Kandidaten auf den Zahn gefühlt

Bei der letzten von vier Vorstellungsrunden ging es ruppiger zu - Die Kandidaten bei der Neckargemünder Bürgermeisterwahl schlugen sich aber einmal mehr souverän

09.06.2016 UPDATE: 10.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden

Die Kandidaten stellten sich in der Aula des Schulzentrums ein letztes Mal den Fragen der rund 250 Besucher - nur Michael König (Nein-Idee) saß wieder nicht auf dem Podium. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Draußen zuckten Blitze, Donnerschläge folgten. Showdown in der Aula des Schulzentrums. Es war, als hätte Hollywood das Drehbuch für den Höhepunkt des Bürgermeisterwahlkampfes geschrieben. Und bei der letzten Kandidatenvorstellung am Mittwochabend ging es tatsächlich etwas ruppiger zu als bei den drei Veranstaltungen zuvor in den Stadtteilen. Weniger unter den drei anwesenden Kandidaten Horst Althoff (CDU), Frank Volk (Freie Wähler) und Dr. Franz-Georg Scheffczyk (SPD), als vielmehr durch Fragen der rund 250 Besucher.

Besonders in die Mangel genommen wurde Rathausmitarbeiter Franz-Georg Scheffczyk. Gleich drei Fragen gingen nur an ihn - und die hatten es in sich. Besonders umstritten war die Frage von Giuseppe Fritsch. Der Freie-Wähler-Stadtrat sprach Scheffczyk auf monatelange Ausfälle wegen Krankheit an und wollte wissen: "Können Sie denn bei diesen vielen Fehlzeiten den harten Job des Bürgermeisters machen?" Das Publikum raunte.

Der Wahlausschussvorsitzende Winfried Schimpf ließ die Frage zu, um Scheffczyk die Möglichkeit zu geben, diese zu beantworten, wie er später gegenüber der RNZ erklärte. Und das tat dieser souverän, auch wenn es eine Frage "unter der Gürtellinie" war, wie Scheffczyk später meinte: Er habe in der Vergangenheit keine Arbeitszeiten gescheut - auch nicht am Wochenende. So seien Hunderte Überstunden aufgelaufen. Es sei darum gegangen, langfristige Schäden zu vermeiden. "Ich bin gesund und in der Lage, diesen stressigen Job zu erledigen." Applaus.

Ebenso wurde Scheffczyk gefragt, warum er eine Kandidatur als Beigeordneter in Schwetzingen verschwiegen habe. Eine solche Kandidatur habe es nicht gegeben, betonte er. "Das ist die erste Bürgermeisterwahl, der ich mich stelle." Richtig sei, dass er sich 2011 in Leimen beworben habe, was aber nun unerheblich sei. Als Stadträtin Brigitte Oppelt (CDU) fragte, wieso Scheffczyk von einem Gemeinderatsbeschluss für Passivhausstandard rede, den es gar nicht gibt, sah Scheffczyk eine weitere "gesteuerte Frage", die er aber auch beantwortete: Dies sei ihm so gesagt worden.

Die restlichen Fragen waren weniger umstritten: So meinten alle Kandidaten, dass man die B 37 beim Kreisel in Kleingemünd sicherer überqueren können müsse - mit einem Zebrastreifen oder einer Ampel. Dem zweiten Bauabschnitt des Neubaugebietes in Kleingemünd erteilten alle drei eine - zumindest vorläufige - Absage. Scheffczyk will hier nicht gegen die Bürger entscheiden, Volk sieht in den nächsten zehn Jahren keine Notwendigkeit und Althoff will künftige Generationen entscheiden lassen. Auch bei der Belebung der Altstadt waren sich alle einig. Volk will mehr Aufenthaltsqualität, Althoff erwähnte Geschäftseröffnungen in den letzten Monaten und Scheffczyk will den Verkehr durch Poller verbannen, die nur von Bussen versenkt werden können.

Zunächst hatten sich die drei Kandidaten in zehnminütigen Reden vorgestellt. Althoff betonte das Erreichte wie zum Beispiel die Sanierungen von Hallen sowie Straßen und Plätzen in der Altstadt. Diese erfolgreiche Arbeit wolle er fortsetzen. Frank Volk ging auf einzelne Punkte seines Wahlprogramms wie das Rathaus als Dienstleister, zusätzliche Tourismusangebote und eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs ein. Franz-Georg Scheffczyk betonte die Notwendigkeit eines Neuanfangs, die Bürger müssten im Mittelpunkt stehen. Wegen der hohen Verschuldung sei Sparen angesagt.

Für den erfrischendsten Moment des Abends sorgte die zehnjährige Lilliane: Die Grundschülerin nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte: "Was wollen Sie tun, damit die Busse nicht mehr auf den Schulhof fahren, weil das gefährlich ist?" Althoff berichtete, dass auf seine Initiative gerade am Mittwoch die Zusage der Sparkasse kam, ihren Parkplatz zum Wenden für die Busse bereitzustellen. "Wenn alle damit einverstanden sind, ist das Problem gelöst." Applaus. Volk lobte die kleine Fragestellerin und freute sich über die "tollen Neuigkeiten". Jetzt gehe es darum, den Verkehr aus der Banngartenstraße zu bringen. Scheffczyk zeigte eine andere Lösung mit Ampeln auf und erhielt auch dafür Applaus. "Haben wir Deine Frage beantwortet?", wollte Scheffczyk wissen. Lilliane: "Ich habe verstanden."

Erneut war auch bei dieser Vorstellung kein Favorit auszumachen, wenn man nach der Stärke des Applauses geht. Alle schlugen sich souverän. Es bleibt also spannend - und könnte eng werden am Sonntag.

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