Kurpfalz-Internat wechselt die Schulform

Bammental. Als "Ersatzschule" nimmt das Bammentaler Internat jetzt auch Tagesschüler auf

05.07.2012 UPDATE: 05.07.2012 08:59 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Das Herz des Schulcampus ist diese alte Fabrikantenvilla. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel

Bammental. Rückläufige Geburtenzahlen, dazu ein Wandel im staatlichen Bildungssystem. Das Kurpfalz-Internat reagiert auf derartige Herausforderungen offensiv: Die private Schule expandiert baulich am Standort Bammental und sie öffnet sich für neue Schülergruppen. Ab dem Schuljahr 2012/13 nimmt das Internat auch Tagesschüler auf, sagte Schulträger Mario Lehmann, und geplant ist ebenfalls die Einführung von fünften und sechsten Klassen. Derzeit bietet das Kurpfalz-Internat 180 Plätze ab der siebten Klasse.

Der Öffnung für Tagesschüler vorausgegangen ist ein Wechsel in der Schulform, der seinerseits wiederum die Zulassung externer Schüler erfordert: Das Kurpfalz-Internat ist nicht mehr eine "Ergänzungsschule", die das staatliche Schulsystem ergänzt, sondern als "Ersatzschule" dem öffentlichen Schulsystem gleichgestellt - im konkreten Bammentaler Falle als Realschule und als Gymnasium. Vorteil: Eine "Ersatzschule" kann nach dreijähriger Wartezeit gemäß Privatschulgesetz staatliche Zuschüsse sowohl für den Schulbetrieb als auch für Baumaßnahmen beantragen.

Vor dieser Genehmigung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte es eine aufwendige Prüfung gegeben, sagte Lehmann. Die Aufsichtsbehörde inspizierte die Räumlichkeiten, überprüfte die Schulausstattung, forderte Qualifikationsnachweise beim Lehrpersonal. Alles in allem, so schätzt es der Schulunternehmer, dürften um die 2000 Blatt Papier beschriftet und ausgefüllt worden sein. Dass das Genehmigungsverfahren dennoch vergleichsweise schnell über die Bühne ging, führt Lehmann nicht zuletzt auf die über 50-jährige Erfolgsgeschichte des Kurpfalz-Internats zurück und auch darauf, dass mit der Schwesterschule Schloss Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern schon längst eine Ersatzschule zum Familienkonzern zählt.

Hand in Hand mit der neuen Schulform geht der Abschied von einer liebenswerten Schultradition: Das Sitzenbleiben, das in der Vergangenheit durch Klassenstufen übergreifende Individualförderung vermieden wurde, ist künftig durchaus möglich. Ab dem nächsten Schuljahr ist auch für das Kurpfalz-Internat die staatliche Versetzungsordnung bindend. Andererseits, und hierauf legt Lehmann größten Wert, bleibt es auch weiterhin bei Klassengrößen von maximal acht jungen Leuten. Schon das allein erlaube größtmögliche individuelle Förderung.

Mit der "Ersatzschule" sind dem privaten Schulträger, der seine Internatsschüler aus ganz Deutschland rekrutiert, auch unternehmerisch bedeutsame Lasten genommen. Wer künftig das Kurpfalz-Internat besuchen will, benötigt als Minderjähriger nicht mehr die bislang erforderliche Befreiung von der Schulpflicht; hiermit taten sich die staatlichen Behörden in der Vergangenheit zunehmend schwerer. Zudem macht die "Ersatzschule" den Weg frei zu einem weiteren wichtigen Prüfsiegel - der offiziellen "Staatlichen Anerkennung". Diese hofft Lehmann binnen Jahresfrist und damit vorzeitig erreichen zu können.

Mit der staatlichen Anerkennung wäre auch ein weiteres Problem gelöst: Noch müssen die Kurpfalz-Schüler das Abitur und den Realschulabschluss in einer besonderen Prüfung bei anderen, öffentlichen Schulen ablegen - und das alles gleichzeitig. Neben dem organisatorischen Aufwand, der Lehmann zufolge dank steigender Absolventenzahlen kaum noch zu bewältigen war, forderte dies auch die Schüler selbst über Gebühr: Wer jetzt Abitur machte, wurde nicht nur in fünf, sondern in allen zwölf Fächern geprüft - viermal schriftlich, achtmal mündlich. Dies ist, räumt Lehmann ein, im Wettbewerb mit anderen Internaten und Schulen durchaus von Nachteil.

Mittelfristig kann sich Mario Lehmann, der - nach Sporthallenbau und der Umwandlung des einstigen "Badischen Hofs" in ein Mädcheninternat - für 2015 den Bau eines weiteren Schulgebäudes auf dem Kurpfalz-Campus plant, einen Anteil von 40 bis 50 externen Schülern vorstellen, deren Eltern in der Umgebung wohnen. Auch wenn der monatliche Schulbeitrag für Tagesschüler bei 250 und für Ganztagesschüler bei 500 Euro beginnt, genügt dies Lehmann zufolge nicht zur Kostendeckung: "Wir werden aus unseren Internat quersubventionieren müssen."

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