geht auch noch ein kleines Geschäft in Schönau in Urlaub, das er beliefert. "Es lohnt sich für mich nicht, vier Mal am Tag die Umleitung zu fahren", sagt der 49-Jährige. "Das muss ich jetzt schlucken."
Schlucken müssen auch alle Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs. Denn der Bus der Linie 735, der normalerweise von Heidelberg über Neckargemünd bis nach Heiligkreuzsteinach fährt, macht ab Samstag eine Woche lang kehrt in Schönau. Immerhin: Die Schüler sind davon nicht betroffen, da Herbstferien sind. Alle anderen müssen entweder auf das eigene Auto oder auf den Bus der Linie 34 umsteigen. Doch dieser hält nur an zwei Haltestellen in Altneudorf und bindet nicht die Heiligkreuzsteinacher Ortsteile an.
Diese sind nun abgeschnitten. Im Heiligkreuzsteinacher Rathaus laufen deshalb die Telefonleitungen heiß. Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl agiert als Vermittlerin, versucht für alle Betroffenen eine Lösung zu finden - über Fahrgemeinschaften mit der "Fahr-mit-Aktion" (siehe Artikel rechts) oder einem Taxiverkehr. Einige Arbeitnehmer schließen sich zu Fahrradgruppen zusammen. "Die Umleitung ist eine Weltreise", meint Pfahl. "Wir bemühen uns um Lösungen, aber es wird nicht für alle klappen."
Heiligkreuzsteinach und Schönau hatten zuvor alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die weiträumige Umleitung zu verhindern, die Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler als "Witz" und "Katastrophe" bezeichnet. Die Idee: Man könnte einen Feld- und einen Waldweg zwischen Schönau und Altneudorf jeweils in eine Fahrtrichtung für den Autoverkehr freigeben. "Da könnte man ohne Probleme mit dem Auto fahren", meint Zeitler.
Dazu fand Mitte Oktober im Heiligkreuzsteinacher Rathaus ein Treffen mit allen Behörden statt. Ergebnis: Die Wege wären zu gefährlich. "Dabei haben wir im Vorfeld beide Strecken abgefahren und die Haftungsfrage geklärt", sagt Zeitler. Beide Wege seien asphaltiert und auf dem Waldweg würden sogar Holzlaster fahren. "Wir haben unsere Aufgaben gemacht, aber alle Bemühungen wurden durch die Arroganz übergeordneter Behörden abgeblockt", ärgert sich Zeitler. "Jetzt müssen alle eine Stunde früher aufstehen."
In den beiden Orten war man davon ausgegangen, dass die Straße unter halbseitiger Sperrung saniert wird. Vor zwei Jahren hätte man dies auch noch so gemacht, erklärt Frank Primbs vom Regierungspräsidium. Doch inzwischen werde der Arbeitsschutz höher bewertet. Die Fahrbahn sei mit stellenweise nur 6,30 Meter zu schmal für eine halbseitige Sperrung. Mit einer Vollsperrung könne man schneller, günstiger und qualitativ hochwertiger arbeiten. Die Erneuerung der L 535 am Ortsausgang Richtung Neckarsteinach werde übrigens heute abgeschlossen. Bei den von der Stadt Schönau als Umleitung angebotenen "Wegchen", so Primbs, sei die Verkehrssicherheit nicht gewährleistet. Die weiträumige Umleitung sei "alternativlos".
Und so gönnt sich Bäcker Karl Bernauer eben eine freie Woche. "Ich freue mich auf ein paar ruhige Tage mit meiner Frau", sagt er. Die Umleitung hat für ihn also doch noch etwas Gutes.



