Großbaustelle B 37 Neckargemünd

Wie eine Operation am offenen Herzen

Dennoch zeigt sich Bürgermeister Frank Volk zum heutigen Baubeginn an der B 37 entspannt - Er selbst steigt auch aufs Fahrrad um

01.05.2017 UPDATE: 02.05.2017 06:00 Uhr 4 Minuten, 32 Sekunden

Bürgermeister Frank Volk ist von der Notwendigkeit der Bauarbeiten überzeugt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Am heutigen Dienstag läuft die Sanierung der B 37 mit der späteren Vollsperrung der Friedensbrücke an. Für Frank Volk ist es die wohl größte Herausforderung in seinem ersten Jahr als Bürgermeister von Neckargemünd. Im RNZ-Interview verrät er, weshalb er trotzdem entspannt in die nächsten Wochen und Monate geht. Alles Artikel zur Sanierung der B 37 finden Sie auf www.rnz.de/b37baustelle

Herr Volk, Neckargemünd steht vor einem heißen Sommer - in mehrfacher Hinsicht. Die B 37-Großbaustelle wird wohl die Gemüter erhitzen. Mit welchem Gefühl gehen Sie in die nächsten Monate?

Ich sehe es entspannt. Denn wir haben als Stadt alles getan, was in unserer Macht steht, damit die Baumaßnahme effizient und mit möglichst wenigen Störungen ablaufen kann. Wir haben früh die Öffentlichkeit informiert. Durch unsere offene Informationspolitik mit der Einwohnerversammlung drei Monate vor Beginn der Arbeiten und fünf Monate vor der Sperrung der Friedensbrücke kann niemand das Gefühl haben, dass alles hoppladihopp geht. Die Zeit hätte ausreichen müssen, damit sich jeder auf die Baustelle einstellen kann.

 

Wie beurteilen Sie die Planungen?

Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden. Der Planer ist ein angenehmer und konstruktiver Partner. Wir sind mit allen Anregungen auf offene Ohren gestoßen. Gut war auch, dass die Rettungskräfte und der öffentliche Nahverkehr frühzeitig eingebunden wurden. Das Ziel war immer, dass die Baustelle möglichst schnell abgewickelt wird. Das gelingt, indem an drei Stellen - Neckargemünd, Kleingemünd und auf der Friedensbrücke - gleichzeitig gearbeitet wird. Nur so ist alles in sechs Monaten zu schaffen. Die Kanalarbeiten wären ohnehin notwendig gewesen. Dass sie jetzt gleich "mitgemacht" werden, ist effizienter und günstiger, als wenn wir diese Arbeiten separat vergeben hätten. Das gilt auch für den barrierefreien Umbau der Bushaltestelle am Bahnhof und die Leitungserneuerung der Stadtwerke.

Mit welchen Auswirkungen der Großbaustelle rechnen Sie?

Wir glauben, dass die ersten beiden Monate nicht dramatisch werden. Es wird Sperrungen geben, wie es sie auch bei Wasserrohrbrüchen gibt. Nicht immer muss bei den Kanalsanierungen auch gleich eine Fahrbahnhälfte gesperrt werden. Die Vollsperrung der Friedensbrücke aber ist wie eine Operation am offenen Herzen. Hier wird es längere Fahrwege und Fahrzeiten geben. Wir können die Sperrung noch so früh ankündigen, es wird immer Leute geben, die am 3. Juli völlig überrascht sind. Alles wird sich aber einspielen. Wichtig ist, dass zu den Stoßzeiten die Ampeln per Hand gesteuert werden, damit der Stau nicht zu lang wird. Außerdem wird es großräumige Umleitungen geben, sodass der Schwerlastverkehr im besten Fall gar nicht hier ankommt.

Welche Änderungen wird es im öffentlichen Nahverkehr geben?

Die Busse werden während der Sperrung der Friedensbrücke über die Ziegelhäuser Brücke umgeleitet. Es wird auch hier Verzögerungen geben. Die Schulbusse werden in Kleingemünd in Absprache mit der Schule und dem Elternbeirat morgens früher abfahren. Die innerstädtische Buslinie 753 zwischen Kleingemünd und Neckargemünd wird während der Brückensperrung nicht nach Kleingemünd fahren; das macht wegen der Umleitung keinen Sinn.

Was können die Stadt und die Bürger selbst tun, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten?

