Region Heidelberg

Kirchenschließungen sind noch kein Thema

Die Protestanten wollen bis Ende 2023 entscheiden. Auch bei Katholiken steht ein Umbruch bevor. Der Weg weist in Richtung mehr Ökumene.

15.10.2022 UPDATE: 15.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Die sonnigen Zeiten für die Kirchen sind vorbei: Es stehen Veränderungen an. Foto: Rumpenhorst

Von Nicolas Lewe

Region Heidelberg. Droht den Kirchen und Gemeindehäusern rund um Heidelberg ein ähnliches Schicksal wie in Mannheim? Hier hatte die evangelische Gemeinde vor einiger Zeit mit der Ankündigung für Aufregung gesorgt, dass von derzeit 32 Gotteshäusern nur zwölf längerfristig eine Zukunft haben. Was mit den restlichen passiert, ist ungewiss.

Die RNZ hat bei mehreren für das Heidelberger Umland zuständigen evangelischen und katholischen Dekanaten nachgefragt, wie dort die Lage ist. Von unten stehenden Dekanaten gab es eine Rückmeldung.

Kürzlich wurde zudem bekannt, dass fünf von sechs Seelsorgeeinheiten (SE) des katholischen Dekanats Heidelberg-Weinheim, wozu auch die SE Schriesheim-Altenbach-Dossenheim und die SE Steinachtal gehören, bereits ab 2026 zu einer einzigen Kirchengemeinde verschmelzen sollen.

Hintergrund

Welche Gemeinde welchem Dekanat, also Kirchenbezirk, angehört, ist mitunter etwas unübersichtlich. Folgende Bezirke der evangelischen Landeskirche Baden und des katholischen Erzbistums Freiburg berühren die Region:

> Zum evangelischen Dekanat Südliche Kurpfalz

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Welche Gemeinde welchem Dekanat, also Kirchenbezirk, angehört, ist mitunter etwas unübersichtlich. Folgende Bezirke der evangelischen Landeskirche Baden und des katholischen Erzbistums Freiburg berühren die Region:

> Zum evangelischen Dekanat Südliche Kurpfalz zählen unter anderem Eppelheim, Leimen und der Stadtteil St. Ilgen, Nußloch sowie Sandhausen.

> Zum evangelischen Dekanat Neckargemünd-Eberbach gehören neben weiteren die Gemeinden Bammental, Gaiberg, Gauangelloch, Heiligkreuzsteinach, Lobbach mit Lobenfeld und Waldwimmersbach, Mauer, Meckesheim mit Mönchzell, Neckargemünd mit Mückenloch und Waldhilsbach, Schönau, Wiesenbach und Wilhelmsfeld.

> Dem evangelischen Dekanat Neckar-Bergstraße gehört Dossenheim an.

> Das katholische Dekanat Kraichgau steht über der Seelsorgeeinheit (SE) Neckar-Elsenz mit Neckargemünd, Waldhilsbach, Dilsberg, Mückenloch, Lobenfeld, Mönchzell, Waldwimmersbach, Bammental, Wiesenbach, Gaiberg, Mauer und Meckesheim sowie der SE Waibstadt mit Spechbach.

> Das katholische Dekanat Heidelberg-Weinheim beheimatet unter anderem die SE Schriesheim-Altenbach-Dossenheim, die SE Steinachtal mit Heiligkreuzsteinach, Schönau und Wilhelmsfeld sowie die Stadtkirche Heidelberg mit Eppelheim.

> Teil des katholischen Dekanats Wiesloch ist die SE Leimen-Nußloch-Sandhausen. lew

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> Das Grundproblem: Der Besuch des Gottesdienstes am Sonntag steht in vielen Haushalten nicht mehr unbedingt auf dem Wochenplan. Und auch darüber hinaus spielt die institutionalisierte Religion für nicht wenige Bürger im Alltag eine geringere Rolle als dies noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten der Fall war.

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Katholische und evangelische Gemeinden sind heute mit einer ganz anderen Situation konfrontiert. Doch was passiert mit den Gebäuden, den Gemeindehäusern und Kirchen, wenn die Besucher ausbleiben und die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt?

Die Einnahmen durch die Kirchensteuer sind geringer als früher, andererseits ist der Unterhalt für die Gebäude – zuletzt durch den Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiebezugskosten – teurer geworden.

> Im evangelischen Dekanat Südliche Kurpfalz ist der "Strategieprozess der Landeskirche" laut Dekanin Annemarie Steinebrunner in vollem Gange. Der Prozess laufe unter dem Titel "ekiba 2032". "Ekiba" ist die Abkürzung für Evangelische Landeskirche in Baden. "Verschiedene Gremien und die Gemeinden sind in unserem Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz schon einige Zeit damit befasst, wie die kirchliche Arbeit künftig aufgestellt werden kann", berichtet Steinebrunner.

Dabei spiele die Zusammenarbeit in den Regionen eine große Rolle, ebenso wie die Nutzung der Gebäude. "Welche brauchen wir dringend für die Arbeit? Wo können wir Kooperationen eingehen?", nennt die Dekanin zwei entscheidende Fragen.

Kooperationen seien auch auf ökumenischer Ebene mit katholischen Gemeinden denkbar, "die ja vor denselben Herausforderungen stehen", wie Steinebrunner sagt. Bis Ende 2023 müssen diese Fragen ihr zufolge nach der landeskirchlichen Vorgabe entschieden sein. "Diese Zeit nehmen wir uns auch", betont die Geistliche.

Noch sei man nicht so weit, aber: "Ja, auch wir werden Gebäude – Gemeindehäuser und Kirchen – benennen müssen, die künftig nicht mehr von der Landeskirche mitfinanziert werden." Dass diese dann zwangsläufig geschlossen werden, bedeute das nicht. "Da wird es dann weitere Beratungen in den Gemeinden und Regionen geben", blickt Steinebrunner voraus.

> Für das evangelische Dekanat Neckargemünd-Eberbach teilt die Öffentlichkeitsbeauftragte, Pfarrerin Angelika Schmidt, für den Moment nur Folgendes mit: "Bei uns im Kirchenbezirk sind keine Kirchenschließungen geplant." Der "ekiba 2032"-Prozess betreffe aber logischerweise auch ihr Dekanat.

> Im katholischen Dekanat Kraichgau verhält es sich ähnlich wie bei den evangelischen Glaubensbrüdern und -schwestern. Hier lautet das Stichwort laut Dekan Thomas Hafner "Kirchenentwicklung 2030". Im Rahmen des Prozesses, der in der gesamten Erzdiözese Freiburg stattfinde, "stehen auch in unserem Dekanat Gebäudefragen an". Damit müssten sich die fünf Seelsorgeeinheiten des Dekanats Kraichgau auseinandersetzen und entsprechende Gebäudekonzeptionen erstellen. "Dabei wird der aktuelle Gebäudebestand an Gemeindehäusern, Pfarrhäusern und Kirchen erfasst und nach wirtschaftlichen und pastoralen Gesichtspunkten bewertet", erklärt der Dekan. Welche Immobilien auf Dauer für die Pfarrei erhalten bleiben sollen und von welchen man sich trennen müsse, sei noch nicht entschieden.

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