"Schielendes" Mörlein-Portrait ist wieder in Bearbeitung
Brigitte Leskau schuf eine Bürgermeister-Bilderreihe. Doch das Portrait von Dieter Mörlein dauert nun länger als geplant.

Brigitte Leskau überarbeitet derzeit das Porträt von Dieter Mörlein. Foto: Geschwill
Von Anja Hammer
Eppelheim. Im Rathaus klafft derzeit eine Lücke. Dort, wo vor einigen Wochen noch das Bild von Dieter Mörlein hing, ist der weiße Rauputz nackt. Die Reihe der Bürgermeister-Ölgemälde im Gang zum Bürgersaal endet bei Mörleins Amtsvorgänger Hugo Giese. "Ich habe es wieder abgehängt", sagt der Rathauschef über sein Porträt. "Und das andere zum Überarbeiten zurückgegeben."
Die Eppelheimer Künstlerin Brigitte Leskau hatte nämlich zwei Versionen von Mörlein gemalt. Im Rathausflur hing zuletzt die erste Version, berichtet sie. Diese hatte sie mit einer Foto-Vorlage gemalt. Nur war das Foto etwas älter, was vor allen Dingen an der Brille erkennbar war. "Das wusste ich aber nicht", sagte die Rentnerin. Also erklärte sie sich bereit, ein zweites zu fertigen - auf Grundlage eines aktuelleren Fotos. Beim zweiten Werk fand Mörlein aber: "Das sah so aus, als ob das rechte Auge schielt."
Daher arbeitet Leskau gerade an einer Überarbeitung. Kostenlos. Die Malerin sieht das Ganze gelassen. "Es kommt immer wieder vor, dass jemandem ein Bild nicht gefällt", sagt sie. Und das nehme sie nicht persönlich. Vielmehr zeigt sie Verständnis. Sich selbst gemalt zu sehen, sei für die meisten eine neue Erfahrung. "Das ist, wie wenn man sich zum ersten Mal auf Tonband hört", erklärt sie. Hinzu komme, dass das Bild ja Teil einer ganzen Reihe sei. Und die müsse stimmig sein. Was gar nicht so leicht ist. Denn während sie Mörlein schon persönlich getroffen hat, kennt sie die anderen - bereits verstorbenen - Bürgermeister nur von einem Foto.
Diese hingen zuvor im Rathaus. An den Porträts der sieben Eppelheimer Bürgermeister seit 1910 nagte jedoch der Zahn der Zeit. Die Fotos vergilbten langsam. Also sollten sie ausgetauscht werden. Und just wurde man beim Kunsthandwerkermarkt 2010 auf Leskau aufmerksam.
Seither arbeitet Leskau an der "Wall of Fame", wie sie die Reihe nennt. Die Technik - Öl auf Holz - braucht allerdings Zeit. Auch wenn die Eppelheimerin inzwischen Rentnerin ist und sich voll und ganz der Kunst widmen kann. Etwa muss die Farbe zwischen verschiedenen Arbeitsschritten immer wieder trocknen, wie Leskau erklärt. Dann muss das Wetter stimmen. Wenn es etwa zu heiß ist oder Sonne und dunkle Wolken sich ständig abwechseln, kann sie nicht arbeiten. Und malen bei künstlichem Licht kommt nicht infrage für die Künstlerin.
Die ehemalige Bibliothekarin der Heidelberger Druckmaschinen, die seit 1990 in Eppelheim wohnt, nimmt ihre Arbeit ernst. So würde sie die Malerei auch nie als ihr "Hobby" bezeichnen. Und wenn sie ihre Werke hin und wieder ausstellt, dann will sie das auch nicht irgendwo tun, nur um des Ausstellens willen. Daher überrascht es nicht, dass ihr die Zufriedenheit ihrer Kunden - so wie jetzt die Stadt - enorm wichtig ist. "In zehn Jahren sollen die Porträts schließlich auch noch würdevoll aussehen", so Leskau zur Bürgermeister-Reihe. Und auch wenn Mörlein sein eigenes Porträt abgehängt hat, so ist er überzeugt: "Das wird gut!" Von den anderen ist er bereits begeistert. Vom Bildnis seines Vorgängers Hugo Giese sagt er etwa: "Als ob er vor mir stehen würde." Daher ist ihm wichtig, dass ihm sein eigenes Bild auch gefällt. "Das wird da schließlich lange hängen", so Mörlein.
Was die Ehemaligen-Galerie gekostet hat, wollen weder Mörlein noch Leskau verraten. Nur: "Nicht so viel, wie man denken würde", verrät Leskau und fügt bescheiden hinzu: "Ich bin ja kein Picasso." Außerdem sei dieser Auftrag auch Werbung für sie.



