Eppelheimer Finanzen: Der neue Haushalt bringt neue Probleme

Nun müssen auch die Abschreibungen von drei Millionen Euro jährlich erwirtschaftet werden - Liquiditätsprobleme werden befürchtet

07.04.2015 UPDATE: 08.04.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Der Verkehr ist ein zentrales Thema im Eppelheimer Haushalt, über 600 000 Euro fließen in den ÖPNV für Straßenbahn und City-Bus - rechts die Straßenbahnbrücke über die A 5. Fotos: Fink

Von Roland Fink

Eppelheim. War es die Euphorie, das erste Mal einen Haushalt nach den neuen Regeln des kommunalen Haushalts- und Rechnungswesens (NKHR) zu verabschieden? Oder war es die Tatsache, dass dieser Haushalt sich künftig wohl nicht mehr so gediegen zusammenstellen lässt, was den Gemeinderat zur einstimmigen Verabschiedung des Finanzplanes veranlasste?

Hintergrund

Ergebnishaushalt

> Erträge: 33 841 046 Euro

> Aufwendungen: 32 100 940 Euro

> Ergebnis: 1 740 106 Euro

Finanzhaushalt

> Einzahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit: 33 525 975

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Ergebnishaushalt

> Erträge: 33 841 046 Euro

> Aufwendungen: 32 100 940 Euro

> Ergebnis: 1 740 106 Euro

Finanzhaushalt

> Einzahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit: 33 525 975 Euro

> Auszahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit: 29 077 100 Euro

> Zahlungsmittelüberschuss aus laufender Verwaltungstätigkeit:

4 448 875 Euro

> Mittel für Investitionstätigkeit:

6 232 170 Euro

> Saldo des Finanzhaushalts:

2 030 755 Euro

Vermögensrechnung

Wesentliche Investitionen:

> Bau SMFZ, Planung: 330 000 Euro

> Tilgungen ÖPP: 554 670 Euro

> Bau Kindergarten Villa Kunterbunt:

3 400 000 Euro

> Kanalbaumaßnahmen: 385 000 Euro

> Erwerb Wohnhäuser: 600 000 Euro

Erwerb von beweglichem Anlagevermögen Verpflichtungsermächtigungen:

> Neues Löschfahrzeug: 480 000 Euro

> Neubau Kindergarten/-krippe Villa Kunterbunt: 1 399 000 Euro

> Neubau Straßenbahnbrücke über die Autobahn: 900 000 Euro

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Stadtkämmerer Hubert Büssecker ging auf die gravierenden Unterschiede zur bisherigen Kameralistik ein, "was auch heißt, dass nun über drei Millionen Euro mehr an Erträgen wegen der Abschreibungen erwirtschaftet werden müssen". Dennoch: Der Ergebnishaushalt erwirtschaftet einen Überschuss von 1,7 Millionen Euro. "Das sollte der Regelfall sein." Hohe Steuereinnahmen und Zuweisungen stehen relativ niedrigen Umlagen gegenüber. Ein Bild, das sich in den Folgejahren verändern wird.

Etwa 65 Prozent der Finanzmittel für Investitionen werden aus Darlehen gespeist, vier Millionen Euro nimmt die Stadt dafür auf. Was sich summiert und in den Jahren bis 2018 eine Darlehenssumme von über zehn Millionen Euro ergeben wird. "Ein Haushaltskonsolidierungskonzept und nur wenige Investitionen sind unumgänglich", mahnte Büssecker.

Hier hakte auch Christa Balling-Gündling (Grüne) ein, die eine beängstigende Tendenz und den Handlungsspielraum schwinden sieht: "Ab 2017 wird Eppelheim massive Liquiditätsprobleme bekommen." 15,7 Millionen Euro der Schulden von knapp 30 Millionen Euro seien den ÖPP-Projekten geschuldet. Investiert werden müsse in Kinderbetreuung und Schulausbau. "Bis 2018 ist aber nur Planungsgeld von 330 000 Euro eingeplant", so Balling-Gündling. Die Kritik der Sprecherin galt, bei aller Anerkennung der Meisterschaften, den Zuschüssen an die Kegler: "Erneut 150 000 Euro, das ist nicht länger hinnehmbar, zumal immer noch die angeforderten Bilanzen fehlen." Der Etat für die Repräsentanz von Bürgermeister Dieter Mörlein war den Grünen mit 71 500 Euro zu hoch, bei der Vergabe der Rudolf-Wild-Halle würden auswärtige Mieter besser gestellt als Eppelheimer Einrichtungen.

Dezentralisierung und Budgetierung getreu dem NKHR, anstatt alles beim Bürgermeister zu belassen, das wollte Renate Schmidt (SPD). Sie forderte die Vorlage der genauen Budgetverantwortlichkeiten, ebenso eine Gegenüberstellung der Kosten eines Umbaus zur Ganztagesschule und dem Neubau des Kindergartens gegenüber der Nutzung der Käthe-Kollwitz-Schule als Kinderbereuungseinrichtung und Neubau eines Schul- Medien- und Freizeitzentrums (SMFZ). Der Erwerb von Immobilien in Gemeindeeigentum ist für die SPD der richtige Weg, 600 000 Euro sind in diesem Jahr dafür eingeplant. Etwas mehr Mittel fließen in den ÖPNV für Straßenbahn und City-Bus. Die Personalkosten von 5,6 Millionen Euro nahm Schmidt zum Anlass, auf den Weggang leitender Mitarbeiter in der Stadtverwaltung hinzuweisen. "Wir fordern eine Vorlage mit den neuen Strukturen der Ämter."

Bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1981 Euro pro Bürger inklusive des Wasserwerks Ende des Jahres mahnte Trudbert Orth für die CDU die sorgfältige Aufgabenerledigung aller Beteiligten an. Die 15 Millionen Euro für die Sanierung der Schulen seien dennoch sinnvoll und zukunftsweisend gewesen. Orth riet zu einer Verlegung der Stadtbibliothek in die Stadtmitte, um dann die Situation zu testen, ob und wie die Bücherei am neuen Standort angenommen wird. "Damit könnte die Raumnot der Friederich-Ebert-Schule im Ganztagesbetrieb kurzfristig verbessert werden". Die Rhein-Neckar-Halle war ebenfalls Thema, wobei die CDU einem Abriss und gleichzeitigem Neubau nicht zustimmen werde. Hat der mögliche Wegfall einer Straßenbahntrasse durch das Neuenheimer Feld in Heidelberg Auswirkungen auf den zweigleisigen Ausbau der Bahnverbindung über die Brücke der Autobahn? Die Anstrengungen Eppelheims zu Gunsten des ÖPNV sollten darunter nicht leiden. Überhaupt, die Verkehrssituation verschlechtere sich: "Wir brauchen ein Zukunftskonzept, das auch durchgeführt wird", forderte Orth.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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