Joy Fleming rockte die Wiesenbacher Baustelle

Benefiz-Open-Air-Konzert auf dem Rathausplatz - Geschäfte klagen über drastische Umsatzeinbußen

17.07.2016 UPDATE: 18.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Rockröhre aus Sinsheim mit Pfälzer Wurzeln: Joy Fleming beim Konzert in Wiesenbach.

Wiesenbach. (agdo) Was für eine Wahnsinns-Stimme! Joy Fleming rockte am Freitagabend den proppenvollen Rathausplatz. "Lasst euch doch bitte ein Autogramm für die Oma geben", forderte eine Tochter ihre Eltern per SMS auf. Die Blues-, Jazz- und Schlagersängerin war zum "Baustellenkonzert" nach Wiesenbach gekommen, um die Geschäfte zu unterstützen. Denn seit die Ortsdurchfahrt im März zur Baustelle geworden ist, haben viele Einzelhändler mit Umsatzrückgängen zu kämpfen - einige Geschäfte fürchten sogar um ihre Existenz.

Einzelhändler, Selbstständige und Organisator Jürgen Berger beschlossen, ein Benefiz-Open-Air-Konzert zugunsten der örtlichen Panoramaschule auf die Beine zu stellen. Als Schirmherr wurde Bürgermeister Eric Grabenbauer gewonnen, der auch die Geschäfte unterstützen möchte. Patrick Wewel, der Dirigent der ebenfalls am Programm beteiligten Wiesenbacher Big Band, holte Erna Liebenow, so heißt Joy Fleming wirklich, nach Wiesenbach. Für sie war es nur ein Katzensprung, sie lebt im Sinsheimer Stadtteil Hilsbach.

Mit ihrer lockeren Art zog die Sängerin alle Besucher in den Bann. Beim Song "Fever" forderte die 71-jährige Rock-Röhre dazu auf, mitzuschnippen: "Wer net schnippt, kann heimgehen." Fleming entging nichts: "Auch das Schlafwagenabteil ganz hinten soll mitschnippen", rief sie den hinteren Reihen zu. Logisch, dass bald der gesamte Rathausplatz mit den Fingern schnippte.

Den Song "Fever" versah sie mit eigenen Worten: "Unser Opa sitzt im Sessel, blättert in der Zeitung und schimpft. Da steht auf Seite sieben: Bist du schon gegen Grippe geimpft - und gegen Fieber?" Und natürlich gab es auch die richtige Version des Liedes zu hören. Die Zuhörer saßen oder standen und sangen mit. Während die Big Band aus Plankstadt zusammen mit der Sängerin Stimmung machte, ließen sich einige Kinder als Katze oder Vampir schminken oder tobten auf der Hüpfburg. Bratwürste und Steaks brutzelten.

Songs wie "My funny Valentine", "Kall oh Kall", "Almost like being in love" oder "The Lady is a tramp" standen auf dem Programm. Zwischen den Liedern plauderte die sympathische Sängerin locker mit den Besuchern. Zu einem kleinen Mädchen, das Joy Fleming vor der Bühne mit großen Augen anschaute, meinte sie: "Ach, Bobbele, wie guckst du schön die Oma an! Bist ja auch ein Butzelschatz." Und fast am Ende des Konzerts gab es sogar noch ein Kompliment für Wiesenbach: Sie werde von den netten Menschen träumen, so die Sängerin.

Die Bauarbeiten seien vier Wochen im Verzug, sagte Bürgermeister Eric Grabenbauer. Zum einen wegen des unbeständigen Wetters mit Starkregen, zum anderen stoße man immer wieder auf nicht vorhersehbare Schwierigkeiten wie beispielsweise Beton, von dem man nichts wusste. Weil der Durchgangsverkehr fehle, hätten die Geschäfte etwa 20 Prozent Einbußen, sagte Jürgen Berger. Besonders hart treffe es ein Schreibwarengeschäft und die Postagentur. Beide fürchten um ihre Existenz. "Wir haben ein Drittel Einbußen", sagte Christine Schifferdecker von der Postagentur. Sollte es so weitergehen, müsse man schließen. Anwohner der Umleitungsstrecke klagen derweil über die Verkehrsbelastung und den Lärm. Mittlerweile sind auch Schäden an den Straßen nicht zu übersehen.

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