Hotel statt Ärztehaus am Rathausplatz in Leimen
Der Gemeinderat verwirft Dienstleistungszentrum am Rathausplatz. Unter dem Schulhof sollen mehr Parkplätze entstehen.

So in etwa könnte das künftige Hotel am Rathaus in der Leimener Innenstadt aussehen. Grafik: Körkel Beierlein Architekten
Von Thomas Frenzel
Leimen. Es wurde hart diskutiert im Gemeinderat, weit über zwei Stunden lang. Dann stand nach einer denkbar knappen Kampfabstimmung fest: Das unlängst aufgetauchte Hotelprojekt mit der Festhalle hat im Ringen um das stadteigene Grundstück am Rathausplatz das Rennen gemacht und das altengerechte Wohnhaus mit Arzt- und Dienstleistungsangeboten, das über Jahre mit der Stadt entwickelt worden war, aus dem Verfahren gekegelt. Danach gab es eine fünfminütige Sitzungsunterbrechung, zum Atemholen und Luftschnappen.
Dass die Entscheidung um die Rathausplatzbebauung für den neuen Oberbürgermeister Hans D. Reinwald zur kommunalpolitischen Feuertaufe werden würde, hatte sich gleich zu Beginn der Sitzung abgezeichnet. Im normalerweise sehr überschaubaren Zuhörerraum reichten die Sitzplätze gerade so aus. Und in der Fragestunde schossen mit Michael Wagenblass und Alexander Hahn zwei durchaus Gewichtige der Leimener Bürgerschaft heftige Breitseiten gegen das Hotel-Festhallen-Konzept. Die Argumente reichten vom Lärmschutz über drohende Spielhallen bis hin zur privaten Investitionsruine, für die dann - wie beim Bäderpark-Desaster - die Stadt aufkommen müsse. Auch persönlich wurde der OB angegangen: Ob ihm denn bewusst sei, dass viele, die ihn gewählt hatten, das Hotelprojekt ablehnten.
Hans D. Reinwald versuchte, diese Anwürfe betont gelassen zu nehmen. Er freue sich, dass der Gemeinderat jetzt eine echte Wahl zwischen zwei konkurrierenden Projekten habe. Wie überall gebe es auch hier Pro und Kontra. Und bei den Vertragsverhandlungen werde die Stadt sorgsam darauf achten, dass sie bei einer etwaigen Rückabwicklung nicht in Regress genommen werde.
Dass die beiden Projekte miteinander nicht zu vergleichen sind, wurde beim Vortrag der Konkurrenten deutlich. Beide Projekte einen eigentlich nur wenige Fakten: Es fallen die 70 bis 75 Stellplätze weg, die der gegenwärtige Rathausplatz bietet; der Erdaushub muss, da arsenbelastet, teuer entsorgt werden; die Stadt will für jeden Quadratmeter 409 Euro haben; etwa die Hälfte der entstehenden neuen Parkplätze soll öffentlich genutzt werden können; und die Stadt beteiligt sich - wie auch immer - an den Kosten für diese öffentlichen Stellplätze.
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> Die FWD Hausbau GmbH aus Dossenheim plante nach Worten von Geschäftsführer Marc Zenc ihr Dienstleistungs- und Ärztezentrum, das in Richtung Turmschule durch zwei überirdische Parkdecks mit über 30 Stellplätzen ergänzt wird, nach den städtischen Vorgaben: Die L-Form greift die Flucht des historischen Rathauses auf, sie schließt den Platz zur Bürgermeister-Lingg-Straße hin ab und die viergeschossige Kubatur orientiert sich am historischen Rathaus. Die obersten beiden Geschosse sind als Wohnungen konzipiert, da eine komplette gewerbliche Nutzung nicht realistisch ist.
> Die CMS Invest GmbH aus Leimen, an der mit Sabri Cetrez ein Miteigentümer des Kurpfalz-Centrums beteiligt ist, orientierte sich laut Architekt Holger Beierlein an den Vorgaben des städtebaulichen Wettbewerbs. Dieser habe zwischen Kurpfalz-Centrum und Lingg-Straße eine Nutzung für Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen und dazu - als Ergänzung des steinern geplanten neuen Rathausplatzes - die Schulhofgestaltung als grüne Lunge. Die zur Schule hin weisende Z-Form des Projekts und das zusätzliche Dachgeschoss erlaubten mit rund 60 Zimmern den wirtschaftlichen Drei-Sterne-Hotelbetrieb. Unter der ebenerdigen Festhalle entsteht eine Tiefgarage, die auch den Schulhof beansprucht. Der Schulhof wird zum Teil auf dieser Garage neu angelegt und über Treppen mit dem jetzigen Hofniveau verbunden. Die vorhandene Steinberghalle verschwindet und es entstehen alles in allem knapp 90 Stellplätze. Etwa die Hälfte davon soll öffentlich nutzbar sein, wobei sich an den Millionenkosten die Stadt wie auch immer beteiligt. Dies gilt auch für den Schulhofanteil über der Tiefgarage.
Dieses weiter reichende Hotel-Festhallen- und Schulprojekt setzte sich durch. Für dessen Weiterverfolgung sprachen sich zwölf Bürgervertreter aus, neben dem OB insgesamt die CDU und die SPD. Die Gegenposition vertraten zehn Stimmen von GALL, Freien Wählern und FDP (vgl. Artikel oben). Enthaltungen gab es von Anja Sauerzapf (CDU) und Sahin Karaaslan (GALL), der beiden Projekten eine Weiterentwicklung der Stadt absprach. Bei Stimmengleichheit wäre das CMS-Projekt abgelehnt gewesen.
Übrigens: An der Abstimmung beteiligten sich drei Mandatsträger nicht. Zwei SPD-Stadträtinnen fehlten entschuldigt und Rechtsanwalt Rudolf Woesch (FW) durfte wegen Befangenheit nicht mitabstimmen: CMS-Mitinvestor Cetrez ist sein Mandant.



