Eppelheimer Gemeinderat ist für Kauf des Heckmann-Areals

Die jetzigen Gebäude sollen abgerissen und drei neue gebaut werden - So soll die Hauptstraßen-Umgestaltung möglich werden

09.07.2015 UPDATE: 10.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Alle Gebäude auf dem Heckmann-Areal - etwa die Wäscherei und das Eiscafé - sollen abgerissen werden. Foto: Geschwill

Von Anja Hammer

Eppelheim. Beinahe feierlich kündigte Bürgermeister Dieter Mörlein das Thema an. "Heute treffen Sie einen zukunftsweisenden Beschluss", sagte er bei der jüngsten Zusammenkunft der Gemeinderäte. "Wir dürfen die Eppelheimer Ortsmitte gestalten." Und die Pläne drehen sich um das Heckmann-Gelände in der Hauptstraße - quasi das Verbindungsstück zwischen Rathaus und Wasserturmplatz. Mit einer Zwölf-zu-acht-Mehrheit beschloss das Gremium, das Gelände aufzukaufen. Die jetzigen Gebäude sollen dann abgerissen werden und drei neue entstehen.

Hintergrund

Das Heckmann-Gelände im Herzen der Stadt soll gekauft werden. Den vorderen Teil, rund 770 Quadratmeter kauft der Bauträger FWD, den hinteren Teil mit 1930 Quadratmeter die Stadt. Für Kauf, Abriss und Entmietung rechnet die Stadt auf ihrem Teil mit Kosten von gut 1,7 Millionen

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Das Heckmann-Gelände im Herzen der Stadt soll gekauft werden. Den vorderen Teil, rund 770 Quadratmeter kauft der Bauträger FWD, den hinteren Teil mit 1930 Quadratmeter die Stadt. Für Kauf, Abriss und Entmietung rechnet die Stadt auf ihrem Teil mit Kosten von gut 1,7 Millionen Euro. Eine Million Euro sollen dabei über das Sanierungsprogramm vom Land kommen. Eppelheim muss derweil noch 150 000 Euro für die Platzgestaltung und 240 000 Euro für den Raum für die Sozialstation aufbringen. Unter das Gelände soll eine Tiefgarage, 40 Stellplätze kosten die Stadt 1,2 Millionen Euro. Abzüglich des FWD-Anteils von 400 000 Euro und Steuern bleiben bei der Stadt Baukosten von rund einer Million Euro hängen. Die Verwaltung hatte einen Finanzierungsvorschlag über 30 Jahre vorgelegt: Für Zinsen und Tilgung muss Eppelheim demnach jedes Jahr rund 75 000 Euro aufbringen. Allerdings rechnet man im Rathaus mit jährlichen Einnahmen aus der Erbpacht von knapp 39 000 Euro und dann noch einmal gut 19 000 Euro aus der Vermietung der Tiefgaragenstellplätze. Somit ergibt sich für die nächsten 30 Jahre ein jährliches Minus von 17 000 Euro. aham

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Das liebe Geld ist der Grund, weshalb sich Grüne und SPD vehement gegen dieses Vorhaben stemmten. Denn: Es ist bereits testamentarisch festgelegt, dass die Stadt dieses Grundstück erben wird. Doch so lange wollen Verwaltung und die Mehrheit im Rat nicht warten. Stattdessen soll das rund 2700 Quadratmeter große Grundstück zusammen mit einem Bauträger, der Dossenheimer Firma FWD, gekauft werden. Diese wird auch die drei neuen Gebäude bauen und vermarkten, die Stadt erhält die Erbpacht für die zwei hinteren Gebäude.

Bürgermeister Mörlein stellte das Vorhaben vor. Er sah zwei Argumente, die dafür sprachen, dass Gelände jetzt zu kaufen, statt es "irgendwann einmal zu erben". Die Landesmittel, die jetzt in Aussicht gestellt würden, waren mit ausschlaggebend. Vor allem aber geht es ihm um die Umgestaltung der Hauptstraße. "Beim Gleiskörper ist Drüberfahren zwar verboten, aber da hält sich eh keiner dran", so Mörlein. Mit der RNV habe er vereinbart, dass das höhergelegte Gleis zurückgebaut und die Endhaltestelle ausgebaut werden könne. "Das geht zwar nicht heute, aber wenn die Brücke über die A 5 abgerissen wird, haben wir eh keinen Verkehr", sagte Mörlein. Ein Rückbau ohne das Heckmann-Gelände sei aber laut RNV nicht möglich. Die Pläne sehen vor, dass das vordere Gebäude etwas rückversetzt wird.

Verbesserungsmöglichkeiten sah Renate Schmidt (SPD) derweil auch ganz ohne Gleisrückbau: "Manch anderes - wie Tempo 30 oder ein Übergang an der Wasserturmstraße - lässt sich auch so umsetzen." Trudbert Orth (CDU) sah allerdings nur das "Chaos für alle Verkehrsteilnehmer" in der Hauptstraße. Mit der geplanten Tiefgarage könnte zudem die Parksituation verbessert werden. "Wenn wir daran heute nichts ändern, passiert das in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr", befand Orth. Die Zuschüsse gebe es eben jetzt, daher sei es eine "rentierliche Investition". Eine "erträgliche Sache" erkannte auch Peter Bopp, Sprecher von FDP und Eppelheimer Liste. "Sicherlich ist es kein Schnäppchen, aber in 20 Jahren ist das Gebäude fast eine Ruine", meinte Bopp weiter.

Im "nur jetzt" sah Christa Balling-Gündling (Grüne) dagegen ein "Totschlagargument". Sie wertete die Kaufen-statt-erben-Strategie als "verbranntes Geld" und verwies auf die ohnehin schon hohen Schulden der Stadt. "Wir würden uns das Projekt auch wünschen - aber es ist nicht finanzierbar", sagte Balling-Gündling. Zudem sei der Finanzierungsplan nicht realistisch, da die aktuellen Mieter bei einem Kauf einen Kündigungsschutz hätten und erinnerte an die Pleite in der Grenzhöfer Straße, wo man ein weiteres Gebäude aufkaufen musste, um die Mieter rauszukriegen.

Wie der Grünen-Sprecherin ging es auch Renate Schmidt ums Geld. Sie hob hervor, dass es eine Prioritätenliste gebe - und auf dieser stünden die Kindergärten und Schulen an erster Stelle. Genau daran störte sich Guido Bamberger (EL): "In den letzten Monaten ging es immer nur um Schulen und Kindergärten", wetterte er. "Aber es gibt in dieser Stadt auch noch andere!" Und genau diese hatten in der Gemeinderatssitzung mehr Fürsprecher.

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