Es ist nicht zu unterschätzen, was die Stadt bisher alles unternommen hat - obwohl das Regierungspräsidium ja der Herr des Verfahrens ist. Allein drei Mitarbeiter der Stadt sind derzeit mit der Baustelle beschäftigt. Wir können nur informieren so gut es geht. Uns ist bewusst, dass die Bürger Umwege auf sich nehmen müssen. Aber vielleicht wird dadurch auch das Umdenken gefördert, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen oder mal einen Weg zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Das wollen wir mit der Aktion Stadtradeln ab der Sperrung der Friedensbrücke unterstützen und ein Zeichen setzen, zumal Fußgänger und Radfahrer ja auch weiterhin über den Neckar kommen. Auch ich werde versuchen, zu möglichst vielen Terminen in der Stadt mit dem Fahrrad zu fahren. Jeder kann selbst etwas tun, um die Auswirkungen gering zu halten. Wir als Stadt sind hier vorangegangen und bieten unseren Mitarbeitern ein Job-Ticket. Für die Bürger wird außerdem ein Bauleiter als Ansprechpartner täglich vor Ort sein.

Die Gewerbetreibenden an der B 37 rechnen mit großen Umsatzeinbußen. Was können Sie den Geschäftsleuten raten?

Wir haben schon im letzten Herbst den Dialog mit den Gewerbetreibenden in Kleingemünd gesucht. Auch der Gewerbeverein ist aktiv. Eine Möglichkeit sind Aktionen in der Baustellenzeit, aber vielleicht muss auch die Personalplanung angepasst werden, wenn der Umsatz fehlt. Es bietet sich an, Betriebsferien zu verlegen oder Umbaumaßnahmen in diese Zeit zu legen.

Wie ist gewährleistet, dass Rettungskräfte trotz der Sperrung der Friedensbrücke schnell ans Ziel kommen?

Die Sperrung der Friedensbrücke ermöglicht genau das. Eine Fahrbahn bleibt immer offen - was sonst bei Stau nicht der Fall wäre. Der Schutz von Menschenleben ist für uns höher zu bewerten als die Frage, ob jemand im Stau steht. Wir können nicht riskieren, dass Feuerwehrleute auf dem Weg zum Gerätehaus und dann noch einmal auf dem Weg zum Einsatzort im Stau stehen. Hinzu kommt, dass unsere Drehleiter nun bis Heiligkreuzsteinach fahren muss, weil die L 536 auch gesperrt ist. Täglich gibt es zudem etwa fünf Notarztfahrten über die Brücke. Auf Anregung des Landrats werden an den Ampeln Webcams installiert, sodass die Rettungsleitstelle in Ladenburg aufgrund der Verkehrslage entscheiden kann, ob sie nicht besser gleich einen Hubschrauber schickt. Wenn allerdings die Fahrbahn der Brücke neu asphaltiert wird, ist sie gar nicht zu befahren. Auch dafür wird es Lösungen geben. Das Rote Kreuz wird dann zum Beispiel einen Rettungswagen in Kleingemünd positionieren. Auch die Feuerwehr ist sehr findig. Da mache ich mir keine Sorgen.

Was ist eigentlich aus der Idee geworden, die von der Kleingemünder Kerwe bekannte Personenfähre während der Brückensperrung zu reaktivieren?

Das ist am Kosten-Nutzen-Verhältnis gescheitert. Die Fähre hätte uns für drei Monate zwischen 60.000 und 70.000 Euro gekostet. Es wäre um eine Zeitersparnis für den Weg zwischen Kleingemünd und der Altstadt gegangen. Aber die Friedensbrücke bleibt ja ohnehin stets offen für Fußgänger und Radfahrer, die aber absteigen müssen. Zum Altstadtfest im Juli und zur Kleingemünder Kerwe Mitte September fährt die Fähre aber.

Wird der Parkplatz auf dem früheren Ortho-Gelände für Pendler nutzbar sein?

Hier bin ich noch in Gesprächen. Wir haben aber grundsätzlich gesehen genügend Parkplätze. Wir werden außerdem keine Stellflächen für das Baustellenlager opfern. Eventuell wird Material auf dem Schwimmbadparkplatz gelagert.

Die Kleingemünder haben die Befürchtung, dass ein Schleichverkehr durch die Wohngebiete entsteht.

Das ist Sache der Polizei. Die Verkehrspläne sind aber auch diesbezüglich sehr durchdacht. Viele vermeintliche Schleichwege werden dank Einbahnregelungen erst gar nicht möglich sein.

Was ist Ihr Eindruck: Sind die Bürger gut informiert?

Wer sich informieren möchte, ist informiert. Ich werde seit Monaten täglich auf die Baustelle angesprochen. Wenn man den Bürgern erklärt, warum etwas gemacht wird, dann haben sie großes Verständnis. Wir zeigen Alternativen auf und machen ein Angebot. Es liegt an jedem Einzelnen, dieses Informationsangebot zu nutzen.

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